Wie bist du dazu gekommen, das zu tun, was du tust? Wann kam die erste Idee,  das Label zu kreieren?

Ein Label zu gründen war eigentlich schon in den 90ern ein Traum von mir. Ende der 90er kam damals meine erste Scheibe auf Lost Vegas Records heraus…und seit diesem Zeitpunkt hat das irgendwie immer in meinem Hinterkopf herum geschwirrt. Ich hatte dann einige Jahre „Musik-Pause“, als ich  in Neuseeland gelebt und das Surfen für mich entdeckt habe. Als ich dann wieder zurück nach Deutschland kam, fing ich aber kurze Zeit später wieder mit der Musik an. Allerdings hatte sich in den Jahren so viel verändert, dass ich eine Weile gebraucht habe, mich wieder einzufinden. Ich nahm das Produzieren wieder auf und nach den ersten Veröffentlichungen auf Natura Viva und Yellowtail (coproduziert mit Chris Maico Schmidt) fiel dann 2016 der inoffizielle Startschuss unseres Labels Louder than Famous. Ich wollte eigentlich noch ein bisschen warten – zumindest bis ich mich wieder etwas mehr in der Szene etabliert hatte. Aber meine Ehefrau Stephanie sah darin kein Hindernis. Und so fingen wir an….der Name ist inspiriert von meinem ersten Track für unser Label (Revolution). Wir haben sofort sein großes Potential gesehen und ihn daher markenrechtlich schützen lassen. Um die ganzen Anmeldeformalien hat sich in erster Linie Steffi gekümmert – sie macht auch heute den ganzen Backoffice-Kram. Das Label führen wir gemeinsam – sie den bürokratischen Teil und ich den kreativen. Ich komme ursprünglich aus der Werbung und bin somit nicht nur für den musikalischen und A&R-Bereich verantwortlich, sondern auch für Grafik etc….wobei der Social Media Bereich ebenfalls von Steffi abgedeckt wird.

Im Mai 2017 – nachdem wir dann einen Vertrieb gefunden hatten und die Remixe von Ackermann und Timid Boy fertig waren – erschien unsere erste Veröffentlichung. Der Rest ist Geschichte. ;-)

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Nenn ein paar Statistiken, wann das Label erstellt wurde, wie viele  Releases, wie viele Vinyls und wie viele Pakete/Pakete haben wurden  versendet?

Die Marke „Louder than Famous“ wurde im Herbst 2016 geboren, das Label ging dann im Mai 2017 an den Start. Jetzt im Mai zu unserem 6ten Geburtstag erscheint unsere 46te Veröffentlichung Loud!, Vol.1 … eine großartige Compilation. Im Juni folgt dann ein bomben Release von T.A.F.K.A.T. & Mr. Maro mit der Katalognummer LTFDIG047. Die beiden gehören mittlerweile zu unseren Stamm-Artists.

Auf Vinyl gab es nur die allererste Veröffentlichung  in einer limitierten Stückzahl. Für die Zukunft können wir uns aber auch mehr Vinyl-Veröffentlichungen vorstellen.

Aus welchem Land kommen die meisten Käufer?

Die meisten Käufer kommen aus den USA & Deutschland, dicht gefolgt von UK, Kanada und Australien. Aber auch in Südamerika und generell in Europa haben wir Käufer. 

Auf welche Veröffentlichung bist du am meisten stolz?

Ganz ehrlich: auf jede einzelne. 

Kannst du beschreiben, was ein typischer Büroalltag für dich bedeutet?

