Über 14 Monate Stillstand. Keine Gäste, kein Verkauf, keine Einnahmen. Ohne Hilfe hält das wirtschaftlich kein Club aus. Viele Clubs hierzulande haben deshalb auch schon aufgegeben. Andere konnten sich mit Staatshilfen geradeso über Wasser halten. Einige Clubs und Künstler haben sich dagegen bereits im März 2020 zusammengeschlossen und die Initiative „United we Stream“ ins Leben gerufen.
In Zusammenarbeit mit dem Sender „Arte“ wurde begonnen Live Gigs aus den Clubs in alle Welt zu streamen und zu Spenden aufgerufen. Die Initiative hat sich schnell zu einer weltweiten Plattform entwickelt. Mittlerweile beteiligen sich auch Clubs in Amsterdam, Greater Manchester, Hamburg, Leipzig, München, Nürnberg, Stuttgart, im Rhein-Main-Gebiet, am Oberrhein, in Wien, Bangkok, Ho-Chi-Minh-Stadt, Madrid, Paris und Stockholm.
Voller Erfolg – allein in Berlin sind über 600.000 € Spendengelder geflossen
Die „United We Stream“ App der Berliner Clubkommission, die laufend Informationen über neue Streams und alles drum liefert, gehört für vielen Nachtschwärmer und Clubber genauso auf das Handy wie Candy Crush oder die Stake Casino App. Apropos: Hier gibt es übrigens einen Stake Testbericht mit Erfahrungen anderer Nutzer.
Über das Streaming sind durch Spenden allein im Sommer 2020 in Berlin 600.000 € zusammengekommen, die an notleidende Clubs in der Stadt verteilt wurden, um deren Überleben zu sichern. Mehr als 15.000 Personen in der Stadt beteiligten sich an der Spendenaktion. Weltweit flossen sogar mehrere Millionen Spendengelder an die über die Plattform zusammengeschlossenen Clubs und Künstler.
Mittlerweile dürfen die Clubs jedoch so langsam wieder öffnen. Die große Frage, die sich jetzt stellt, ob die Bereitschaft zur Unterstützung weiter anhält oder ob vielleicht ein anderes Geschäftsmodell gefunden werden muss.
Streaming-Dienst wie Spotify kaum realisierbar
Eine Umstellung von United We Stream auf einen Abo-Dienst oder ähnliches dürfte sich als kaum realisierbar gestalten. Das kann aus verschiedenen Gründen nicht klappen. Zum einen gibt es, wenngleich bereits mehrere 100 Clubs und noch mehr Künstler mitmachen, immer noch viel zu wenig Inhalte und Live-Events finden schließlich auch nicht rund um die Uhr statt. Daher dürfte es insgesamt nur wenig Bereitschaft geben, tatsächlich ein verpflichtendes Abo für einen solchen Dienst abzuschließen.
Zum anderen, das haben die Beispiele Spotify und Deezer gezeigt, lässt sich eine weltweite Streaming-Plattform nur mit einem ungeheuren finanziellen und technischen Aufwand auf die Beine stellen, der nur durch den Einstieg externer Investoren möglich ist und ein entsprechendes Wachstumspotential voraussetzt.
Dass sich Investoren für ein solches Projekt finden, dürfte mangels der Voraussetzungen ein Traum bleiben. Daher bleibt den Verantwortlichen weiterhin nur über Kooperationen wie mit Arte oder über Youtube oder Twitch zu streamen. Ob hierdurch kostendeckende Einnahmen generiert werden können, muss sich erst noch zeigen.
Es bleibt also weiterhin nur die Finanzierung über Spenden, was ja auch der Grundgedanke von „United We Stream“ ist, um den unter wirtschaftlicher Not leidenden Clubs zu helfen. Wenn der Rubel jedoch wieder rollt, weil irgendwann alles wieder ohne Beschränkungen geöffnet werden kann, weil man durch Impfungen die Pandemie in den Griff bekommen hat, dürften die Spendeneingänge jedoch abebben.
Das wiederum muss jedoch nicht das Aus für United We Stream bedeuten. Die Plattform könnte für die Clubs und beteiligten Künstler weltweit auch als Marketing-Plattform dienen und ein Minimum an Content wird schließlich auch geboten. Das wiederum könnte auch weitere Werbepartner anziehen, wenn die Reichweite stimmt.
Berliner Clubszene
In Berlin gibt es mehr als 200 Clubs. Die Berliner Clubszene zieht junge Leute aus der ganzen Welt an und war vor der Corona-Pandemie ein bedeutender Tourismus- und Wirtschaftsfaktor geworden, der jedes Jahr hunderte Millionen in die Stadt spülte. Dementsprechend viele Menschen arbeiteten auch in den Clubs. Schon mit dem ersten Lockdown und der seitdem andauernden Schließung haben viele davon ihre Arbeit verloren oder sind, wenn sie Glück hatten in Kurzarbeit geschickt worden, falls sie ein Anstellungsverhältnis besaßen. Nur ganz wenigen Clubs sind staatliche Hilfen zuteilgeworden.
Wie beim rbb berichtet wurde wurden von insgesamt 48 gestellten Anträgen 38 bewilligt. Dabei handelte es sich jedoch auch um etablierte Clubs, die bereits seit Jahren einen funktionierenden Geschäftsbetrieb belegen konnten. Mit den Corona-Hilfen vom Staat wurden zum Beispiel die Clubs About Blank, Cassiopeia, Frannz, Sage, Tresor, Kater Club, Schwuz, Rummelsbucht und Lido unterstützt. Diese erhielten im Durchschnitt 81.000 allein bis zum Sommer 2020.
Da nun die Außenbereiche der Clubs wieder öffnen dürfen, keimt bei den Betreibern, aber auch bei den Clubbern allmählich Hoffnung auf, dass irgendwann wieder alles so sein könnte wie früher. Jedoch und das soll an dieser Stelle auch gesagt werden, wird es dann den einen oder anderen Club, in dem sich vor Corona viele Leute trafen, nicht mehr geben.