Matmos (Live) @ arkaoda Berlin

Matmos’ practice of creative constraint has made them one of the most consistently exciting acts in electronic music. Having assembled 99 collaborators for their previous album The Consuming Flame, on their new album Baltimore-based electronic duo Matmos focus upon just one person: Polish polymath Bogusław Schaeffer. Celebrated in his native land but not widely known beyond, Schaeffer innovated for decades across the boundaries of classical composition, electronic experimentation, and radical theater in playfully form-breaking ways. At the suggestion of Michal Mendyk of the Instytutu Adama Mickiewicza in Warsaw, Matmos were given access to the entire catalogue of Schaeffer’s recorded works to use as they saw fit. Neither performances nor remixes, the resulting encounters between past and present take tissue samples of DNA from past compositions and mutate them into entirely new organisms that throb with an alien vitality. What emerges across this suite of eight new songs is a composite portrait of the utopian 1960s Polish avant-garde and the contemporary dystopian cultural moment regarding each other across a distance.

Like the anagrams of the letters of Bogusław Schaeffer’s name that were re-assembled to create some of the song titles, the album itself is a musical re-assemblage of component parts into possible but unforeseen new shapes. Adding harp from Irish harpist Úna Monaghan, erhu, viola and violin from Turkish multi-instrumentalist Ulas Kurugullu, and electronic processes from Baltimore instrument builder Will Schorre and Horse Lords wunderkind Max Eilbacher, the resulting arrangements constantly toy with scale as they move from the close-mic-ing of ASMR and the intimacy of chamber music to the immensity of processed drones and oceanic field-recordings that close the album. Offering a “life review” of production styles, Regards / Ukłony dla Bogusław Schaeffer builds temporary shelters out of the panoramic wreckage of modernist composition, sixties tape music, seventies dub, eighties industrial music, nineties postrock and dark ambient, 2000s era glitch fetishism, and contemporary post-everything collage sensibilities.

The contrary poles of humor and morbidity for which Matmos are known show up on the album’s distinct sides. Balancing structure and texture, side one of the LP is spiked with plunderphonic surprise edits and unexpectedly pop pleasures, while side two opens out into more extended, sprawling and ominous forms. On the opening track “Resemblage / Parasamblaż” the choral harmonies and analogue electronics of Schaeffer’s work jostle against distinctly contemporary sub-bass drops and spiky high-end fizzes. But just as often historical dividing lines seem to blur, soften or melt, as when “If All Things Were Turned to Smoke / Gdyby wszystko stało się dymem” cuts and refolds fragments of harp and aquatic musique concrète from Schaeffer’s 1970 composition “Heraklitiana” into a faintly swinging polychronic elegy. Throughout, nostalgia is repudiated in favor of creative re-use.

To facilitate the transcultural exchange that is the album’s essential premise, all song titles and liner-notes are provided in both English and Polish. The album was mastered by Rashad Becker and features illustration and design by Robert Beatty.

Matmos‘ Praxis der kreativen Beschränkung hat sie zu einem der aufregendsten Acts in der elektronischen Musik gemacht. Nachdem sie für ihr vorheriges Album The Consuming Flame 99 Kollaborateure versammelt hatten, konzentriert sich das in Baltimore ansässige Elektronik-Duo Matmos bei seinem neuen Album auf nur eine Person: Der polnische Polymath Bogusław Schaeffer. Schaeffer, der in seinem Heimatland gefeiert wird, aber im Ausland kaum bekannt ist, hat jahrzehntelang die Grenzen zwischen klassischer Komposition, elektronischen Experimenten und radikalem Theater auf spielerische Art und Weise durchbrochen. Auf Anregung von Michal Mendyk vom Instytutu Adama Mickiewicza in Warschau erhielten Matmos Zugang zum gesamten Katalog von Schaeffers aufgenommenen Werken, den sie nach eigenem Ermessen nutzen konnten. Die daraus resultierenden Begegnungen zwischen Vergangenheit und Gegenwart sind weder Performances noch Remixe, sondern nehmen Gewebeproben der DNA vergangener Kompositionen und mutieren sie zu völlig neuen Organismen, die mit einer fremdartigen Vitalität pulsieren. Was in dieser Suite von acht neuen Liedern entsteht, ist ein zusammengesetztes Porträt der utopischen polnischen Avantgarde der 1960er Jahre und des zeitgenössischen dystopischen kulturellen Moments, die sich gegenseitig über eine Distanz hinweg betrachten.

Wie die Anagramme der Buchstaben von Bogusław Schaeffers Namen, die neu zusammengesetzt wurden, um einige der Songtitel zu kreieren, ist auch das Album selbst eine musikalische Neuzusammensetzung von Einzelteilen zu möglichen, aber unvorhergesehenen neuen Formen. Mit der Harfe der irischen Harfenistin Úna Monaghan, der Erhu, Bratsche und Geige des türkischen Multiinstrumentalisten Ulas Kurugullu und den elektronischen Prozessen des Instrumentenbauers Will Schorre aus Baltimore und des Horse Lords-Wunderkinds Max Eilbacher spielen die resultierenden Arrangements ständig mit der Skala, während sie sich von der Nähe des ASMR und der Intimität der Kammermusik bis hin zur Unermesslichkeit der verarbeiteten Drones und der ozeanischen Field-Recordings bewegen, die das Album beenden. Regards / Ukłony dla Bogusław Schaeffer bietet einen „Lebensrückblick“ der Produktionsstile und baut temporäre Unterkünfte aus den panoramischen Trümmern der modernistischen Komposition, der Tonbandmusik der sechziger Jahre, des Dub der siebziger Jahre, der Industrial-Musik der achtziger Jahre, des Postrock und Dark Ambient der neunziger Jahre, des Glitch-Fetischismus der 2000er und der zeitgenössischen Post-Everything-Collage-Sensibilität.

Die gegensätzlichen Pole von Humor und Morbidität, für die Matmos bekannt sind, zeigen sich auf den verschiedenen Seiten des Albums. Die erste Seite der LP, die Struktur und Textur ausbalanciert, ist gespickt mit plunderphonischen Überraschungs-Edits und unerwartetem Pop-Vergnügen, während die zweite Seite sich zu ausgedehnteren, ausufernden und bedrohlichen Formen öffnet. Im Eröffnungstrack „Resemblage / Parasamblaż“ treffen die choralen Harmonien und die analoge Elektronik von Schaeffers Werk auf deutlich zeitgenössische Subbass-Drops und stachelige High-End-Fizzes. Doch ebenso oft scheinen historische Trennlinien zu verschwimmen, aufzuweichen oder zu zerfließen, wie bei „If All Things Were Turned to Smoke / Gdyby wszystko stało się dymem“, wo Fragmente von Harfe und aquatischer Musique concrète aus Schaeffers Komposition „Heraklitiana“ von 1970 zu einer leicht swingenden polychronen Elegie zusammengefügt werden. Überall wird Nostalgie zugunsten einer kreativen Wiederverwendung abgelehnt.

Um den transkulturellen Austausch zu erleichtern, der die wesentliche Prämisse des Albums ist, sind alle Songtitel und Liner-Notes sowohl in Englisch als auch in Polnisch angegeben. Das Album wurde von Rashad Becker gemastert und enthält Illustrationen und Design von Robert Beatty.