Gestern morgen las ich als erstes diese Meldung im Tagesspiegel Checkpoint:

„Berliner Willkommenskultur hatten sich die beiden 19-jährigen Niederländer, denen Diebe am frühen Sonntagmorgen auf der Revaler Straße eine Geldbörse stahlen, wohl anders vorgestellt. Sie konnten einen der Täter festhalten. Als sie um Hilfe riefen, eilten etwa 15 Personen herbei. Doch statt die Diebe zu stellen, schlug der Mob die Holländer krankenhausreif.“

Das hinterließ bereits einen ziemlich faden Beigeschmack, weil durch die Zeilen hindurch ganz klar erkennbar war, das hier nichts zufällig passiert war. Diese Arschlöcher waren gezielt vor Ort.

Abends kam plötzlich diese Meldung von Jennifer Weist auf Facebook rein. Spätestens jetzt war klar, dass es hier ein verdammt großes Problem gibt:

raw-gelaende

„ich war am samstag mit freunden im astra in friedrichshain. als ich mit einem freund nach hause gehen wollte, versuchten zwei kleine jungs meine brieftasche aus meiner gürteltasche zu klauen. ich bemerkte es vorher, meine begleitung schubste ihn weg und in dieser bewegung riss einer der beiden meiner begleitung seine kette vom hals. als dieser sie wieder holen wollte, kamen noch drei andere typen von der anderen straßenseite und alles ging ziemlich schnell. ich hab nach hilfe gerufen, zwei typen versuchten uns noch zu helfen, aber es war zu spät. einer von ihnen zog ein messer und verletzte meine begleitung schwer am hals. alle arterien waren schon freigelegt. es fehlten nur ein paar millimeter und er wäre direkt auf der straße in meinen armen gestorben. mir ist gott sei dank nichts passiert. meine begleitung war weder aggressiv, noch hatte er vor einen von ihnen zu schlagen. an diesem abend habe ich mit der polizei alle möglichen gassen abgesucht um die täter zu finden und dabei viele andere menschengruppen gefunden, denen auch sachen geklaut worden oder die verletzt worden sind. DESWEGEN AN ALLE BERLINER UND URLAUBER BERLINS: auf der revaler/warschauer straße ist eine große bande unterwegs. seid vorsichtig auf dem RAW gelände, geht dort am besten wenn es dunkel ist nicht alleine lang. diese leute sind wahnsinnig gefährlich und schrecken nicht davor zurück für eine beschissene kette zu töten!!! ich bin fassungslos und muss dieses ereignis erstmal verarbeiten. gerne teilen! diese wichser müssen gefasst werden!“

Wer sich die Mühe machte, die Kommentare unter dem Post zu lesen, musste feststellen, dass ein paar kriminelle Ratten in der Gegend eingenistet haben, die Touris abzocken. Ich hab insgesamt ein halbes Dutzend ähnlicher Berichte gefunden, wo es darum geht, Geldbörsen, Halsketten, Handys und ähnliches dort vor Ort abzuzocken. Und das innerhalb der letzten Woche.

Angesichts dieser Vorfälle fordert der SPD-Abgeordnete Sven Heinemann aus Friedrichshain-Kreuzberg einen Runden Tisch, an dem sich Polizei, Clubbetreiber und die Eigentümer des Geländes über das weitere Vorgehen und für mehr Sicherheit für Besucher und Anwohner verständigen. Heinemann sagte der Berliner Zeitung: „Der Ort muss sich verändern, doch ein schnelles Rezept gibt es nicht.“ An der Revaler Straße müsse mehr Polizei präsent sein, sie müssten auch die Verstecke der Drogendealer zerstören. Gleichzeitig solle die nächtliche Beleuchtung auf der Revaler Straße verbessert werden.

Polizei Berlin

+++ Überfälle am RAW-Gelände +++

Der Bereich um das sogenannte R.A.W. – Gelände hat sich in den vergangenen Jahren zu einer „Amüsiermeile“ von überregionaler Bedeutung entwickelt. Aufgrund der dichten Ansammlung von Bars, Lokalen, Diskotheken und Veranstaltungsorten besteht hier ein großes Vergnügungsangebot für Berliner und Touristen. Aber leider stellen wir hier seit etwa zweieinhalb Jahren einen Anstieg des illegalen Handels mit Betäubungsmitteln fest. Auch die Anzahl der Taschendiebstähle und Rohheitsdelikte (z.B. Körperverletzung, Raub) hat zugenommen.

Erst am Samstag kam es nach einem versuchten Taschendiebstahl zu einem schweren Landfriedensbruch.

