Mijk ist DJ, Liveact, Producer & Remixer aus Berlin und seit 1990 im Techno und House Biz.

Photo by Sumio Takemoto

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Wie hast du die Club und Festival Saison 2019 empfunden, was waren deine Höhepunkte?

Mir hat der Zug der Liebe sehr gut gefallen. Ich habe dort zum ersten Mal auf einem Wagen gespielt und zusammen mit der Crew von Dangerous Drums und Der Weiße Hase eine fantastische Zeit gehabt. Es stellten sich Glücksmomente wie bei früheren Loveparades ein, als wir noch mit kleinerem Equipment über den Ku’damm zogen.

Die Club Landschaft hat sich verändert. Wenn du 20 Jahre zurück denkst und dann die Zeit mit heute vergleichst, inwiefern hat sich die Kultur der elektronischen Tanzmusik verändert?

Mittlerweile ist ja alles “erfunden”: das Grundprinzip eines Dance-Tracks, die Art und Weise wie DJs mixen, die Methodik, wie man eine Party veranstaltet. Doch House und Techno funktionieren erstaunlicherweise immer noch nach ähnlichen Regeln wie vor 30 Jahren. Nach wie vor sind es der Beat und der Bass für den Körper, die Melodien und die Töne für die Seele, die Gemeinschaft einer Nacht und der Wunsch nach mehr am nächsten Morgen, die uns immer wieder in dieses wunderbare Nightlife treiben.

Was für Projekte darfst du für 2020 ankündigen?

Ganz viel Techno. Gerade kamen Remixes von mir auf den relaunched Labels Force Inc und djungle fever raus. Demnächst dann auch eigene EPs. Meine neue Single “Time 4 Action” auf microglobe steht in den Startlöchern und dahinter stauen sich schon andere Produktionen, die ich bereits erfolgreich im Club testen konnte. Außerdem war ich mit mehreren Leuten im Studio, einmal mit Henning Richter aus Berlin, einmal mit Baby Doc aus England, demnächst mit Dr.Walker von Air Liquide und das werden auch ziemlich coole EPs werden.

Du hast ein arbeitsreiches Wochenende mit vielen verschiedenen Eindrücken hinter dir, wie entspannst du dich am Besten, hast du paar Tipps für uns?

Erstmal lange Ausschlafen. Dann ein gesundes Spätstück mit viel Kaffee oder auch ein schön fettiges chinesisches Nudelgericht und viel Wasser trinken, zum Detoxen, falls nötig.. Zum Entspannen schaue ich mir gerne einen guten Film, Serie oder Dokumentation an. Oder Fussball. Manchmal zieht es mich aber auch schon wieder an die Instrumente, um eventuell eine musikalische Idee festzuhalten, die mir beim Auflegen gekommen ist.

Japan, die Japaner lieben dich. Was ist das besondere an japanischen Partys? Beschreibe uns bitte die Atmosphäre.

Ich habe dort wirklich sehr treue Fans und bin dafür auch sehr dankbar. Mir gefällt die Freundlichkeit und die uneingeschränkte Begeisterung, mit der das Publikum dort feiert. Der Alltag in Japan kann sehr reglementiert sein und Techno-Parties bieten die Möglichkeit der kleinen Flucht in ein Paralleluniversum, wo zwanglose Freiheit herrscht. Zum anderen kennen sich viele japanische Techno-Fans extremst gut aus, mit der Musik, aber auch mit anderen Aspekten der Popkultur. Aber Liebe will auch erwidert werden: ich liebe das Land, die Leute, die Kultur, das Essen. Es ist eine wunderbare Beziehung zwischen mir und Japan, seit mittlerweile ziemlich exakt 25 Jahren.

Dein schönstes Erlebnis auf einem Gig.

Zu viele, um eins rauszupicken..

Am emotionalsten: diverse Gigs in Japan, wenn das Publikum zu meinem Remix von Denki Groove’s “Niji” so laut mitsingt, dass ich die Platte am Mischpult runterziehen kann und sich alle gegenseitig in den Armen liegen. Zum ersten Mal hatte ich den Remix 1995 in Tokyo ganz frisch und noch vor der Veröffentlichung gespielt. Schon da kannte die Begeisterung keine Grenzen, wie das Coverphoto auf meiner in Japan erschienenen “Past Perfect”-Compilation zeigt.

Am intensivsten: als mein Live-Equipment direkt zu Anfang meines Gigs bei Nature One 2012 abstürzte und ich nach dem Reboot nicht wusste, ob der Laptop diesmal durchhält. Die ganze Stunde habe ich dann so intensiv gespielt, als wäre es die letzte Sekunde vor dem erneuten Crash. Ich danach: total fertig, total glücklich, totaler Wahnsinn!

Am kultigsten: eine Jam-Session in der Else im Juli 2013 mit einigen Helden meiner Jugend: Michael Rother, FM Einheit, dazu Cosmic Baby, Air Liquide, Renaat Vandepapeliere.

Was magst du an Berlin, was magst du nicht an Berlin. Bitte jeweils eine Aussage.

Ich mag an Berlin, das es sich ständig verändert.
Ich mag nicht an Berlin, wie es sich gerade verändert.

Was war das für ein Gefühl, als du die erste Vinyl Scheibe von dir selbst in der Hand hattest? So etwas zu beschreiben kann man nur, wenn man es selbst erlebt hat. Was geht einem da durch den Kopf?

Tolles Gefühl natürlich. Ich liebe das schwarze Gold noch immer und wie im Falle meiner neuen Veröffentlichungen auf djungle fever darf es auch gerne bunt und recycled sein. Aber zurück zu meiner ersten Vinylscheibe: noch toller war es, als Westbam meine erste LoopZone-12” auf Low Spirit 1990 im UFO am Kleistpark auch auflegte und alle dazu tanzten. Plötzlich gehört dein eigenes Stück zu der Musik dazu, die du so unglaublich liebst. Weil Musik gehört und gespürt und gefeiert werden muss, egal von welchem Medium sie abgespielt wird.