AJIMAL AT REEPERBAHN FESTIVAL

Katastrophen bedeuten nicht nur Trauma und Schrecken, sie können auch Bande zwischen Überlebenden knüpfen, wie Fran O’Hanlon nur zu gut weiß: 2010 saß er, damals Medizinstudent, in Haiti fest, als ein Erdbeben Zehntausende von Menschen tötete. Unter dem Namen Ajimal, der von einem Voodoo-Priester inspiriert wurde, begann O’Hanlon anmutige Songs zu schreiben, die oft ein Ventil für seine traumatischen Erlebnisse waren und in denen er versuchte, zum Kern seiner Themen vorzudringen – Musik als Medizin, wie er es selbst beschreibt. Er nahm sein erstes Album Childhood auf, während er an seiner Doktorarbeit arbeitete, und tourte dann mit Künstlern wie Lucy Rose, The 1975 und Nadine Shah, wobei er eine Bühnenpräsenz kultivierte, die oft zu Erwähnungen von Bon Iver und Jeff Buckley führte. Das neue Album As It Grows Dark / Light wird solchen Vergleichen mehr als gerecht, offenbart aber auch einen Singer-Songwriter mit eigenem Charme, eigener Geschichte und zweifellos einer eigenen Pop-Sensibilität, die den Zeitgeist trifft – sowohl das Bittere als auch das Süße.