Im März 2020 kam die Clubkultur in Berlin und deutschlandweit durch die Ausbreitung des Coronavirus abrupt zum Stillstand. Mit wenigen Ausnahmen im Sommer letzten Jahres wurden seitdem Club-, Open Air-, Festival- und Kulturveranstaltungen vollständig ausgesetzt. Um Perspektiven für die Wiederaufnahme im Einklang mit den aktuellen Corona Maßnahmen zu schaffen, hat die Clubcommission eine Sechs-Punkte-Strategie entwickelt. In diesem Rahmen führt sie in Zusammenarbeit mit der Senatsverwaltung für Kultur und Europa einen Testlauf für die Öffnung von Kultur- und Wirtschaftsveranstaltungen durch – mit getestetem Publikum.

Im Frühjahr 2020 überschlugen sich die Nachrichten rund um die neuartige Viruserkrankung SARS-CoV-2. Als das Virus am 9. März die ersten Todesopfer in Deutschland forderte und die Weltgesundheitsorganisation die Krankheit am 12. März als Pandemie einstufte, hatten sich in Deutschland weniger als 4.000 Menschen infiziert. Allerdings zeichnete sich ab, dass gerade Menschenansammlungen in geschlossenen Räumen, fehlende Belüftung und Abstände das Ansteckungsrisiko deutlich erhöhten. Neben Superspreading-Events zur Karnevalssaison häuften sich auch die Berichte von der Verbreitung im Berliner Nachtleben. Am 14. März wurde schließlich die „Verordnung zur Eindämmung des Coronavirus in Berlin“ beschlossen, die am gleichen Abend in Kraft trat. Seitdem steht die Berliner Clubkultur still. Soforthilfeprogramme von Land und Bund, sowie Spendenaufrufe und Darlehen haben dafür gesorgt, dass es unter den 300 Mitgliedern der Clubcommission bisher keine Schließungen zu beklagen waren. Es ist aber absehbar, dass es in der Zeit nach einer Wiedereröffnung durch eingeschränkte Reisefreiheit von Künstler:innen und Besuchern für Clubs und Veranstaltungsagenturen nochmals zu einer Bewährungsprobe kommen wird und Hilfen notwendig sein werden.

Schnelltest-Pilotveranstaltung im Säälchen

Im Rahmen des Pilotprojekts der Senatsverwaltung für Kultur und Europa und in Kooperation mit dem Berliner Ensemble, den Berliner Philharmonikern, dem Konzerthaus Berlin, der Volksbühne Berlin, der Staatsoper Unter den Linden sowie der Deutschen Oper Berlin und visitBerlin führt die Clubcommission Berlin in Zusammenarbeit mit dem Holzmarkt am 27. März um 20 Uhr im Säälchen eine Pilotveranstaltung mit Schnelltests durch. „Wir freuen uns sehr, an diesem einzigartigen Pilotprojekt teilnehmen zu können. Das ist ein kleiner aber wichtiger Schritt, um nach einem Jahr wieder eine Perspektive für die gesamte Branche schaffen zu können,“ erklärt Pamela Schobeß, Vorsitzende der Clubcommission Berlin.

Die Durchführung des Pilotprojekts Testing prüft praktisch die logistische Machbarkeit von Veranstaltungen in Verbindung mit SARS-CoV-2-Antigen-Tests. Hierbei sollen alle damit verbundenen Bedingungen, Vorgaben und Arbeitsschritte in den Kultureinrichtungen und Veranstaltungsorten erprobt und in Erscheinung gebracht werden. Die Erkenntnisse der Testdurchläufe werden Anfang April von allen Beteiligten gemeinsam ausgewertet und von der Senatsverwaltung für Kultur und Europa interessierten Institutionen zur Verfügung gestellt. Das Pilotprojekt soll ein durchführbares Szenario für die Wiedereröffnung der Kultur und die Durchführbarkeit von Veranstaltungen skizzieren sowie Chancen und Risiken betrachten. Hierbei ergänzen die Tests die bereits vorgegebenen Hygiene- und Schutzmaßnahmen der Veranstalter, im Besonderen die des Hygienerahmenkonzeptes der Senatsverwaltung für Kultur und Europa. Die mitwirkenden Künstlerinnen und Künstler sowie alle am Vorstellungsbetrieb Beteiligten werden im Rahmen der Hygienekonzepte der Institutionen ebenfalls getestet.

Sechs-Punkte-Plan der Clubcommission

Die Testing-Pilotveranstaltung ist Teil eines Sechs-Punkte-Plans der Clubcommission, der vergangenen Dienstag den Mitgliedern der Clubcommission vorgestellt wurde. Der Plan soll der Berliner Clubkultur Perspektiven bieten, um im Einklang mit aktuellen Kontaktbeschränkungen und mit Blick auf Infektionszahlen ein risikoarmes Veranstaltungsangebot zu ermöglichen. Dies soll mithilfe von tagesaktuellen Online-Portalen, Smart Apps, einer engen Vermittlung zwischen Veranstalter*innen, Wissenschaft und Politik sowie weiteren Pilotprojekten auf öffentlichen Grünflächen geschehen. “Die nächsten Monate werden für uns weiterhin eine große Herausforderung sein, aber zumindest haben wir nun eine Perspektive. Technische und organisatorische Standards sind notwendig, sowie eine Verwaltung, die ihre Ermessensspielräume bei Sondergenehmigungen ausschöpft,” so Lutz Leichsenring, Mitglied des Geschäftsführenden Vorstands.

SECHS-PUNKTE-PLAN DER CLUBCOMMISSION

1. Risk-Management Planung

Zentrale Informationsplattform mit Hygienekonzept-Empfehlungen und aktuellen Verordnungen.

2. Smart Apps und Technologien

Standardisierte Einlasskontrolle mit Zutrittsmanagement-App Lösung für Live-Events. Hinterlegte Schnelltest-Info mit Zeitstempel.

3. Sonderregelungen und Pilotveranstaltungen

Flexible Öffnungszeiten bei Außenflächen, Durchführung von Testveranstaltung in Clubs und auf Grünflächen.

4. Monitoring

Systematische Befragung/Erfassung von Besucherzahlen/Ausgehverhalten, sowie der wirtschaftlichen Situation der Clubs und Veranstalter:innen.

5. Wissenschaftlicher Austausch

Beteiligung an Forschungsprojekten zur Entwicklung von Innovationen.

6. Informationskampagne

Bereitstelliung von multimedialen Inhalten zur verantwortungsvollen Teilnahme an Veranstaltungen.