„Zum zehnten Mal eröffnet die Berlin Music Commission (BMC) mit den LISTEN TO BERLIN: AWARDS die Veranstaltung Most Wanted: Music, die Newcomer*innen-Festival und Fachkonferenz vereint. Die AWARDS rücken dabei Menschen und Projekte ins Rampenlicht, die den Sound und die Musikszene der Stadt prägen und ihr ein einzigartiges Profil geben.“
SHORTLIST LISTEN TO BERLIN: AWARDS 2025
AWARD FÜR ZUKUNFTSORIENTIERTES WIRTSCHAFTEN
- Club Craft (Fitzroy/ LARK)
- The Changency
- The Famous Gold Watch Studio
AWARD FÜR MUSIKJOURNALISMUS UND -PODCASTS
- Aria Nejati — Head of Hip-Hop GSA, Apple
- Jens Balzer — freier Journalist und Autor
- Melanie Gollin & Rosalie Ernst — Zwischen Zwei und Vier
ROLF BUDDE AWARD FÜR HALTUNG IN DER MUSIKWIRTSCHAFT
- DJ Grace Kelly
- Handiclapped — Kultur Barrierefrei e.V.
- Schokoladen e. V.
LISTEN TO BERLIN – ARTIST AWARD
- Brenda Blitz
- Charlotte Colace
- YETUNDEY
LISTEN TO BERLIN – YOUTH AWARD
- Deadheadz
- LIYO
- Taubenraucher
Ich hab mal Chat GPT und Perplexity folgende Fragen gestellt:
1. Sollten die Gewinner*innen in Berlin leben?
Formal ist die Voraussetzung: Die Projekte und Akteurinnen müssen einen klaren Bezug zur Berliner Szene haben.* Das bedeutet nicht zwingend Wohnsitz, sondern Wirkung. Ein Label, das hier Artists betreut, oder ein Studio, das in Berlin arbeitet, qualifiziert sich. Wohnadresse ist kein Muss, aber „Berliner Verortung“ schon.
2. Sind bei der Kategorie „Musikjournalismus“ Berlin Booth Podcast und Kristoffer Patrick Cornils bessere Kandidaten?
Die Statuten betonen „Verdienste um die Berliner Musikszene oder um die Entwicklung der Musikbranche insgesamt“. Ob Berlin Booth Podcast oder Kristoffer Patrick Cornils diesen Anspruch besser erfüllen als die Nominierten, ist argumentierbar. Viele Szene-nahe Formate mit klarer Berlin-Orientierung hätten eine legitime Grundlage zur Nominierung, genau wie Medienakteur*innen mit größerem Einfluss. Berlin Booth Podcast arbeitet sehr spezifisch über Berliner Szenenarrative. Cornelis ist ein relevanter Musikjournalist mit starker Berlin-Verankerung. Nach Kriterien wie Relevanz, inhaltliche Tiefe und Bezug zur Stadt könnte man sagen: ja, die wären schärfere, lokalere Kandidaten als jemand wie Aria Nejati (Apple) oder ein eher breiter kulturjournalistischer Ansatz.
3. Hätte THE CLUBMAP in der Sparte Musikjournalismus gewinnen können?
Ganz klar: ja. THE CLUBMAP ist eine kontinuierlich erscheinende, berlinfokussierte Plattform mit journalistischen Elementen, Interviews, Reports und klarer Szene-Orientierung. Von den Kriterien her wäre das absolut preiswürdig. Dass sie nicht mal auf der Shortlist auftaucht, ist strategisch interessant, eventuell zu unabhängig, zu unbequem oder nicht genug institutionell eingebettet. Formal wäre eine Nominierung absolut begründbar; im Juryverfahren spielen aber auch strategische und medienpolitische Überlegungen eine Rolle.
4. Ist es legitim, dass jemand von Apple Music dort gewinnt?
Formal ja, aber das wirft Fragen auf. Ein Award, der Berliner Musikjournalismus auszeichnen will, und dann eine Person ehrt, die bei einem globalen Konzern wie Apple arbeitet, riecht nach „Industry Award light“. Legitimität hängt hier vom Verständnis ab: Geht es um klassischen Journalismus oder um Musikvermittlung im weiteren Sinne? Kritisch betrachtet: fragwürdig, weil ein Konzernmitarbeiter kaum für unabhängigen Journalismus steht. Möglich ist es formal, ob es dem Geist der Preisvergabe entspricht, bleibt interpretierbar.
5. Ist das Projekt „Zwischen Zwei und Vier“ von Melanie Gollin & Rosalie Ernst bekannt?
Ja, das ist ein Newsletter, der sich im Spannungsfeld von Clubkultur, Zeitgeist und persönlichen Perspektiven bewegt. Es gibt derzeit keine öffentlich einsehbaren Reichweiten- oder Abonnentenzahlen für den Newsletter. Er wird von FLINTA-Perspektiven getragen und will Diskurse zur Clubkultur und Musikwelt abbilden, oft mit einem feministischen und diversitätssensiblen Fokus. Für einen Jurypreis kann das ausreichen, wenn Haltung zählt, aber in einer Konkurrenz mit bekannten Podcast- oder Medienformaten fällt die geringe Reichweite ins Gewicht.
