Die Clubcommission begrüßt die am 1. Juni beschlossenen Lockerungsmaßnahmen seitens des Berliner Senats, kritisiert aber gleichzeitig die Entscheidung, dass weiterhin nur Veranstaltungen mit fest zugewiesenen Sitzplätzen möglich sind. Ein zeitgemäßes Verständnis von Kultur und den Bedürfnissen der Bevölkerung lassen vor dem Hintergrund des geringen Infektionsrisikos im Freien keine andere Schlussfolgerung zu, als die Abschaffung des Tanzverbots unter freiem Himmel. Des weiteren fordert die Clubcommission die zeitnahe Durchführung von Testveranstaltungen in Innenräumen, wie sie zuletzt in Barcelona, Amsterdam und Liverpool durchgeführt wurden.

 

Der Berliner Senat hat entschieden, geplante Lockerungen des Stufenplans vorzuziehen. Die Abschaffung der Testpflicht beim Besuch der Außengastronomie, die Öffnung von Kultur- und Veranstaltungsstätten für das Publikum und die Anhebung der Personenobergrenzen sind ein wichtiger Schritt zurück zur Normalität. Sinkende Inzidenzen, das flächendeckende Testangebot und die fortgeschrittene Impfkampagne rechtfertigen diese Entscheidung. Dass jedoch am Verbot von Tanzveranstaltungen auf Außenflächen festgehalten wird, lässt sich in keiner Weise begründen.

Schon im vergangenen Jahr überzeugten Veranstalter:innen und Clubs mit sicheren Veranstaltungskonzepten. So fanden zum Tag der Clubkultur am 3. Oktober 2020 mehr als 30 Veranstaltungen sowohl in Innenräumen als auch auf Außenflächen statt. Durchdachte Hygienekonzepte und ein hohes Verantwortungsbewusstsein seitens der Verantwortlichen reduzierten das Ansteckungsrisiko auf ein absolutes Minimum.

Eine Befragung der Berliner Clubbetreiber:innen und Veranstalter:innen, die im April von der Clubcommission durchgeführt wurde, bestätigt, dass innerhalb der Clubkultur ein fundiertes Wissen über Infektionssschutzmaßnahmen existiert und eine ebenso hohe Bereitschaft, diese umzusetzen. So schätzten 90 Prozent der Befragten ihre Kenntnisse zu Hygienekonzepten gut oder sehr gut ein. Ebenfalls erklärte sich die Mehrheit bereit, bei Veranstaltungen Impfpässe oder Testergebnisse zu kontrollieren, Schnelltests anzubieten oder mit Apps und personalisierten Tickets zu arbeiten.

Dass auf Außen- und Freiflächen das Tanzen weiterhin verboten bleiben soll, ist daher aus Sicht der Clubcommission nicht nachvollziehbar. Es widerspricht der Einschätzung führender Aerosolforscher:innen, die in einem offenen Brief argumentierten, dass Ansteckungen fast ausschließlich in geschlossenen Räumen stattfinden. Hinzu kommt, dass die Öffnungsschritte für Kultur vor allem mit Blick auf die sogenannte Hochkultur entwickelt wurden. Für viele Menschen kann das Tanzen auf einem Open Air jedoch genauso bereichernd und identitätsstiftend sein wie ein Museumsbesuch. Deshalb fordert die Clubcommission, das Verbot von Tanzveranstaltungen abzuschaffen.

Teil des Sechs-Punkte-Plans der Clubcommission zur Wiedereröffnung ist zudem auch die Durchführung von Testveranstaltungen in Innenräumen. In anderen europäischen Städten wurden zuletzt unter wissenschaftlicher Begleitung entsprechende Tests im Rahmen von Groß- und Kleinveranstaltungen durchgeführt. Dort konnten die Probanden teils ohne Maske und ohne Abstand tanzen, wenn sie einen Schnelltest oder einen Impfnachweis vorlegen konnten. Anfang Mai fand in Liverpool ein Festival vor 5.000 negativ getesteten Besucher:innen statt, bei dem nach Aussage der Behörden ein ähnlich geringes Infektionsrisiko bestanden habe wie bei einem Supermarkt- oder Restaurantbesuch. Bei einem Konzert Ende April in Barcelona konnte keine Infektion mit der Veranstaltung in Verbindung gebracht werden und bei vier Großveranstaltungen in den Niederlanden mit 6.000 Personen kam es zu lediglich fünf Ansteckungen, die eine zeitliche Nähe aufwiesen. Die europäischen Erfolgserlebnisse sollten auch Berlin den erforderlichen Anstoß geben, um nach dem abrupten Ende im März 2020 erneut Pilotprojekte zu wagen.

“Im Sommer 2020 konnten wir bereits mit zahlreichen Tanzveranstaltungen unter freiem Himmel beweisen, dass sicheres Tanzen mit unseren Hygienekonzepten möglich ist. Jetzt, wo die Infektionsraten wieder stark gesunken sind, sollte es für die Politik wieder selbstverständlich sein, der Gesellschaft das Recht zurückzugeben, unter freiem Himmel tanzen zu dürfen.” Pamela Schobeß, 1. Vorsitzende der Clubcommission Berlin e.V.

“Ob auf den Außenflächen eines Clubs oder im Park, es bleibt Menschen verboten, im Freien zu tanzen. Daran können bisher weder ein negatives Testergebnis noch ein ausgefeiltes Hygienekonzept etwas ändern. Das Tanzverbot ist für uns absolut nicht nachvollziehbar und sollte deshalb so schnell wie möglich abgeschafft werden.” Lutz Leichsenring, Pressesprecher und Mitglied des Geschäftsführenden Vorstands der Clubcommission Berlin e.V.