Mein typischer Arbeitstag sieht ungefähr so aus:

Erst einmal Kaffee in ausreichender Menge und die ganze Email-Korrespondenz abarbeiten. Dann Demos anhören und ggf. mit dem jeweiligen Artist in Kontakt treten. Nach der Mittagspause wende ich mich in der Regel den kreativen Dingen zu…wie beispielsweise Cover Artworks, Content unserer Website(s) updaten, Audio Preview Snippets erstellen für Soundcloud usw… Wenn Tracks aus dem Mastering kommen, dann schicke ich sie vorab den jeweiligen Artists zu mit der Bitte um Freigabe. Wenn ich die dann habe, lade ich alles bei unserem Vertrieb Paradise Worldwide hoch. Hinsichtlich des Veröffentlichungstermins muss dann öfters nochmal Rücksprache mit den Künstlern gehalten werden, damit es keine sich überschneidende VÖ-Termine gibt.  Wenn dies dann alles geregelt ist und die Veröffentlichungstermine feststehen, wende ich mich der Erstellung der Promotionmaterialen zu…wie beispielsweise Banner Grafiken für Social Media, Video Snippets. Wir geben unseren Künstlern alles, was sie benötigen, um ihr Release ebenfalls gut promoten zu können.

Wer macht mit? Produzierst du selbst auch oder bist DJ?

Das Label bilden im Kern meine Frau und ich. Alle Entscheidungen werden gemeinsam getroffen. Sind wir nicht einer Meinung, wird es nicht gemacht. Mit dem Auflegen habe ich 1993 angefangen. Meine erste Veröffentlichung, damals mit meinem Kumpel John Bodenstein auf seinem EPS Ensoniq Sampler mit 32MB Arbeitsspeicher produziert, erschien 1999 oder Anfang 2000 auf Lost Vegas Records. Ich weiß nicht, wie er das hinbekommen hat, aber er hat die Tracks damals sogar damit gemastert. Wir nannten uns „Stoned Industries“. 2000 erschien dann noch ein Track von uns auf einer CD-Doppel Compilation.  

Seit 2015 produziere und lege ich unter meinem Nachnamen „Kotapski“ auf.

Welche Vertriebswege nutzt du?

Wir haben einen tollen Vertriebspartner, Paradise Worldwide mit Sitz in Berlin, welcher unsere Veröffentlichungen in die jeweiligen Stores und Streaming Plattformen bringt.

Wie stark nutzt du youtube und was hat es gebracht?

Wir haben zwar einen Youtube-Channel –  nutzen ihn aber eigentlich kaum. Unser Vertrieb monetarisiert unsere Releases auf Youtube. Finanziell bringt es uns nicht viel – weniger noch als Spotify. 

Schon mal bei klickzahlen auf soundcloud nachgeholfen?

Nein. Wir setzen auf Transparenz und Authentizität und sind stolz auf jeden einzelnen echten Play auf Soundcloud. Das gleich gilt für die Follower und Likes auf unseren Social Media Präsenzen.

Wo findest du junge hungrige und ambitionierte artists?

Wir freuen uns darüber, dass sie uns finden. :-)

Welche Auswirkungen hat Streaming mit Spotify auf die wirtschaftliche Lage  eines Indie-Labels?

Sagen wir mal so…. Leben können wir vom Streaming nicht. Als Konsument finde ich Spotify super. Wenig Geld für viel Musik. Wenn ich an früher denke, als wir noch Musik auf Tapes aus dem Radio aufgenommen haben oder man sich dann für Unmengen von Geld Singles oder LPs gekauft hat…ich hätte mir sowas wie Spotify gewünscht. Aus Label- und auch Musiker-Sicht würde ich mir eine gerechtere Vergütung wünschen. Bisher reichen die Spotify-Erlöse für nicht mehr als ein belegtes Brötchen und einen Kaffee.

Wenn du nach neuer Musik suchst, was sind Schlüsselelemente und Faktoren,  nach denen du suchst, abgesehen davon, dass es offensichtlich ein  großartiger Track ist?

Puh, ich glaube das kann ich gar nicht genau sagen. Ich bin ziemlich eigen in dem Sound, den ich mag und den ich auf unserem Label sehe. Es muss irgendwie immer dreckig sein. Mit ordentlich Kompression, dickem Bass und gerne schön subbig. Für mich kommt guter Sound eigentlich immer aus der Gosse. So wie richtig guter, alter Blues oder Hip Hop. 

Was ich dagegen sehr gut beschreiben kann sind Ausschlusskriterien: Schlimme Vocals und das Verwenden von  bereits 1.867.964 Male zuvor gebootlegten Titeln. Oftmals bekomme ich Demos, die so verdammt gut anfangen….und dann kommt das Break…und irgendein Vocal (und / oder ein schlechter Drop)….und der ganze Track ist leider dahin. 

