Sound-Design – Sound-Montage – Soundtrack-Komposition: Über die Gestaltung von Filmton

von Paul Garolea

Filme leben von ihren Bildern. Sie zeigen oft beeindruckende Bauwerke, weite Landschaften, brutale Schlachten und vieles mehr. Bilder alleine reichen aber oftmals nicht aus und es bedarf noch einer Kleinigkeit: Der Ton. In seinem Werk beschreibt der Autor Jörg U. Lensing auf verständliche Art und Weise, wie es zum vollen Kinosound kommt und was dafür nötig ist. Mit der zweiten Auflage, welche 2009 erschien, wurden viele Korrekturen und eine Umstrukturierung zum besseren Verständnis vorgenommen. Außerdem konnte Lensing so auf die tontechnischen Entwicklungen seit der Erstauflage 2006 eingehen. So liest sich das Buch nun thematisch chronologisch. Den Beginn macht eine Einführung in das menschliche Gehör und wie Schallwellen überhaupt als Information bis zum Gehirn gelangen. Über stereofones Hören und die Psychoakustik gelangt man schnell zu der Erkenntnis, was Sounddesign ist und warum gerade Filmsounddesign die Königsdisziplin ist. Tiefgreifende Informationen über den O-Ton (originaler Ton am Filmset), den Umgang mit diesem am Set und die Aufnahme mit verschiedenen Mikrofontechniken bilden einen Eindruck über die Arbeit eines Aufnahmetechnikers. Auch eine Liste der meist gebräuchlichen Mikrofone lässt sich hier finden.

Weiterführend und damit auch den Großteil des Buches umfassend werden nun alle Stationen der Postproduktion beschrieben. Lange Kapitel über Atmos, Effekte und Spezialeffekte liefern fundierte Einblicke in die Arbeit des Editors und dessen Notwendigkeit in der Postproduktion. Auch der Foley Artist, oder auch Geräusche-Macher, kommt in diesem Werk nicht zu kurz. Selbst des Deutschen liebste Arbeit in Bezug auf ausländische Filme, das Synchronisieren (Ersetzen der originalen Stimme durch deutsche Synchronsprecher), findet in Form einer Beschreibung mit und über das ADR System (Automatic Dialogue Recording) hier seinen Platz. Ein Kritikpunkt Lensings ist es, dass zunehmend kompositorische Abreiten für Filmmusik von Popmusikern oder höchsten von notenkundigen Jazzmusikern übernommen werden, die meist über zu wenig Kompositionskenntnisse verfügen.

Deswegen widmet er in seinem Buch 20 Seiten der Filmmusik, in denen von der Idee bis hin zum fertig aufgenommenen Stück viel wissenswertes vermittelt wird. Für die Profis unter den Toningenieuren ist der letzte Teil der interessanteste. In diesem werden viele Tipps beschrieben, wie aus einer einfachen Mischung exzellente Soundlandschaften entstehen können. Eine Liste mit Hör- und Buchempfehlungen rundet das Buch am Ende ab. Insgesamt erschliesst sich hier ein durchaus gut durchdachtes Werk, welches durch seinen eingängigen Sprachstil auch komplizierte Inhalte verständlich erläutert. Das breite inhaltliche Spektrum begeistert keinen Roman-Liebhaber, ermöglicht dafür jedem Sounddesign-Interessiertem, obgleich es ein Erfahrener oder Neuling ist, grundlegende und darüber hinaus weit reichende Fachinformationen.