Nach bisherigen Erkenntnissen hatte ein Unbekannter gegen 3.15 Uhr zunächst versucht, einem holländischen Touristen in der Revaler Straße die Brieftasche zu stehlen. Der 19-jährige wehrte sich, seinem Begleiter gelang es, einen mutmaßlichen Täter festzuhalten. Der Täter erreichte durch lautes Rufen, dass ca. 15 Personen zum Ort kamen, auf die beiden Holländer eintraten, einschlugen und Reizgas versprühten. Der 19-jährige, sein Begleiter und zwei in der Nähe befindliche Rettungssanitäter wurden verletzt.

Am Sonntag kam es in unmittelbarer Nähe zu einem versuchten schweren Raub. Hier war ein 26-Jähriger gemeinsam mit seiner 28-jährigen Begleiterin zu Fuß auf dem RAW-Gelände unterwegs, als gegen 4.45 Uhr zwei männliche Personen das Duo angetanzt haben sollen. Die Begleiterin bemerkte den versuchten Handtaschendiebstahl und verwehrte sich gegen das Antanzen.
Nach bisherigen Erkenntnissen griffen die Diebe dann nach der Halskette des 26-Jährigen und rissen sie ihm vom Hals. Als der Mann einen Dieb festhalten konnte, eilte den Tätern wieder eine Personengruppe zu Hilfe. Aus dieser Gruppe heraus wurde dem 26-jährigen mit einem scharfen Gegenstand eine große Schnittverletzung am Hals zugefügt.
Die Täter flüchteten, der Verletzte wurde in ein Krankenhaus gebracht.

Wir kontrollieren verstärkt, auch mit Sondereinsätzen, diesen Bereich. Allein im aktuellen Jahr wurden von Januar bis Juni bereits 234 Einsätze durchgeführt. Zudem wird gemeinsam mit den Eigentümern des RAW-Geländes stetig an der Verbesserung des Sicherheitskonzeptes gearbeitet.

+++ Unsere Tipps für Nachtschwärmer +++

1.
Lasst gerade, wenn Ihr wisst, dass Ihr gemeinsam mit vielen anderen auf engem Raum Party macht, Wertsachen, die Ihr nicht dringend braucht, zu Hause (Ketten, Schmuck, Uhren), die anderen tragt eng und am besten nicht sichtbar am Körper (Telefone bspw.). Geld könnt Ihr auch in die Hosentasche stecken oder in die Socken/Schuhe.

2.
Wenn Ihr merkt, dass sich Euch jemand nähert, der nicht zu Euch gehört und sich auffällig verhält, geht auf Distanz oder fragt Eure Leute laut, ob jemand den Typen kennt. Sobald jemand sich beobachtet fühlt, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass er von der Tat ablässt.

3.
Wenn Ihr merkt, dass Euch jemand etwas wegnimmt, dann stellt Euren Kumpels gegenüber laut und eindeutig dar, was da gerade passiert und ruft am besten: “Hey STOPP, lass mich los, das sind meine Sachen!“ Und zu Euren Kumpels: “Hey, helft mir, ich werde beklaut!“ Dadurch wird Öffentlichkeit hergestellt, die kein Täter gerne hat. Und Ihr habt mit Euren Freunden ein taktisches Team, das dem Täter gegenübersteht, so dass er spürt, dass er es nicht mehr mit einem Einzelnen zu tun hat, sondern mit einer ihm übermächtigen Gruppe. Obwohl viele Täter die Tat zwar allein ausführen, werden sie passiv von Unterstützern begleitet, die ihnen gegebenenfalls Rückendeckung geben. Dennoch bedeutet es, wenn Ihr Euch als Gruppe zusammenschließt in aller Regel Abschreckung für weiteres Handeln. Ihr könnt Euch auch immer an Ordner und Türsteher wenden.

4.
Versucht Straftaten nicht gewaltsam zu verhindern indem Ihr die Sachen festhaltet oder den Täter direkt gewaltsam davon abhaltet. Gebt die Sachen im Zweifel lieber freiwillig raus.
Hier gilt der Grundsatz: Kein Gegenstand kann so wertvoll sein, wie die eigene Gesundheit.

5.
Unternehmt nichts, was den Täter reizen könnte. Denkt daran: Die Täter sind vorbereitet, ihr werdet überrascht sein. Und setzt bloß nicht irgendwelche Gegenstände als Waffen gegen den Täter ein, auch die „Gegenseite“ zieht ihre Waffen und das kann tödlich enden.

6.
Versucht so schnell wie möglich aus der Situation herauszukommen, haut ab!

7.
Alarmiert uns so schnell Ihr könnt. Denn nur, wenn wir wissen, welche Taten wann und wo Euch den Spaß verderben, können wir helfen, daran etwas zu ändern, damit Ihr in Ruhe feiern könnt.