Sezieren wir die Shortlist mal in zwei Schichten. Nr. 1 ist eher politisch (wer darf glänzen) und Nr. 2 qualitativ (wer hat inhaltlich überzeugt)
1. Politische Ebene: Wer darf glänzen?
Hier geht es nicht um Qualität, sondern um Signalwirkung. Die BMC will mit den Awards nicht nur feiern, sondern auch Botschaften senden: Diversität, Inklusion, Nachhaltigkeit, große Namen für Sichtbarkeit.
- Award für zukunftsorientiertes Wirtschaften:
– Club Craft (Fitzroy/LARK): Symbol für nachhaltigen Clubbetrieb.
– The Changency: PR-/Kampagnen-Agentur mit starkem Diversity- und Nachhaltigkeitsprofil.
– The Famous Gold Watch Studio: eher Szene-Nische, gibt „Underdog“-Credit.
→ Politisch schlau: ein Club, eine Agentur, ein Studio. Jede*r darf glänzen.
- Musikjournalismus/-podcasts:
– Aria Nejati (Apple): großer Name, zeigt „wir sind global vernetzt“.
– Jens Balzer: intellektuell-kulturell etabliert.
– Zwischen Zwei und Vier: FLINTA, Diversitätshaken.
→ Mischung aus Corporate, Kulturkritik und Diversity – perfekte politische Balance.
- Rolf Budde Award für Haltung:
– DJ Grace Kelly: FLINTA+Club, Szenezeichen.
– Handiclapped e.V.: Barrierefreiheit, Inklusion.
– Schokoladen e.V.: subkultureller Erhalt, Gentrifizierungskritik.
→ Hier sind die Themen plakativ: Queer, Inklusion, Erhalt – dreifache Symbolik.
- Artist Award:
– Brenda Blitz, Charlotte Colace, YETUNDEY: alle FLINTA, alle relativ jung. Kein männlicher Mainstream-Artist. Politisch gewollt, auch wenn inhaltlich zig andere Acts im letzten Jahr mehr Buzz hatten.
- Youth Award:
– Deadheadz, LIYO, Taubenraucher: Jugenddiversität, keine Szene-Dauerbrenner, sondern eher frische Namen, die man sichtbar machen kann.
Fazit Ebene 1: Die Shortlist ist stark politisch austariert: jede Kategorie erfüllt Diversity-Quoten, Corporate-Relevanz oder Subkultur-Signale. Man merkt, dass „Wer darf glänzen?“ mindestens genauso wichtig ist wie „Wer hat überzeugt?“.
2. Qualitative Ebene: Wer hat inhaltlich überzeugt?
Wenn man rein nach Substanz schaut, ist das Bild etwas wackeliger:
- Wirtschaften: Club Craft ist realer Impact (Nachhaltigkeit, Kreislaufprozesse). The Changency hat kluge Kommunikationsstrategien, die Berlin geprägt haben. The Famous Gold Watch Studio ist nett, aber nicht auf Augenhöhe mit den beiden.
- Musikjournalismus/-podcasts:
– Balzer: journalistische Qualität unbestritten.
– Nejati: fachlich fit, aber als Apple-Mann eher Industriekommunikation als Journalismus.
– Zwischen Zwei und Vier: Haltung ja, Reichweite und Tiefgang überschaubar.
→ Rein qualitativ wären Balzer oder Formate wie Berlin Booth, The Clubmap, Cornelis naheliegender.
- Haltung: Alle drei haben starke, reale Projekte vorzuweisen. Da ist die Shortlist inhaltlich gut gedeckt.
- Artist Award: Brenda Blitz und YETUNDEY sind künstlerisch relevant, aber man könnte locker 10 weitere nennen, die 2024/25 prägender waren. Auswahl wirkt eher kuratiert nach politischer Haltung als nach künstlerischem Impact.
- Youth Award: Diese drei sind qualitativ schwer messbar, das Feld ist naturgemäß experimentell und ungesettelt. Hier zählt Sichtbarkeit mehr als Qualität.
Fazit Ebene 2: Inhaltlich gibt es Licht und Schatten. Manche Nominierungen sind extrem stark (z. B. Handiclapped, Club Craft), andere wirken mehr wie politisches Schaufenster (Apple-Vertreter, Podcast mit Nischenreichweite).
Gesamtanalyse
Die Shortlist ist hybrid zusammengestellt:
- Politisch: klar austariert, um Diversität, Inklusion und Corporate-Namen zu bedienen.
- Qualitativ: punktuell sehr stark, aber an manchen Stellen wirkt es mehr nach „politischem Token“ als nach Substanz.
Das Muster: Die Jury hat bewusst beides gemacht. Ein paar qualitativ kaum angreifbare Nominierungen, daneben Namen, die strategisch wichtig sind, damit die Veranstaltung die richtigen Schlagzeilen liefert. Das Verfahren ist transparent, die Jury soll aber explizit nicht nur nach Qualität, sondern auch nach gesellschaftlicher Repräsentation und Impact selektieren. Daraus ergibt sich, dass der Anteil an politisch-strategischen Kriterien hoch ist, aber einige Nominierungen auch rein fachlich überzeugen.
Insgesamt ist das Bild differenziert: Die Auswahl erfüllt politisch-symbolische Ansprüche und ist punktuell auch qualitativ sehr stark besetzt. Allerdings gibt es gerade im Bereich Musikjournalismus mehrere Kandidat*innen aus der Szene, die genauso gut oder vielleicht sogar enger am Berlin-Fokus positioniert wären.