14. Februar 2020 Kantine am Berghain
Adresse: Am Wriezener Bahnhof 10243 Berlin
Einlass 20:00 Beginn 21:00 Vvk 10,50€ + Gebühr [ KoKa36 Ticketbude ] Ak 12,00€

Record Releaseshow
Jakob Dobers “Der Rest vom Licht”
Vö.: 14.2.2020 (Label: Staatsakt. Vertrieb: Bertus/Zebralution) (LP/CD und auf allen einschlägigen Download- und Streamingportalen)

live

Matching Outfits

Jakob Dobers & Band
Josepha Conrad | Freddy Fischer | Florian Sievers

„Stell Dein Fahrrad an die Mauer, sie ist noch warm von der Sonne, wir sollten nett zu diesen Leuten sein“, mit diesen Worten beginnt Jakob Dobers Solodebütalbum „Der Rest vom Licht“.

Und irgendwie steckt bereits die Essenz seiner ganzen Poesie in diesen ersten Songzeilen. Aber da wären auch gleich ein paar kratzende Fragen, die er mit ihnen aufwirft: Ja, warum sollte man sein Fahrrad an eine warme Wand stellen, das kann dem Fahrrad doch egal sein.

Ja, dem Fahrrad schon, aber seinem Fahrer vielleicht nicht. Aber eine warme Mauer bleibt immer noch eine Mauer. Schon richtig, aber eine freundlichere Mauer vielleicht. Vielleicht doch auch ganz gut, weil man möglicherweise Angst vor den Leuten hat, die hinter dieser Mauer wohnen. Oder diese Menschen vor uns.

Hinter einem Gemäuer in einem Studio in Berlin spielt eine Rhythmus-Gruppe mit Freddy Fischer am Schlagzeug und Josepha Conrad am Bass eine schluffig-tighten, Indiesoul-Beat dazu, während Jakob Dobers psychedelische Prilblumen mit der Gitarre auf die Wall of Sound malt. Florian Sievers, Mitproduzent des Albums und ansonsten als Das Paradies beim Label Grönland als Songschreiber unter Vertrag steuert ein paar Keyboardflächen dazu. Im Laufe des Songs befindet wir uns auch schon mitten im Herbst des Lebens, in dem die Blätter einfach braun werden – ohne einen Mucks.
Dobers Songpoesie ist immerzu voll von politischen Anspielungen und Bildern, die aber wiederkehrend von seinen alltäglichen Beobachtungen und den daraus resultierenden Assoziationen gekreuzt werden. Plötzlich will er eben doch lieber über Pferde singen!

Das hat Dobers schon in den Neunzigerjahren in den Liedern seiner Band Zimtfisch so gemacht. Sie veröffentlichten sogar eine Platte bei Alfred Hilsbergs legendärem Zickzack-Label, aber dann verschwanden sie wieder in den Second-Hand-Regalen des Lebens. Dobers gründete dann zusammen mit Anne Von Keller das mittlerweile zum Duo geschrumpfte Trio Sorry Gilberto.

Nun also sein Solo–Debüt-Album im zarten Alter von 50. Das muss man auch erstmal bringen. Aber all die Weisheit, die in all diesen 13 Songs steckt, diese erstaunliche Beobachtungsgabe,
ja dieses Zen-buddhistische, freie floaten im Fluss des Lebens, das alles erfordert nicht nur Talent und eine große Bereitschaft, sondern vor allem sehr lange Reifeprozesse. Abertausende von Songzeilen und Kadenzen.

„Der Rest vom Licht“ ist natürlich auch eine Berlinplatte. Seine Protagonisten sind allesamt Stadtbewohner. Der Mieten sind hoch.
1991 kam Jakob Dobers aus Hamburg hierher. Mutantenstadt nennt er die Metropole in einem Song. Mutanten. Durch Mutation veränderte Individuen. Ihren ganzen Wandel hat er beobachtet in den letzten Jahren. Man gewinnt auf „Der Rest vom Licht“ oft den Eindruck, Dobers habe sich fast 30 Jahre für uns auf einer Parkbank niedergelassen. Als poetischer Chronist der mehr als merkwürdigen Veränderungen dieser Stadt. Er selbst sieht jedenfalls mittlerweile so aus wie Allen Ginsberg.

Und vielleicht könnte man ihn tatsächlich auch einen Beatnik nennen. Einen Beatnik in Zeiten von Startups, Dieselgate, Mercedes-Platz, AfD, Trump, Instagram und Fakenews. Ja, viele schöne und dreiste Lügen machen die Runde! Von Politikern, Geschäftsleuten und rechten Philosophen in die Welt gesetzt.
Nur die Poesie, die belügt uns nie, weil sie immer nur Raum für Assoziationen in uns weckt. Sich am Tag daran zu erinnern, dass man in der Nacht noch Träume hat.
Kein Wunder das sich ein Lyrikband auf dem Buchmarkt so schlecht verkauft. Lügen verkaufen sich halt einfach besser! Oder gleich die Ratgeberliteratur. Wie gut, dass Jakob Dobers seine kluge Poesie in diese Songs verpackt hat. Ein Buch hat er allerdings auch mal veröffentlicht. Eine Kurzgeschichtensammlung beim Kook-Verlag:
„Falsche Russen im Buch“. Das war 2004.

Für eine Wohnung im neuen Gated-Community Haus hat seine bisherige Karriere offenbar nicht gereicht. Aber wer will darin schon freiwillig wohnen?! Nur Menschen die immerzu von diversity reden, weil sie in ihrer Angst-besetzten saftey zone überhaupt keine gedankliche Vielfalt mehr zulassen können.

„Der Rest vom Licht“ wendet sich darum an alle Musikliebhaber auf dem Land und in den Städten, für die das Leben kein Investment, sondern immer noch ein großes Wunder ist.
Das Gewicht der Worte auf diesem Album ist bei aller thematischer Schwere federleicht, das liegt natürlich auch am funky Indiefolk zwischen The Modern Lovers und Die Sterne, und völlig egal ob Jakob Dobers nun gerade über Diebstahl, Hyänen oder das Wetter singt, am Ende findet sich bei ihm das große Ganze eben immer auch im unendlich Kleinen wieder. Wenn nur etwas Licht hineindringt.

(Maurice Summen)

Matching Outfits

is a Berlin-based trio helmed by singer-songwriter Linnea Mårtensson. Her melodic Casio-led songs are augmented by bass, drums, guitar and sun-streaked harmonies, courtesy of bandmates Rachel Glassberg and Leah Corper. Bright twee pop and wistful ballads backdrop Mårtensson’s softly-sung Nordic-accented vocals.