Das Experiment ist geglückt: Die elfte Ausgabe des Pop-Kultur Festivals vereinte erstmals sechs Tage lang Musiker*innen, Branche und Fans der Popkultur. Trotz insgesamt geringerer Gesamtkapazität als in den Vorjahren kamen rund 9.500 Menschen an allen Spielorten und Tagen zusammen. Der ausverkaufte Freitagabend war dabei ein Highlight: Eli Preiss und Apsilon ließen jeweils mit ihren textsicheren Fanbases im restlos ausgebuchten Kesselhaus Partystimmung und berührende Momente zugleich aufkommen.


»Sechs Tage lang haben wir auf dem Pop-Kultur Festival 2025 über die Zukunft der Popkultur diskutiert und ein Musikprogramm erlebt, das unsere Berliner Szene mit starken internationalen Stimmen zusammengebracht hat«, sagt Festivalleiterin Marie von der Heydt. »Gerade weil solche Möglichkeiten immer seltener werden, ist es umso wichtiger, ein Festival wie Pop-Kultur in und für Berlin zu haben, mit klarem Fokus auf künstlerische Entwicklungen und Vielfalt.«

Am Montag und Dienstag fanden im silent green und umliegenden Locations 20 »Pop-Kultur Talks« statt. Währenddessen stellten 150 Teilnehmerinnen von »Pop-Kultur Nachwuchs« in Workshops die Weichen für ihre Zukunft als professionelle Musikerinnen oder Akteur*innen der Musikbranche. In fußläufiger Nähe zum silent green veranstalteten Berliner Kollektive in Weddinger Locations wie dem RCHTN25 bisweilen ausgebuchte »Pop-Kultur Lokal«-Events. Zudem wurde ein weiteres frisches Kapitel Pop-Kultur aufgeschlagen: In Kooperation mit dem Musikbereich des Goethe-Instituts und dem Berliner Goethe-Institut im Exil brachte »Sonic Crossings« vier Acts aus Armenien, Aserbaidschan und Georgien nach Berlin. Tape Visitors, inherroom, Vaqo und Symptom Error legten in ihrer Kurzresidenz bewegende, groovende Listening Sessions, Talks und Konzerte unter anderem im SİNEMA TRANSTOPIA hin.

Am Mittwoch wurde das silent green auch Spielstätte für das Pop-Kultur-Musikprogramm sowie zwei von insgesamt zehn Commissioned Works – allesamt beeindruckend umgesetzte Weltpremieren. Tags darauf das nächste Novum: der »Pop Up_Berlin 2025«-Labelmarkt im Festsaal Kreuzberg, organisiert in Kooperation mit dem VUT und der Berlin Music Commission, bei dem sich rund 35 Berliner Labels präsentierten und spannende neue Acts aus Berlin auftraten. Für das große Finale am Freitag und Samstag kehrte das Festival dann in die Kulturbrauerei zurück und fuhr dort noch einmal alles auf, was Pop-Kultur ausmacht.

Viele der fast 100 Programmpunkte, die zum Feiern, Diskutieren und Netzwerken einluden, waren kostenfrei zugänglich – und Pop-Kultur damit so niederschwellig wie noch nie. So zeigte das Festival, dass nicht nur die internationale Strahlkraft von großen Acts eine Rolle spielt, sondern erst die Einbindung von und der Fokus auf Berliner Künstler*innen und Locations zu einer gelungenen Festivalmixtur führt, die das Berliner Publikum begeistert.

silent green als Festivalhub: Pop-Kultur-Highlights von Montag bis Mittwoch

Das silent green Kulturquartier war das Herzstück des Auftakts und hieß mit seiner offenen Atmosphäre das Publikum herzlich willkommen.
Bei den Pop-Kultur Talks am Montag und Dienstag spannte sich die Themenvielfalt von kreativen Routinen bis zum Aktivismus in der Musikindustrie und der Produktionsrealität von Popmusik. Zu den Highlights gehörte ein Gespräch zwischen Ben Bazzazian und Ralph Heidel über die Kunst, im Studio den magischen Moment einzufangen – dazu legten die zwei stimmungsvolle Hörbeispiele auf. Bei »Female* Producer Prize: Break the Loop« diskutierten Melbeatz, Sera Kalo und Finja Nierth über ihr gemeinsames Ziel, bessere Strukturen für FLINTA-Producerinnen zu schaffen.

Die partizipative Performance »Klapping« verwandelte am Festivalmittwoch die Grünfläche des silent green in eine kreative Spielwiese, auf der das Publikum begeistert Fußball-Kicks und Tanz-Moves kombinierte. Die Betonhalle wurde unter anderem durch die neu arrangierten Songs von ÄTNA mit dem norddeutschen Kammerorchester ensemble reflektor zum pulsierenden Resonanzraum.

Zurück in der Kulturbrauerei: Festivalhöhepunkte am Freitag und Samstag

Zum Wochenende zog das Pop-Kultur Festival nochmal alle Register und fuhr die ganze musikalische und performative Vielfalt auf dem Gelände der Kulturbrauerei auf, vor allem bei den Commissioned Works. Andreya Casablanca verwandelte Weihrauch, polnische Weihnachtslieder, Dating-Referenzen und eigene Songs in eine unterhaltsame Konzertmesse. Pamela Owusu-Brenyah lud bei »AFRO x POP Unplugged« mit senegalesischen Sitzmatten, gedimmtem Licht und Sobolo zum Abtauchen in die afrodiasporische Vielfalt Berlins ein. In der kostenlos zugänglichen Çaystube »Spill the Tea« ging es ums Mitmachen. Hier performten unter anderem die Berliner Rapperin Ceren und die iranischstämmige Faravaz vor begeisterter Crowd.

Der Samstag verwandelte das über den Abend restlos gefüllte Kesselhaus in einen Schmelztiegel aus guter Laune, Zugewandtheit und dröhnender Moshpit-Gitarren-Energie. Efterklang bauten vielschichtige Arrangements zu kollektiver Intimität – samt schönstem Liebeslied des Festivals – und Die Nerven setzten mit kompromisslosem Noise-Indie-Sound den letzten, kraftvollen Akzent.

Die nächste Festivalausgabe von Pop-Kultur findet im August 2026 statt.