Wie würdest du den Stil und die Vision des Labels beschreiben?

Wir veröffentlichen nur, was wir selbst geil finden. Ich selbst stehe sehr auf Tech House…und ein großer Name allein bringt nichts, um bei uns zu veröffentlichen. Die Musik ist das Wichtige, der Name erst einmal zweitrangig. Ich höre mir jedes Demo an und sofern irgendwie möglich, schicke ich auch jedem ein Feedback. Egal, ob positiver oder negativer Natur. Denn jeder, der ein Demo verschickt, hat viel Zeit und Energie in die Produktion des Tracks gesteckt (…oder aber hat entsprechend Geld in die Hand genommen, um sich einen Track produzieren zu lassen).  Ich persönlich finde, dass es sich dann einfach gehört, dass man sich 5 Minuten Zeit nimmt, um dem Künstler ein Feedback zu geben. Ich habe in meiner eigenen Anfangszeit als Produzent erlebt, dass ich zum Teil gar keine Antwort bekommen habe und dann nur anhand der Soundcloud Analytics wusste, dass ein Label das Demo angehört hatte. Ich mag diese Arroganz einfach nicht. Deswegen versuche ich wirklich jedem persönlich zu schreiben – auch wenn ich zugeben muss, dass es mir nicht immer gelingt. Wir veröffentlichen im Schnitt 1 Mal im Monat, sofern wir genug Material haben. Wir lassen im Zweifel aber lieber mal ein paar Monate ausfallen, bevor wir irgendetwas veröffentlichen, hinter dem wir nicht 100% stehen. Qualität vor Quantität.

Wir sind zudem sehr transparent in allen Dingen, die wir tun, ganz egal ob es sich um  das Label selbst oder um Events etc. handelt. 

Denn unter’m Strich geht es doch eigentlich immer nur um eins: dass alle Spaß haben und sich gut aufgehoben fühlen.

Welche Seiten oder Apps benutzt du, um neue Tracks anzuhören/zu finden?

Wenn ich denke, dass jemand mit seiner Kunst gut zu uns passen könnte, spreche ich denjenigen in der Regel selbst an. Oder man schickt uns eben ein Demo. Einschlägige Seiten oder Apps nutze ich nicht, bin aber generell schon offen für sowas – ich habe bisher einfach noch nichts gefunden, was für mich gut funktioniert hat. Die Musik, die ich als DJ auflege, finde ich in der Regel auf Beatport und dort insbesondere in den Charts von Künstlern, die ich mag.

Für die Produzenten da draußen, die ihre Demos per E-Mail einsenden, welche Tipps würden du ihnen geben, wenn sie ihre Tracks schicken?

Oh, da habe ich tatsächlich ein paar:

Bitte verschickt Eure Demos immer exklusiv. Kein Label findet es wirklich geil, wenn man einer von 120 Empfängern ist….übrigens „Undisclosed Recipients“ kommt genauso ungut an. Solche Demo-Einsendungen ignoriere ich mittlerweile konsequent. 

Bei Soundcloud-Links unbedingt darauf achten, dass das Demo nicht öffentlich erreichbar ist. Wie man sich vielleicht vorstellen kann, ist es ziemlich uncool, wenn man dort bereits 140 Plays von anderen Leuten sieht.

Informiert Euch über das Label, an das Ihr ein Demo schickt. Passt Euer Track überhaupt dorthin? Hört Euch die letzten Veröffentlichungen eines Labels an, wenn Ihr Euch nicht sicher seid.

Und last but not least finde ich es immer auch ganz schön, wenn es nicht nur ein Link ist, den man geschickt bekommt, sondern vielleicht auch noch so etwas wie ein „Hallo….“.  Ihr gebt ja ein Stück von Euch selbst weiter – Eure Musik. Und da sollte dann – finde ich zumindest – auch eine persönliche Bindung zu den Leuten entstehen. Freundlichkeit rules.