Das Geburtstagsjahr neigt sich dem Ende zu – und was für ein Jahr es war! Voller Ausstellungs-Highlights, bewegender Rückblicke und unvergesslicher Momente, mit ausgelassenen Partys und einem Open House für alle. Vielen Dank, dass Sie uns seit 25 Jahren begleiten. Auf viele weitere gemeinsame Jahre! Mit Vorfreude blicken wir nun auf das kommende Jahr und freuen uns, Ihnen unser vielseitiges und spannendes Ausstellungsprogramm für 2026 vorzustellen:

  1. Feb – 10. Jun 2026
    Graciela Iturbide . Retrospektive
    Dörte Eißfeldt . Archipelago
    Sheung Yiu . (Inter)Faces of Predictions . C/O Berlin Talent Award 2025
  2. Jun – 2. Sep 2026
    Walter Schels . 16° Fische
    The Lure of the Image . Wie Bilder im Netz verlocken
  3. Sep 2026 – 3. Feb 2027
    Carrie Mae Weems . The Heart of the Matter
    After Nature Prize 26 . Stelios Kallinikou / Susanne Kriemann

Ausstellung 7. Feb – 10. Jun 2026

GRACIELA ITURBIDE

Retrospektive
C/O Berlin präsentiert die erste große Retrospektive von Graciela Iturbide (*1942) in Berlin und gibt einen tiefen Einblick in das Werk einer der bedeutendsten Fotograf:innen Mexikos. In enger Zusammenarbeit mit der Künstlerin entwickelt, zeigt die Ausstellung ikonische Serien sowie bislang unveröffentlichte Aufnahmen und bietet einen Überblick über mehr als fünf Jahrzehnte ihres Schaffens. Iturbide dokumentiert die mexikanische Kultur und beleuchtet die Rolle der Frauen, etwa in den Gemeinschaften der Zapotek:innen in Juchitán, Oaxaca, wo Frauen Machtpositionen innehaben und stereotype Geschlechterrollen durchbrochen werden, oder in ihrer Auseinandersetzung mit Frida Kahlo und ihrer Casa Azul, die das Leben der Künstlerin jenseits des Mythos zeigt. Weitere zentrale Werkgruppen widmen sich der indigenen Gemeinschaft der Seri im Nordwesten Mexikos, dem Ritual der „La Matanza“ in der Mixteca-Region sowie selten gezeigten Aufnahmen von Reisen nach Indien und Bangladesch. Während ihre Arbeit oft die Menschen und Kulturen porträtiert, auf die sie ihren Fokus gelegt hat, inspiriert ihre poetische Sensibilität zu einer transzendenten Perspektive, die über die reine Dokumentation hinausgeht. Die Retrospektive zeigt die Entwicklung einer einzigartigen fotografischen Praxis, deren Einfluss weit über Mexiko hinausreicht. Kuratiert von Sophia Greiff und Melissa Harris.

Ausstellung 7. Feb – 10. Jun 2026

DÖRTE EIßFELDT

Archipelago
In Dörte Eißfeldts (*1950) Bildern ist nichts so, wie es scheint – und nichts bleibt, wie es ist. Anstatt Wirklichkeit einfach nur abzubilden, wird Fotografie in ihrem Werk zu einem Medium der Verwandlung. Mit einem zarten, poetischen und stets neugierigen Blick erkundet Eißfeldt die Welt um uns herum, den menschlichen Körper und das Medium selbst. Ein Schneeball schmilzt auf einem Bild, auf einem anderen wirkt er felsartig und wie ein Himmelskörper. Eine Messerklinge erscheint wie ein Megalith, Oberflächen verändern ihre Beschaffenheit, Haut wird metallisch, dann wieder zerbrechlich und porös. Immer wieder lotet Eißfeldt aus, wie Fotografie sich selbst befragt, sich verwandelt und die Grenzen der Wahrnehmung verschiebt. Der Titel der Ausstellung bezieht sich auf ein Zitat von Eißfeldt, in dem sie schreibt: „Fotos sind wie Wale, die ganze Inseln tragen können.“ Die Ausstellung gibt diesem Archipel von Inseln Raum – getragen von den Foto-Walen: Inseln der Bedeutung, der Erinnerung, der Ähnlichkeit oder des Eindrucks eines Moments. Über fünf Jahrzehnte hinweg, mit Schlüsselwerken aus ihrem persönlichen Archiv, großformatigen Serien sowie bislang unveröffentlichten und nie gezeigten Skizzen, Kunst- und Notizbüchern, präsentiert C/O Berlin eine lang erwartete, umfassende institutionelle Ausstellung ihres Schaffens. Kuratiert von Boaz Levin.

