Im Augenblick weiß noch keiner so recht, wann und vor allem wie es wieder losgehen kann. Die Berliner Clubs hoffen jedenfalls, dass im Sommer wieder Veranstaltungen unter freiem Himmel stattfinden können. Das neue Infektionsschutzgesetz der Bundesregierung könnte jedoch alle Hoffnungen wieder zunichtemachen.
Erst Hoffnungen geweckt, um dann wieder zu enttäuschen
Erst vor ein paar Wochen stellte Berlins Kultursenator Lederer der Berliner Clubszene in Aussicht, dass die Berliner Clubs im Sommer 2021 zumindest in den Außenbereichen wieder öffnen können, wenn sie ein entsprechendes Hygienekonzept vorlegen können. Gegenüber dem rbb sagte er, dass das der richtige Schritt sei, um den Menschen wieder Hoffnung zu geben. Die Vorsitzende der Berliner Clubkommission Pamela Schobeß sagte dazu: „Wir sind gut in der Lage, auf Außenflächen Hygienekonzepte umzusetzen.“ Die Berliner Clubkommission ist ein Zusammenschluss von etwa 300 Berliner Clubs.
Aus Sicht der Clubkommission, das ist ein Zusammenschluss von mehr als 300 Clubs in der Stadt, geben Veranstaltungen unter freiem Himmel den Menschen zumindest etwas Lebensqualität zurück. Darüber hinaus seien sie auch viel sicherer als private Treffen in geschlossenen Räumen zu Hause.
Auch bei vielen der Clubber sitzt die Enttäuschung immer tiefer. Anstatt sich ausleben zu können, heißt es abends zu Hause zu sitzen und sich so gut wie möglich die Zeit zu vertreiben mit Musik hören, Netflix schauen oder auch an dem einen oder anderen Automaten wie am Starburst Automat online spielen. Das zu Hause Bleiben und sich abends nicht mal am Späti treffen zu können, geht vielen langsam aufs Gemüt.
Das Infektionsschutzgesetz wirft allen neue Knüppel zwischen die Beine
In vielen europäischen Ländern wird bereits wieder geöffnet und auch Veranstaltungen mit einer begrenzten Anzahl an Zuschauern sind teilweise wieder möglich. In Barcelona fand bereits Ende März ein Testkonzert im Palau de Sant Jordi mit 5.000 Zuschauern statt, die den Klängen der die Indie-Pop-Rocker von „Love of Lesbian“ lauschen konnten. Zutritt bekam nur, wer ein negatives Testergebnis vorweisen konnte. Zur Erinnereung: Die Inzidenzen liegen dort auf ähnlichem Niveau wie bei uns. Das von einigen im Vorfeld befürchtete Superspreading-Event fiel jedoch aus, da auch alle in den Schlangen am Ein- beziehungsweise Ausgang den Sicherheitsabstand einhalten mussten.
In Deutschland wurde nun, trotz Bedenken in den Bundesländern das neue Infektionsschutz der Bundesregierung beschlossen, dass sich weiterhin starr an Inzidenzen orientiert und vor allem die Club- und Kulturszene abermals vor den Kopf stößt, in dem die Ausgangssperren bei Inzidenzen über 100 bestehen bleiben sollen.
Für die Clubs der Stadt und Veranstalter bedeutet das konkret, dass sie das Jahr 2021, zumindest aber den Sommer 2021 vermutlich abschreiben können, wenn nicht noch ein Wunder passiert, da kaum damit zu rechnen ist, dass die Zahlen so schnell unter die Marke von 50 fallen. Auch für den Sommer geplante Konzerte, wie etwa die Ramstein-Konzerte, die im Juni 2021 stattfinden sollten, wurden bereits auf das nächste Jahr verschoben. Ob das Lolapalooza Festival stattfinden kann, steht noch in den Sternen, wahrscheinlich wohl eher nicht. Das wäre dann schon das zweite Jahr in Folge.
Nicht wenige hatten bereits in neue Stühle und Equipment investiert, weil sie davon ausgingen, dass zumindest im Sommer wieder etwas möglich sein sollte. Manche bereiten sich schon darauf vor Insolvenz anmelden zu müssen, sobald die staatlichen Hilfen auslaufen. Da die meisten in der Szene Beschäftigten bereits vollständig von den Staatshilfen abhängig sind, wird der wirtschaftliche Druck immer größer. Von den Einzelschicksalen, die daran hängen und den psychischen Belastungen ganz zu schweigen.
Berliner Clubs – ein wichtiger Wirtschaftsfaktor
Die Berliner Clubs sind international geschätzt und zu normalen Zeiten ein enorm wichtiger Wirtschaftsfaktor in der Stadt. Vor der Pandemie locken sie rund drei Millionen Touristen im Jahr in die Stadt. Davon profitierten nicht nur die Clubbetreiber und Veranstalter, sondern auch die Hotelbranche, das Gastronomie- und Transportgewerbe. Rund 1,5 Milliarden Euro jährlich flossen so in die Stadt. Die Berliner Clubszene, die immerhin auch um die 9.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigte, kam dabei selbst auf einen Anteil von um die 170 Millionen Euro.
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