15:00 Trash (Oranienplatz 17) Chuckamuck

17:00 Jonny Knüppel (Schleusenufer 4A) Stanley Brinks & Freschard

19:00 Lovelite (Simplonstraße 38) Party Fears

21:00 AntjeØklesund (Rigaer Straße 71-73) Transformers

(Warm Up Show am 17.5.mit Gewalt /Ghost Pony

Eintritt frei

Vier Bands, vier ehemalige Clubs – am 18. Mai feiern wir das musikalische Vermächtnis der Stadt.

Chuckamuck, Party Fears, Transformers, Stanley Brinks & Freschard,Trash, Jonny Knüppel, Lovelite, AntjeØklesund.

Ein Umzugswagen wird zur mobilen Bühne, Friedrichshain-Kreuzberg erinnert sich an früher.

Gute Musik, intime Einblicke und vielleicht das eine oder andere Gesicht, das mit dem Club aus eurem Leben verschwunden ist. Umsonst und draußen und bald.

Präsentiert durch Gusto – Ablass für Massenkultur und What Difference Does It Make.

Gefördert durch die Musicboard Berlin GmbH und den FRIX Fonds Friedrichshain-Kreuzberg.

Am 18. Mai 2019 sollen an vier verschiedenen Orten in Friedrichshain und Kreuzberg ehemalige kulturelle Knotenpunkte Berlins durch ein jeweils kleines Konzert wieder auferstehen und damit das musikalische Vermächtnis des Bezirks noch einmal aufleben lassen. Gleichzeitig sollen die Zuschauer zum kritischen Denken angeregt werden, wie in der Zukunft solche Räume geschützt werden können. Exemplarisch für diese Entwicklung stehen bei dem Projekt vier verschiedene Veranstaltungsorte, die alle ihren Betrieb einstellen mussten.

Dort soll jeweils eine Band ein kurzes Set spielen und der Ort durch Erfahrungsberichte von Besuchern, Betreibern und Anwohnern wieder ins kulturelle Gedächtnis gerufen werden.

This town is coming like a ghost town, all the clubs have been closed down, this place is coming like a ghost town, bands won’t play no more”
sind die ersten Zeilen des Songs “Ghost Town” von “The Specials”, der sich u.a. mit der immer schneller verändernden Sub- und Clubkultur in London auseinandersetzt.

Dies könnte auch eine Metapher für Berlin sein, denn immer mehr Initiativen, Clubs und Projekträume schließen, weil der ökonomische Druck für die Betreiber*innen zu hoch wird. Der bunte Stadtraum wird immer mehr zur Spekulationsmasse für Wenige, die es sich leisten können. Eigentlich ein Paradox für eine Stadt, deren Mythos auf einer offenen und vor allem vielfältigen kulturellen Szene fußt. Diese kulturelle Vielfalt braucht aber, um zu überleben, verfügbare Räume und bezahlbare Mieten und vor allem den Rückenwind der Stadtpolitik. Ohne diese Voraussetzungen wird Berlin in den nächsten Jahren eben genau das werden, eine “Ghost Town”!

Deshalb werden für einen Tag vier ehemalige subkulturelle Orte in Friedrichshain-Kreuzberg auferstehen und das Vermächtnis der Bezirke noch einmal deutlich machen. Das subkulturelle Kapital der Vergangenheit soll die Perspektive für den zukünftigen Umgang mit Raumkultur erweitern. Dieser Ansatz soll künstlerisch und laut aufzeigen, welche spannenden und nicht vorrangig auf ökonomischen Gewinn ausgelegten Initiativen keinen Platz mehr im sich immer schneller verändernden Berlin haben. Besonders für junge Bands wird es immer schwieriger durch den Wegfall dieser subkulturellen Orte Bühnen zu finden, auf denen sie auftreten können. Ohne Räume und bezahlbare Mieten wird Berlin in Zukunft sein Kapital verspielen und auf lange Sicht seine Strahlkraft verlieren.

die Bands

Chuckamuck
vor dem Gebäude des ehemaligen Trash (Oranienplatz 17)
Der Klassiker: drei Schulfreunde gründen als Teenager eine Rockband in Berlin und sie kommen beim Label Staatsakt unter Vertrag. Von da an geht es für Chuckamuck rund. Die Band, die sich im Spirit von Chuck Berry nach einem Song von King Khan benannt hat, bringen drei tolle Alben raus und spielten hunderte entfesselte Konzerte.Garage trifft Country, Country trifft Rock n Roll und Rock n Roll trifft Berlin. Chuckamuck sind eine mitreißende und energetische Band in bester Rock n Roll Tradition.