Ausstellung 7. Feb – 10. Jun 2026

SHEUNG YIU

(Inter)faces of Predictions . C/O Berlin Talent Award 2025
In seinem Gewinner-Projekt untersucht Sheung Yiu (*1991), wie Gesichter in unterschiedlichen Kulturen und technologischen Kontexten zur Vorhersage von Charaktereigenschaften und der Zukunft verwendet werden. Er verbindet traditionelle ostasiatische Praktiken der Gesichtsanalyse mit westlichen physiognomischen Theorien sowie zeitgenössischen Gesichtserkennungstechnologien. Anhand der Analyse seines eigenen Gesichts zeigt er auf, wie sowohl historische Glaubenssysteme als auch moderne algorithmische Verfahren ähnliche Vorurteile und stereotype Vorstellungen reproduzieren. Das Projekt lädt dazu ein, kritisch über die Art und Weise nachzudenken, wie wir Gesichter interpretieren und welche Annahmen wir dabei treffen. Indem Yiu historische mit gegenwärtigen Diskursen, Archivmaterial mit eigenen fotografischen Arbeiten und technologische Methoden mit künstlerischer Praxis verbindet, schlägt er inhaltlich wie methodisch eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Kunst und Wissenschaft. Kuratiert von Veronika Epple.

Ausstellung 20. Jun – 2. Sep 2026

WALTER SCHELS

16° Fische
Anlässlich des 90. Geburtstags von Walter Schels (*1936) zeigt C/O Berlin in Zusammenarbeit mit der Stiftung F. C. Gundlach die erste große Retrospektive des Fotografen, die auf einer umfassenden Sichtung seines gesamten Printwerks mit über 10.000 Originalabzügen basiert. Seit mehr als sechs Jahrzehnten widmet sich Schels den Grundthemen menschlicher Existenz. Seine Bilder erforschen Normen, Tabus und Grenzerfahrungen. Stets stellen sie Fragen nach Individuum, Identität und Transformation. Schels hat eine unverwechselbare Bildsprache zwischen dokumentarischer und künstlerischer Fotografie entwickelt. Diese erweitert er durch eine Vielzahl von Materialitäten. Mithilfe serieller Konzepte und unterschiedlicher experimenteller Ansätze macht er sowohl formale Strukturen als auch Prozesse sichtbar. Die Ausstellung beleuchtet mit rund 250 Werken zentrale Themen seines Œuvres in ihrer Komplexität. Zu sehen sind prägende Werkgruppen – darunter Porträts bekannter und unbekannter Persönlichkeiten, Serien über Jugendliche in Transition oder Sterbende, sowie Tieraufnahmen oder Pflanzenbilder, die durch chemische Übermalungen entstanden sind. Ergänzt werden diese durch frühe Arbeiten aus dem Archiv und biografische Materialien, die Einblicke in die Arbeitsweise dieses außergewöhnlichen Fotografen geben. Kuratiert von Sophia Greiff, Beate Lakotta, Sebastian Lux und Franziska Mecklenburg.

Ausstellung 20. Jun – 2. Sep 2026

THE LURE OF THE IMAGE

Wie Bilder im Netz verlocken
Wie locken oder betören uns Bilder, die online zirkulieren? Wie fesseln, steuern oder täuschen sie uns? Die 14 künstlerischen Positionen in der Ausstellung setzen sich mit visuellen Phänomenen auseinander, die online als Vehikel für Kommunikation, Kritik oder Komik dienen. Sie veranschaulichen, welch zentrale Rolle Bilder in der Gestaltung unserer sozialen, kulturellen und politischen Umgebung spielen. Die Ausstellung lädt dazu ein, die visuellen Welten von Social-Media-Feeds, Dating-App-Profilen, Beauty-Filtern, Memes, ASMR-Videos, cute (niedlichen) oder cursed (verfluchten) images, Emojis, computergenerierten Bildern oder pixeligen Screenshots zu erkunden, die als Verschwörungstheorien oder als Protestmittel gleichermassen zum Einsatz kommen können. Dabei legen die künstlerischen Arbeiten die komplexen Mechanismen der Verführung im digitalen Raum offen und beleuchten, wie Bilder und die ihnen zugrunde liegenden Strukturen – von Algorithmen bis zu Datensätzen – unsere Aufmerksamkeit lenken, Gefühle provozieren und Meinungen beeinflussen.

