Die GEMA Diskussion brachte mehrere schlummernde Gedanken zum Vorschein.

Wenn ich auf mal eben 20 Jahre auflegen zurückblicke, (dazu muss ich auch sagen, dass spätestens 2000 für mich Schluss war mit professionellem Auflegen), so sehe ich doch eine Entwicklung, die es dem DJ Nachwuchs verdammt schwer macht, noch davon zu leben.

Schwarzarbeit in den Clubs gab es immer und der Cash, den man dabei an der Bar, hinterm DJ Pult oder auch an der Tür einstreichen  konnte, war nicht ohne. Theoretisch (und auch praktisch) arbeitete man von Freitag bis Sonntag und der Rest der Woche war entspanntes Chillen inklusive um 13 Uhr aufstehen. Mit 250 bis 400 Mark pro Gig kam man durchaus auf 2500 Mark im Monat und da man keine Rechnungen unterschrieb, war man komplett außerhalb des Systems.  Dann kam die Techno Gentrifizierung, es wurden Stars gemacht, die Bookings professioneller und damit auch gern die alten Residents gekickt, ebenso wie der junge Nachwuchs… das Sytem wurde umgestellt von heißem scharzem bitterem UR Filterkaffee auf, im Mainstream, erfolgreiche Künstler. Das führte sicher nicht zu besseren Sets, aber zu größeren Hallen mit mehr Getränkeumsatz.

Damit verschwand die erste oldskool Riege von den Flyern und machte Platz für den Ausverkauf des sogenannten Spirits. Was folgte, war die Digitalisierung des Equipments. Traktor und Serato hielten Einzug und Jungs dachten nur noch daran, dass ja die DJs die Mädels abbekommen (Es sind übrigens eher die Barkeeper…) Jeder wurde DJ, aber viele schauten verwundert bei der Frage nach 1210ern und letzten Endes konnte keiner wirklich von den 50 Euro Gage mehr leben.  Das war jetzt nicht so ein Drama, schließlich gibt es ja auch sowas wie Lehrstellen und das Land braucht schließlich Bäcker weitaus nötiger als DJs.

Diese zweite Welle war nun bzw. ist nun bedroht von der GEMA Debatte, denn auch hier gilt wieder, werden jetzt alle ECHTEN Daten aufgeführt, also:

Größe des Clubs
Anzahl der Gäste
etc.

Das führt zu einer weiteren Aussortierung, durch Reduzierung der Clubs, durch mainstreamlastigeres Programm und dem Einkauf von DJs, die keine DJs mehr sind.

Wie definiert man DJ?

Als technisch versierter DJ der sogar mit drei 1210ern einheizt?
Als Produzent mit jeder Menge Knöpfe und Drehreglern und 3 Apple Notebooks?
Oder eben als reine Show wie Guetta, Deadmaus, Skrillex und Konsorten?

Wir als Clubgänger sollten uns klar darüber sein, dass wir für einen „Topact“ die 30 Euro Eintritt hauptsächlich in eine Show investieren, oder lieber nen 10er bezahlen, für einen Abend von dem man erwarten kann, dass man zum Tanzen und Feiern animiert wird. Sonst wird das nix mit dem Nachwuchs.