Weyde Club – eine neue Location an der Spree öffnet in Oberschöneweide

Weyde Club – eine neue Location an der Spree

Oberschöneweide dürfte für die meisten clubtechnisch Neuland sein, doch haben sich entlang der Napelastraße auch schon Sisyphos und Funkhaus angesiedelt. Nicht zu vergessen ehemals auch das Rechenzentrum. Rummels Bucht und Rummelsburg sind auch nicht allzu weit weg. Die Wahl ist logisch. Die Innenstadt ist ein kaputt gentrifiziertes Minenfeld für „Musikspielstätten“, sozusagen befriedetes Territorium. Das Areal innerhalb des S-Bahn Rings wurde an Investoren als Baufläche mit vollkommener Ruhe für die Käufer all der schicken neuen Lofts vertickt. Und das, vom Musicboard geschaffene, Clubkataster kam für viele Locations zu spät. Ein „Diskolizenz“ hat in letzter Zeit wohl einzig das Kosmonaut bekommen. Die Vorfälle rund um Stattbad , Ipse und Neue Heimat zeigen, dass Berlins heilige Touristenattraktion, die Clubszene noch lange nicht in trockenen Tüchern ist. Berlin ist leider ein einziges Hin und Her was seine Clubkultur angeht. Wir haben jetzt Bestandsschutz für Musikspielstätten, gleichzeitig schicken wir Pantomimen auf die Straße für mehr Ruhe und beschließen neue Verordnungen gegen Lärm bei öffentlichen Veranstaltungen. Wie wollen wir dem Anspruch einer „Kulturmetropole“ Rechnung tragen, wenn wir uns nicht ganz klar zu unserem wichtigsten Aushängeschild, der Clubkultur bekennen?

Dieser Standort ist deshalb die logische Konsequenz und der Club steht damit nicht allein. Neue Clubs machen letztlich nur noch außerhalb des S-Bahnrings auf, es sei denn sie können alte Locations besetzen, wie zum Beispiel das Maze den alten Bang Bang Club. Das Umfeld in Oberschöneweide ist auch ziemlich spannend. Durch die HTW sind viele junge Menschen in der Gegend, das Medienquartier Adlershof ist nicht weit weg. Und Koepenick ist ja wohl seit Romano das neue Ding. Die Weyde hat dank der Lage zudem einen, gerade im Sommer, unglaublich wichtigen Outdoor Bereich. Ohne solche Freiluft Areale haben es viele Clubs, angesichts der seit 2013 entstandenen Open Air Clubs wie Else oder Czar Hagestolz, eher schwer. Und die Spree ist an dieser Stelle so breit, dass man nicht auf Zimmerlautstärke runter regeln muss, wie damals bei der Bar25.

Berlin tönt elektronisch, so auch hier

Der Laden wird Heimat für verschiedene Veranstalterkollektive, aber auch eigenständig ein Booking Konzept fahren, dass den Fokus auf UK & US Acts legt. Keine berlintypische Holzbude entsteht hier, drinnen sind klare Linien, minimalistische Verkleidungen und eine abgefahrene Licht Anlage geplant. Elektronisch als Vorgabe ist natürlich ein breit gefächerter Begriff und lässt viel Platz für Spekulationen. Zudem kann sich schnell der Vorwurf einschleichen, hier würde nur weiterer Techno Schuppen entstehen, also ganz klassisch 4×4 Musik. Berliner Einheitsbrei eben. Elektronisch, das ist aber auch das Gretchen, Ex Subland, oder das leider geschlossene Horst Kreuzberg, die mit anderen Konzepten diese Stadt bereichern.  Glücklicherweise stehen mehrere Floors zur Verfügung. Der Club ist nämich dreigeteilt. Kleiner Floor. Großer Floor (mit Bühne) und das Elektro Cafe mit vollverglastem Blick auf die Spree.

Wird der Club auch den typischen Berliner Sound spielen?

Alexis, der sich unter anderem auch für die musikalische Ausrichtung des Clubs kümmert, ist seit den frühen 90ern dabei. Der Pressesprecher ebenso. Da gibt es andere Vorstellungen vom Berliner Sound als sie 20 oder 30jährige haben. Berlin hat seit 2000 einfach eine neue Club Generation. Fragt man die, ist der typische Berliner Sound eher der Bar25 entsprungen, wo Ältere eher Tresor, Suicide, Turbine, UFO und Exit sehen. Also Robert Hood und Mike Dunn contra Claptone und Adam Port. Die Musik heutzutage ist weitaus spielerischer als die vergangener Tage, wobei keineswegs die großartige House Kultur der 90er hier ausgeblender werden soll. Der Club wird aber nicht diktatorisch einen bestimmten Stil durchdrücken, Musik darf kein Zwang sein. Neben House und Techno wird’s auch UK-Bass und vieles andere zu hören geben.

Industriecharme trifft auf Berghain Architekten

Die Location bietet einige Überraschungen. Das Architekturbüro Karhard war fürs Innenkonzept federführend. Im Club können zu 1000 Menschen feiern – im Sommer, wenn auch der Außenbereich geöffnet ist, sogar noch mehr. Das ehemalige Parkhaus auf dem Gelände einer einstigen Kugellager-Fabrik ist ein verwinkelter Backsteinbau. Viel Stahl erhebt sich außen rum, ein Hauch Erinnerung ans alte E-Werk wird wach. Innen kann man sich durchaus erstmal verlaufen. Der Club ist barrierefrei, aber riesige Schiebetüren können die Räume immer wieder verändern. Der Name des Clubs ist eine Hommage an den Kiez. „Schöne Weyde“ hieß übrigens die idyllische Uferwiese an der Spree, die 1598 in einer Reisebeschreibung des Kurfürsten Joachim II. Erwähnung fand.

Die Idee dahinter? Wiener Cluberfahrung meets Berlin

Die Spreehöfe selbst waren wohl mit der Entwicklung des Geländes nicht zufrieden. Nachdem die vorherige Location im Sommer 2014 vom Mieter verlassen wurde, war man auf der Suche nach einem neuartigen und langfristigen Konzept. Oberschöneweide ist reif für Veränderung und warum diese nicht aus Wien holen. Ein ausländischer Clubbetreiber und Veranstalter der verbunden mit Berlin ist (zb Mobilee Rooftop Session Wien), passte einfach.