Afrikanische Starpower bei Pop-Kultur: Mit der nigerianischen Sängerin Yemi Alade kommt eine der erfolgreichsten Musiker*innen des Kontinents nach Berlin. Die Festivalbesucher*innen erwartet dabei eine energiegeladene Afro-Pop-Show mit Full Band und Tänzer*innen. Der erst 22-jährige Black Sherif wird Yemi Alade in Sachen Energie in nichts nachstehen – der gefragteste Rapper Ghanas hat seinen unverwechselbaren Sound aus Highlife, Afrofusion und Rap im Gepäck. Die zwei frisch bestätigten Acts befinden sich in guter Gesellschaft: Die nigerianische Alté-Musikerin Lady Donli und das kenianische Multitalent Blinky Bill treten vom 28. bis 30. August 2024 ebenfalls bei Pop-Kultur auf. Die Auftritte von Yemi Alade, Black Sherif und Lady Donli werden von Kulturprojekte Berlin unterstützt. 

Für die Formvielfalt gibt es beim Festival auch traditionell die Commissioned Works: Jedes Jahr werden 15 Künstler*innen eingeladen, für Pop-Kultur kreative Formate von Konzert über Performance bis hin zu Theaterstück zu entwickeln. Katja Lucker, Geschäftsführerin der Initiative Musik und ehemalige Leiterin sowie Gründerin von Pop-Kultur Berlin, freut sich, dass die Initiative Musik diese Arbeiten gezielt fördert: »In den letzten Jahren haben unter anderem Commissioned Works von Kat Frankie, Sophia Kennedy oder Hendrik Otremba ihre Weltpremiere bei Pop-Kultur gefeiert – das waren einmalige, nachhallende Erlebnisse, die das Festival von anderen abheben. Ich bin sehr gespannt, was uns 2024 erwartet und freue mich auf Performances, die den Mut haben, anders zu sein. Besonders erfreulich ist, dass in diesem Jahr gleich vier Acts – Christin Nichols, Hope, Schneider TM und Steve Mekoudja – involviert sind, die durch die Initiative Musik gefördert wurden.« 

Die diesjährigen Commissioned Works sind nun auch komplett. Die freischaffenden Performance-Artists Eray Gülay aka Ray und Christina Angelescu aka Crystal veranstalten mit »MY CIRCLE« beispielsweise einen All-Style-Dance-Battle, bei dem die Jury im Anschluss die beste Performance kürt. Dabei geht die emotionale Qualität klar vor  – wichtiger als die perfekten Moves sind die persönlichen Geschichten, die die Tänzer*innen erzählen. Interessierte Teilnehmer*innen können sich hier anmelden. 

Pamela Schlewinski, die bereits seit 2019 die Commissioned Works leitet, kennt das Potenzial der gezeigten Arbeiten: »Wir sind in den letzten Jahren mit den Künstler*innen und deren Kreativität gewachsen. Die Commissioned Works haben sich stark weiterentwickelt. Wir freuen uns, dass sich so für die Künstler*innen neue Möglichkeiten und Richtungen auftun – auch für ihre Wege danach.«

21 downbeat, die Hausband des RambaZamba, ist seit vielen Jahren mit Pop-Kultur verbunden und steht auch 2024 wieder auf dem Commissioned-Works-Programm. Mit »WOZZECK – eine Pop-Oper nach Alban Berg« samt Puppenspiel loten sie Melancholie und Wahnsinn in Büchners Klassiker neu aus. Ulrich Hartmann alias Ulla wird sich für »Toxic Muskfedideldi« am Schlagzeug und anderweitig zum Thema toxische Männlichkeit verausgaben – denn die Verausgabung ist sein Naturell. Hartmann ist Diabetiker und Projektleiter von luftsprung live, dem Förderprogramm für chronisch erkrankte Musiker*innen der Stiftung aktion luftsprung.

Neben musikalischen Exkursen sind die Commissioned Works auch für Wortexperimente offen: Für »parallelgesellschaft meets Philo Tsoungui« haben sich Philo Tsoungui (bekannt als Drummer*in von Mine, Chefket und The Mars Volta) und die Künstler*innen von parallelgesellschaft, dem post-deutschen Literaturkollektiv aus Neukölln, für eine poetisch-rhythmische Improvisationsrunde zusammengetan. 

Darüber hinaus diskutieren Musiker*innen, Aktivist*innen und andere Akteur*innen Popkultur in all ihren Facetten im »Pop-Kultur Diskurs«-Programm. Yvonne Sembene erörtert beispielsweise mit den Protagonist*innen der viral gehenden Instagram-Accounts Sveamaus und Galerie Arschgeweih politische, ironische, und auch nostalgische Momente der Meme-Kultur im Rahmen von »What Do You Meme By?«. Auf ähnlichen diskursiven Pfaden befinden sich die Podcaster*innen Freya Herrmann, Vera Klocke, Jasper Landmann von »Fashion The Gaze«, die in ihren Folgen die Codes der Popkultur von Serien bis Musik entschlüsseln – und bei Pop-Kultur eine besondere Folge aufzeichnen werden. Zudem liest Ulrich Gutmair (taz) aus seinem Buch »Wir sind die Türken von morgen«, das die oft unterschlagenen nicht-weißen Akteur*innen der Neuen Deutschen Welle zum Thema hat – und bringt einige Musikbeispiele gleich mit. Um die Rolle von Popmusik im kollektiven Gedächtnis und ihre Bedeutung für Identität geht es im Talk »Poptism – Remembrance in Music Culture« mit dem Schriftsteller Imran Ayata, Performance Artist Ariel Efraim Ashbel und der Autorin Sanaz Azimipour. Die aktuelle Situation im Iran rückt in den Fokus, wenn Matthias Koch, Betreiber des auf iranische Musik spezialisierten Labels 30M Records, mit der gebürtigen Iranerin und Komponistin Bahar Roshanai über den Einfluss von Songs spricht, die für die oppositionellen Bewegungen eine Rolle spielen. 

Zwei Talks beleuchten die dunklen Seiten der Popkultur: Daniel Drepper (Leiter der Recherchekooperation von NDR, WDR und SZ) und Lena Kampf sprechen über ihr gemeinsames Buch »Row Zero: Gewalt und Machtmissbrauch in der Musikindustrie«, in dem es um die (Entstehung von) diskriminierenden und übergriffigen Strukturen der Branche geht. Veronika Kracher diskutiert als Expertin für die Umtriebe der Alt-Right-, Maskulinisten- und Incel-Szene mit Viola Nordsieck (»Harte Worte«, zusammen mit Tim Kegler) wie weibliche Aktivistinnen der rechten Szene agieren und sich inszenieren. Der Talk findet in Kooperation mit dem Magazin Testcard statt, anlässlich der aktuellen Ausgabe mit dem Schwerpunkt »Rechtspop«. Wer bei Pop-Kultur ausschließlich die Talks besuchen möchte, kann ein »Pop-Kultur Diskurs«-Ticket für 10 € erwerben.