Pop-Kultur feiert seine zehnte Ausgabe: Zum runden Jubiläum richtet das Berliner Festival den Blick auch 2024 vor allem auf das Heute und Morgen in der Popkultur-Welt.

»Pop-Kultur versteht sich auch nach einem Jahrzehnt als musikalischer Diskursraum und diskursiver Musikraum. Ich freue mich in diesem Jahr auf die Internationalität und kreative Energie unseres Festivals, das die Grenzen des popkulturell Möglichen stets neu auslotet«, sagt Marie von der Heydt als Interims-Geschäftsführerin des Musicboard Berlin und Festivalleitung von Pop-Kultur.

Rund 40 Acts sind schon bestätigt, darunter eine Band, die 2023 wie ein Krokus in den Pophimmel geschossen ist – Blumengarten. Mit entwaffnender Verletzlichkeit und Offenheit spielten sie letztes Jahr – noch vor dem Erscheinen ihres Debütalbums – vor ausverkauften Sälen. Dem Rock-’n‘-Roll-Spirit kann das Pop-Kultur-Publikum unter anderem mit der seit 1977 aktiven Post-Punk-Legende A Certain Ratio frönen. Teil des Lineups sind außerdem die amerikanischen Punk-Raver*innen von Sextile, die New Yorker House- und Ambient-Musikerin James K, der kenianische zwischen Experimental und Electronic changierende Blinky Bill und das amerikanisch-belgische Newcomer-Duo GHOSTWOMAN, die nur mit Gitarre und Drums einen sehr tanzbaren Schrammel-Garagen-Sound erzeugen.

Auch die Indierock-Künstlerin Ilgen-Nur findet bei Pop-Kultur 2024 statt. Es ist bereits die dritte Performance nach ihrem Newcomerauftritt und Commissioned Work. »Es kommt nicht von ungefähr, dass Ilgen-Nur uns im Jubiläumsjahr die Ehre erweist – viele Künstler*innen starten bei Pop-Kultur ihre Karriere und bleiben dem Festival auch danach treu«, kommentiert der Festivaldramaturg Christian Morin. Er fügt hinzu: »Diese Mischung aus Beständigkeit und neuen Impulsen ist uns sehr wichtig. Sie gehört zum Pop-Kultur-Festivalspirit.«

Für die kreative Verbundenheit stehen auch Hope, die schon bei »Pop-Kultur Nachwuchs« dabei waren, beim Festival ein Konzert spielten und nun mit einer Commissioned Work zurückkommen. Die Berliner Band, die schon als Support für Depeche Mode unterwegs war, arbeitet mit der britischen Künstlerin und Umweltaktivistin Emma Critchley zusammen, um die Pop-Kultur-Besucherinnen akustisch und visuell in bedrohte Unterwasserwelten eintauchen zu lassen. Auch die weiteren Commissioned Works lassen Themen wie Achtsamkeit und Selbstreflexion anklingen. Die Iranerin Pari Eskandari, deren »Chadors« auf Trickys Label False Idols veröffentlicht wurde, widmet sich beispielsweise inneren psychischen Zuständen und Welten – ihren eigenen, aber auch denen ihrer Familie. Der Videokünstler Lillevan und der Musiker Schneider TM laden mit ihren Gästinnen in die audiovisuell immersive »Echokammer UTOPIA« ein, die sich mit der ungewissen Zukunft des Anthropozäns beschäftigt.

Der Facettenreichtum iranischer Sounds wird auch im Live-Programm hörbar. Mit dem weiblichen Duo Stereotype zum Beispiel, das seinen widerständigen Industrial-Sound 2023 nicht mehr länger nur im Underground spielen wollte und emigrierte. Oder Esfand, die iranische Folk Music und elektronische Klänge miteinander vereinen. Mit der Musikkultur im Iran wird sich auch ein Panel bei Pop-Kultur beschäftigen.

Genrefluide poppig wird es mit futurbae, die ihren rauschhaften Sound mitbringt. Überhaupt bleibt die Präsenz nicht-männlich gelesener Stimmen bei dieser Festivalausgabe stark, vor allem im Bereich Hip-Hop. Zu ihnen gehören das Hamburger all-female Kollektiv bangerfabrique oder OG LU aus Frankfurt mit ihren frech-frontenden Lyrics.

Während der Call für das »Goethe Talents«-Programm 2024 am 2. April endete, steht die nächste Bewerbungsphase vor der Tür: Ab dem 24. April 2024 können sich wieder junge Musikerinnen, Produzentinnen, DJs und alle, die im weiten Feld der Popkultur aktiv sind – ob im Management, Booking oder mit einem eigenen Label, ob als Videoregisseurin, PR-Managerin oder Journalist*in – um einen der 150 Workshopplätze beim »Pop-Kultur Nachwuchs« bewerben. Und damit bald schon Festivalstimmung aufkommt: Im Mai findet die erste Ausgabe von »Pop-Kultur lokal« statt.

Pop-Kultur 2024 mit Konzerten und Commissioned Works von:


A Certain Ratio / Anushka Chkheidze / Arab Strap / bangerfabrique / Blinky Bill / Blumengarten / Cheap Wedding / Eden Derso / Esfand / EsRAP / EuroEyez / Evija Vēbere / Fee Aviv / futurebae / GHOSTWOMAN / Hope & Emma Critchley (CW) / Ilgen-Nur / Ivo Dimchev / Jaakko Eino Kalevi / James K / Jenys / Kabeaushé / Keeley Forsyth / Lady Donli / Lambrini Girls / Martina Stock / Melenas / MPC Lafote / OG LU / Pari Eskandari (CW) / Pillow Fite / Plattenbau / Rachael Lavelle / Rasco / Rich Aucoin / Schneider TM & Lillevan (CW) / Sextile / Stereotype / Swell Maps C21 / Tarwater / The Morning Stars / VV & The Void / What Are People For? / ZIMBRU

Weitere Live-Programmpunkte werden in Kürze bekannt gegeben.