Stanley Brinks und Freschard
vor dem Gebäude des ehemaligen Jonny Knüppels. (Schleusenufer 4A)
Manche werden Stanley Brinks noch unter dem NamenAndreHerman Dune kennen. Gemeinsam mit seinem Bruder erzielte er als Mitglied der eigenwilligen Indie-Folk-Pop-Formation
Herman Dune vor einigen Jahren mit dem Album „Giant“ einen Achtungserfolg. Heute singt er zusammen mitFreschardwundervoll ironische Folk-Songs über die schmutzigen Straßen Berlins und ihre Lebenswelt in Kreuzberg. Doch neben guten Beobachtern sind die beiden vor allem eins: gute Musiker.

Party Fears
aus Berlin vor dem Gebäude des ehemaligen Lovelite (Simplonstraße 38)
Party Fears wurde erstmals in Südkorea von der gebürtigen Nordirin Maggie Devlin gegründet. Mit der ehemaligen BaekMa-Bandkollegin Eilis Frawley zog die Band weiter nach Berlin, um mit rockigen Gitarrenriffs, Party-Shout-Outs und unbarmherzigen Disco-Drumbeats ihre Art-Pop-Meets-Garage-Vision zu verfolgen.

Die Transformers
vor dem ehemaligen Gebäude des Antje Øklesund (Rigaer Straße 71-73)
Die Transformers, eine Berliner Soupergroup, die extra für das Projekt zusammengestellt wurde, tritt vor dem ehemaligen Gebäude des Antje Øklesund (Rigaer Straße 71-73) auf. Die Transformers spielen den gentrifizierungskritischen Soundtrack Berlins 2019.
Die Musiker*innen, die sonst in den Bands Trucks, Susie Asado, Featherweights, Sorry Gilberto und Hayung spielen,
werden einen Mix aus ihren eigenen Songs und Protestliedern vor dem ehemaligen Underground Club in Friedrichshain zum Besten geben.

die Veranstaltungsorte

  1. Trash

15 Uhr gehts los und zwar an diesem geschichtsträchtigen Ort: 1995 öffnet das Trash im ehemaligen Kaufhaus Brenninkmeyer am Oranienplatz seine Pforten. Schnell wurde es zu einem beliebten Treff der Punkszene. Als Nachbar des berühmten SO36 konnte es sich in einem bereits etablierten Punkkiez verorten und diesen erweitern. Doch die wilden Nächte blieben nicht ewig. 2008 wurde das gesamte Gebäude verkauft und grundsaniert. Zwar zeigte man sich zunächst großzügig und ließ kostenlose Zwischennutzung zu, aber prestigeträchtig sollte es schon sein: Die Berlin Biennale, die Kunsthochschule Weißensee und die Fotoagentur Ostkreuz durften temporär einziehen, bevor 2017 das Luxushotel Orania.Berlin eröffnete.

  1. Jonny Knüppel

Das kollektiv betriebene Jonny Knüppel zog 2015 auf die Lohmühleninsel, um einen Ort für Kunst, Musik und Nachbarschaftsinitiativen – oder kurz Freiraum – zu schaffen, inmitten von längst über-touristifizierten und kommerzialisierten Clubs. Mit einem Programm zwischen Jazz und Techno, Kunstinstallationen und Diskussionsveranstaltungen, etablierte er sich schnell in der oft für tot geglaubten Subkultur. Doch durch einen Kabelbrand wurden die Behörden aufmerksam und machten das Kollektiv durch hohe Auflagen praktisch handlungsunfähig.

  1. Lovelite

Das Lovelite war seit Mitte der 90er fester Bestandteil der Friedrichshainer Kiezkultur, setzte auf familiäre Strukturen und selbstgebaute Einrichtung und etablierte sich als Hotspot für all jene, die nach Techno-Alternativen suchten. Doch 2014 stand fest: er muss Neubauten weichen. Der Betreiber Hauke Stiewe setzte auf sanften Druck statt Konfrontation oder Kapitulation und erreichte durch sein Versprechen, den Bau nicht zu blockieren oder zu verzögern, dass ein Kulturcafé in das Neubauprojekt mit eingeplant wurde. So konnte das Lovelite 2016 mit neuer Ausrichtung wiedereröffnen. Doch die Frage bleibt: wie viel Kunst überlebt im Neubau?

  1. Antje Øklesund

2005 wurde der Labor- und Projektraum für musikalische und künstlerische Konzepte Antje Øklesund in einer ehemaligen Schlosserei eröffnet. Zahlreiche Kunstaktionen und wilde Konzerte lockten ein breites Publikum über übliche Genregrenzen hinaus durch das Mauerloch, das als Eingang diente. Nachdem der Plan, das Gelände als Mietergemeinschaft zu kaufen, gescheitert war, wurde es – wie könnte es auch anders sein – an den meistbietenden Investor abgetreten. Nach zahlreichen Abschiedspartys und zähen Verhandlungen, standen plötzlich über Nacht die Bagger im Hof.