Jonny Knüppel – am Ende (des Schleusenufers) oder geht’s erst richtig los?

Für den Untergrundclub Jonny Knüppel geht es aktuell um alles: Seit 2015 bemüht das Kollektiv sich um die für einen regulären Betrieb notwendigen behördlichen Genehmigungen. Jedoch: Obwohl das Gelände als Gewerbegebiet ausgewiesen ist und somit Lärmbelästigungen kein Problem darstellen sollten, sahen sich die Macher immer wieder vor erhebliche Schwierigkeiten gestellt. Die dieser Tage angelaufene Crowdfunding-Kampagne ist die letzte Chance.

Für die, die ihn kennen, ist klar: Der Knüppel ist eine der letzten, wenn nicht die letzte, Bastionen gegen die Durchkommerzialisierung des Berliner Nachtlebens. Seit er diesen Sommer seine Tore vorerst schließen musste, wissen viele Leute, für die der Mainstream kein Ort ist, nicht mehr wo sie hingehen sollen und bleiben zuhause.

Für die, die ihn nicht kennen: Der Jonny Knüppel beherbergt renommierte Jazz-Veranstaltungen und ist erste Anlaufstelle für Untergrundpioniere der elektronischen Musikszene zugleich. Der Jonny Knüppel positioniert sich mit ausgewählten Veranstaltungen als Schnittstelle zwischen Hochkultur und Untergrund, als Bindeglied zwischen Kunst und der Gestaltung des international bekannten Hauptstadtnachtlebens. Hier haben schon Bands aus der Wüste Malis zusammen mit Berlinern Jazz Ensembles wie dem “Omniversal Earkestra”, unterstützt von Jazz Legende Gunter Hampel, gespielt. Das brasilianische Voodoohop Kollektiv hat hier seine entschleunigten Feste gefeiert und Techno-Größen der letzten 3 Jahrzehnte haben oft unangekündigt die Menge beseelt. Neben den Anreizen sich mit sich und seinem näheren sozialen Umfeld auseinanderzusetzen, versucht der Jonny Knüppel zudem eine motivierende Plattform zu stadtentwicklungspolitischen Themen zu werden. Nichts ist von oben herab geplant, alles organisch-chaotisch von unten gewachsen. Wer sich aufmerksam umschaut, entdeckt in jeder Ecke ein liebevolles Detail, eine unerwartete Nachricht oder eine nachdenkliche Zeichnung. Hier gibt es fahrende Sofas, eine automatisierte Rasierapparat-Sinfonie und auf dem Klo war, schon lange bevor die Band Großstadtgeflüster den Begriff popularisierte, zu lesen: REALITÄTERÄTÄTÄ.

Hinter dem Namen Jonny Knüppel steckt eine bunt-heterogene Gruppe aus Musikern, Künstlern, Wissenschaftlern, Handwerkern und Studenten, die einen aktiven Beitrag zur Unterstützung der innerstädtischen künstlerischen Szene und der gesamten Berliner Kulturlandschaft leisten will und ein Zeichen gegen den aktuellen Trend der Verdrängung kreativer Impulse an den Stadtrand setzt.

Nicht zuletzt ist der Knüppel Heimat und Versammlungsort unzähliger zivilgesellschaftlicher Initiativen, die sich unter anderem für Kunst im öffentlichen Raum, Stadtentwicklung und soziale Einbindung engagieren.

In den letzten Tagen hat das Kollektiv eine ambitionierte Crowdfunding-Kampagne gestartet, bei der es um alles geht: Scheitert die Kampagne, ist der Knüppel tot und Berlin hat erneut etwas von dem verloren, was es zu Berlin macht.

www.jonnyknueppel.de
https://www.startnext.com/jonny-knueppel