Mi 06.11 / Doors 20.00 | Show 21.00
Quelle Chris (MMG/US) *live*
// [HipHop, Rap, Jazz]
Quelle Chris: Zwischen Jazz-Rap und alternativem, politischem Hip Hop. Detroit ist auch ohne einen neuen J Dilla am Repräsentieren. Der ebenfalls aus der Motown stammende Rapper und Produzent Quelle Chris läuft auf einem rauhen Pflaster, irgendwo zwischen künstlerischer Selbstverwirklichung und akzeptablem Lebensstandard. Als Sohn eines Schuhdesigners in New York zieht er zu Beginn seines Lebens quer durch die Vereinigten Staaten und tut sich schwer, einen Anker zu finden.
Nichtsdestotrotz strandet er eines Tages in Detroit und sucht dort die Nähe von verschiedenen Hip Hop-Crews, um sich zwischen Poesie und Sprechgesang auszutoben. Er tritt einer Crew namens Wasted Youth bei und gründet mit Denmark Vessey die Crown Nation, wohl noch ohne zu wissen, dass die beiden auch noch
fünfzehn Jahre später gemeinsam Musik machen würden.
Als Quelle (tatsächlich nach dem deutschen Wort Quelle benannt) veröffentlicht er Alben, arbeitet hinter den Kulissen als Texter für andere Detroiter Künstler wie Danny Brown mit und kollaboriert sogar mit dem Dichter John Sinclair. Auch wenn ihm das
Indie-Powerhouse Mello Music Group eine gewisse Aufmerksamkeit garantiert, geht Chris weiterhin mit sich und der Realität rücksichtslos ins Gericht, inszeniert seine typisch-nasale Delivery in jener progressiven Atmosphäre, die zwischen lauwarmen Sample-Geknister und retro-elektronischem Afrobeat pendelt. Im Jahre 2016 liefert er auf seinem Instrumental-Album „Lullabies for the Broken Brain“ derbe Beats, die vor allen Dingen mit einem roughen, düsteren und oftmals auch Boombap geprägten Sound überzeugen können. Die Zusammenstellung der einzelnen unes erinnert ein weng an klassische Madlib Releases: Oftmals etwas diffus, dabei aber stets innovativ und treibend.
Kurz darauf arbeitet er mit „Being You Is Great, I Wish I Could Be You More Often” an seinem bis dahin erfolgreichsten Album und beginnt, sich von seinen Zeitgenossen abzusetzen.
2018 veröffentlicht Quelle Chris mit seiner Verlobten (und inzwischen auch Ehefrau) Jean Grae ein Album mit dem ironisch-verheißungsvollen Titel „Everything’s Fine” – und hier wird mit scharfen Worten geschossen. Die Synergie der beiden funktioniert
wunderbar, denn sie teilen den selben Humor, den selben politischen Zynismus und arrangieren im Tag-Team ziemlich groteske, aber eben auch sehr ehrliche Hip Hop Tracks. Auch auf „Guns”, dem aktuellen Konzeptalbum über Waffengewalt in Amerika, entwaffnet er die Angst mit kritischer Distanz und selbstreflektierten Texten, die sich gegen einen egomanischen Präsidenten, Lügen und der geistlosen Gewalt in seinem
Heimatland richten. Wenn es um die Sparte zwischen Jazz-Rap und alternativem Hip Hop geht, ist Quelle Chris ohne Frage einer der verlässlichsten Rapper, die im Augenblick aktiv sind.
*VVK 15 € zzgl. Gebühr, AK 18 €*