Für ein unabhängiges Label, das Anfang der 2000er gegründet wurde und sich an der Ästhetik von Labels wie Ninja Tune, Warp, ECM oder Chain Reaction orientierte, war der Begriff „Pop“ lange Zeit einschüchternd. Dieses Genre, das aktuelle Trends aufsaugt, um Stadionstars zu erschaffen, schien weit entfernt von ihren radikalen Experimenten und der Liebe zur Clubkultur.
Doch InFiné ist ein Label, das durch Begegnungen und Emotionen lebt. Sie bauen ihr Katalog impressionistisch auf – jede Begegnung auf ihrem Weg bringt neue Träume hervor, genährt von einer Prise Wahnsinn und einer gemeinsamen Lust auf Entdeckung und Originalität. Vor über zwölf Jahren (2013) trafen sie auf Bachar Mar-Khalifé – den ersten Sänger auf ihrem Weg. Er wurde nach eigener Aussage nur zufällig zum Sänger, und nur für ein paar Stücke, die er nie live aufführte. Am Ende entstanden drei Alben mit ihm – und er ebnete den Weg für viele andere.
Die Stimme – längst ein essenzielles Instrument – fand allmählich Eingang in ihre Produktionen. Worte, getragen von Künstler*innen aus immer ferneren musikalischen Welten, fanden ihren Platz bei InFiné. Sie bereichern die hybriden Klangwelten, die sie lieben – mit Einflüssen aus Folk und urbaner Musik, voller emotionaler Nuancen.
Heute scheuen sie sich nicht mehr, das Wort „Pop“ in den Mund zu nehmen.
Seit ihrer ersten, noch bescheidenen Label-Compilation If We Pop im Sommer 2013 ist der Anspruch gleich geblieben: Sie suchen nach dem Unverwechselbaren – und erforschen die Grenzen des Genres auf ihre eigene Art, mit Neugier und Leidenschaft.
Wo anfangen?
Mit Léonie Pernet vielleicht? Eine vielseitige Musikerin, die Schlagzeug, Klavier und Percussion spielt – und sich in Richtung progressiven, wandelbaren Synthpop bewegte. Ihre poetischen Texte wechseln zwischen Englisch und Französisch, getragen von tiefer Emotionalität. Oder mit UTO, deren Sound zwischen Indie-Rock und 2000er-Elektronik pendelt, dabei die Exzesse des Hyperpop vermeidet – und eine raue, tanzbare Version von Pop entwirft, die wie ein Blick in die Zukunft wirkt.
Oder Frànçois & the Atlas Mountains – der langjährige Freund des Hauses, der sich mit bittersüßer Poesie und sonnigen Melodien bei ihnen häuslich niederließ?
Und dann ist da O’o – keine Angst vor dem Namen. Ihre elektronische Popmusik ist zeitlos: Victorias außergewöhnliche Stimme verschmilzt mit Mathieus präziser Produktion. Cindy Pooch wiederum schöpft ihre Magie aus dem Alltag zwischen Frankreich und Kamerun – und transformiert sie durch die mystische, heilende Tiefe ihrer Stimme in Musik.
Sabrina Bellaouel bringt urbanen Sound, unmissverständliche Female Power und orientalische Party-Vibes – und formt daraus eines der eigenständigsten R&B-Alben der letzten Jahre. Blick Bassy singt in Bassa, einer Sprache seines Heimatlands Kamerun. Seine Lieder – wie moderne Fabeln – verbinden folkige Intimität mit elektronischer Textur und reflektieren afrikanische Gegenwartskultur.
Alle diese Künstler*innen haben dazu beigetragen, dass InFiné ihre ganz eigene Definition von Pop entwickeln konnte – jenseits aller Klischees.
Jetzt entdecken in der neuen Playlist: InFiné Pop.