Ein Vierteljahrhundert Tresor – ein Geburtstagsgruß

Vor 25 Jahren war die Vorfreude kurz vor Öffnung des Ladens groß.

In den Monaten zuvor hatte sich schon rumgesprochen, dass Dimitri, Achim und Jonnny einen vollkommen unglaublichen Laden aufgetrieben hätten.
Einige Priviligierte durften sich bereits die Baustelle ansehen, aber alle hielten doch soweit dicht, dass wenig bekannt war.
Und so erlebten alle die da waren, als sie den Keller mit den Schließfächern betraten einen Flash, den man im Nacht-Leben oder vielleicht im ganzen Leben nicht so oft erlebt.
Das Ambiente, der Sound, der Nebel – eine andere Welt. Das man nachher wirklich über und über mit Staub eingesaut war – geschenkt!
Dieser Flash – das erste Mal im Tresor – ist ja dauerhaft geblieben, auch für die Besucher, die jetzt 25 Jahre später in den neuen Tresor kommen. Das erste Mal Tresor – das ist sowas wie Konfirmation/Kommunion oder Jugendweihe oder alles gleichzeitig im Technoleben.
Es ist ja auch toll, dass das Tresorerlebnis für die Generation unserer Kinder und Kindeskinder immer noch genauso attraktiv zu sein scheint wie für uns. Wenn man aber mal mit denen reden sollten können wir immer noch sagen: wir waren die ersten und ab heute: es ist nun auch schon 25 Jahre her.
Erst im nachinein habe ich erfahren, wie sehr damals die Eröffnung alles am seidenen Faden hing. Das es bis Mittags kein Wasser im Laden gab, dass Dimitri und Regina kurz vor Ladenschluss noch einen Hydranten besorgt haben der mitten auf der Leipziger Strasse an die Wasserversorgung gekoppelt wurde, so dass doch noch alles klappte.
Überhaupt ist der Spirit, der damals herrschte – aus heutiger Sicht – wirklich unglaublich. Einen Laden erstmal monatelangaufzubauen und sich erst dann um sowas wie einen Mietvertrag zu kümmern, das ist eine Pionierleistung, die den schmalen Grad zwischen Wagemut und Wahnsinn zeigt, auf dem man sich damals bewegte.
Das alles ist ja nicht ohne Bedeutung geblieben.
Als der Tresor dann einen Mietvertrag hatte, zwar erstmal nur als Galerie für drei Monate, wurde er zum Beispiel für viele andere Läden, die das Prinzip der temporären Zwischennutzung von Räumen ebenfalls für sich anwendeten.
Diese Zwischennutzungen waren die Grundlage für das Entstehen des legendären Berliner Nachtleben der 90er Jahre, der diese Stadt viel zu verdanken hat.
Schon früh, nämlich 1991 erklärten englische Magazine wie i-D und Face Berlin zum interessanten Ort – das hatte es zuvor nicht gegeben. Der Verlauf ist bekannt. Berlin zog immer mehr Kreative, Künstler, Maler, Fashionistas und sonstige Artists an und wandelte sich zu dem, was es heute ist. Es stimmt also, wenn man sagt: , Der Tresor hat dazu beigetragen, Berlin zu dem zu machen, was es heute ist.
Das tolle in den frühen 90er Jahren am Tresor war aber auch die Musik,
denn anders als andere Läden kam der Tresor von der Musikseite.
Die Musik war wirklich ein unglaublich verbindendes Element. Viele Westkinder ohne Ostkontakt haben im Tresor das erste Mal mit Ostberliner und Ostberlinerinnen zu tun gehabt und umgekehrt. Während draußen noch viele Vorurteile herrschten, funktionierte die Wiedervereinigung im Tresor allerbestens. Im Nebel konnte ja sowieso niemand sehen, wo wer herkam.
Manche Male gabs im Tresor allerdings Dinge zu sehen, die noch niemals nie zuvor gesehen hatte. Jeder, der beim ersten 3 Deck Set von Jeff Mills dabei war, wird sich daran wahrscheinlich gut erinnern können: das war allergrößte Kunst.
Bemerkenswert ist, was aus der dem Detroit Kontakt von Dimitri geworden ist: die langjährige Berlin-Detroit-Connection, die dazu geführt hat, dass im letzten Sommer die halbe Detroiter Stadtverwaltung nach Berlin gereist ist um sich hier mal das Nachtleben mit seiner Nighttime Economy anzusehen und zu schauen, was Detroit vielleicht von Berlin übernehmen kann. Und das Dimitri nun als Berater bei der Umwandlung der Packard Plant, dieser riesigen leerstehenden Fabrik im Herzen Detroits zum kulturellen Zentrum im Herzen der Stadt tätig ist.
Dimitri sei bei diesem Vorhaben genauso viel Glück und Erfolg gewünscht wie beim Tresor. Danke für die 25 Jahre, danke an alle, die in irgendeiner Form mitgewirkt haben!
(Text aus der Laudatio zum 25. Geburtstag von J. Laarmann)