Mit Arbeiten von Zoé Aubry, Sara Bezovšek, Viktoria Binschtok, Sara Cwynar, Éamonn Freel & Lynski, Dina Kelberman, Michael Mandiberg, Joiri Minaya, Simone C Niquille, Jon Rafman, Jenny Rova, Hito Steyerl, Noura Tafeche und Ellie Wyatt. Kuratiert von Marco De Mutiis, Doris Gassert und Alessandra Nappo (Fotomuseum Winterthur) und von Boaz Levin für C/O Berlin adaptiert.

Ausstellung 7. Feb – 10. Jun 2026

CARRIE MAE WEEMS

The Heart of the Matter
Die Ausstellung und die begleitende Monografie bieten einen umfassenden neuen Überblick über das Werk der international renommierten Künstlerin Carrie Mae Weems (geb. 1953), die sich in ihren eindringlichen Fotografien mit Fragen von kultureller Identität, Patriarchat und sozialer Zugehörigkeit auseinandersetzt. Die Schau spannt den Bogen über Weems’ gesamtes Schaffen und zeigt die Tiefe und Vielfalt ihrer künstlerischen Ausdrucksweise. Zu sehen sind frühe, ikonische Serien wie Family Pictures and Stories (1978–1984) ebenso wie ihre jüngsten Arbeiten über Schwarze Glaubensgemeinschaften. Die Ausstellung hebt Weems’ einzigartige Fähigkeit hervor, die Komplexität und die Ungerechtigkeiten der Welt um uns herum sichtbar zu machen. Im Zentrum ihrer Arbeit stehen Räume, die in den gängigen Erzählungen häufig ausgeblendet werden: Ateliers, Plantagen im Süden der USA, häusliche Interieurs sowie die „unsichtbaren Institutionen“ Schwarzer Communities, die in Zeiten fortbestehender Unterdrückung als Orte des Glaubens entstanden sind. Diesen stellt Weems Bilder von Denkmälern und Museen gegenüber. Jene Repräsentationsorte, die historisch oft von Ausschluss geprägt waren. Kuratiert von Sarah Hermanson Meister (Aperture) und von Boaz Levin für C/O Berlin adaptiert.

Ausstellung 12. Sep 2026 – 3. Feb 2027

AFTER NATURE PRIZE 26

Stelios Kallinikou / Susanne Kriemann
Stelios Kallinikou (*1985) widmet sich in seinem Projekt dem Akrotiri-Salzsee, der Teil der britischen Militärbasis und damit des Überseeterritoriums auf Zypern ist. Als wichtiges Feuchtbiotop im östlichen Mittelmeerraum bietet der See Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten und liegt zugleich nahe einiger der ältesten archäologischen Stätten Zyperns. Kallinikou macht die Spannungen zwischen militärischer Nutzung, ökologischer Fragilität und kulturellem Erbe des Ortes erfahrbar, indem er verschiedene Zeitebenen miteinander verwebt. Zwischen Fotografie, Film und Skulptur entsteht ein Projekt, das die vielschichtigen Beziehungen von Land, Grenzen und Souveränität sichtbar macht und über koloniale Vermächtnisse am Rand Europas nachdenken lässt.

Susanne Kriemanns (*1973) Projekt knüpft an ihre langjährige Beschäftigung mit Uran und dem Atomzeitalter an. An der Schnittstelle von Fotografie, Wissenschaft und Poesie nutzt sie Pechblende, auch Uraninit genannt und eines der ältesten Minerale der Erde, als Ausgangspunkt, um geologische und atomare Zeitskalen zu reflektieren. Dafür greift sie auf frühe fotografische Verfahren wie Autoradiografie, Siebdruck und Heliografie zurück. Die Arbeiten verbinden die abstrakte Ästhetik, die Strahlung auf dem fotografischen Material hinterlässt, mit poetischen Texten und einer ortsspezifischen Szenografie. Ihr Projekt eröffnet eine kritische Auseinandersetzung mit den Bildwelten und Anwendungen von Radioaktivität und lädt ein, die Strahlung als zentralen Faktor im Verhältnis von Mensch und Umwelt zu begreifen.

Die ausgezeichneten Projektkonzepte werden im Rahmen des After Nature . Ulrike Crespo Photography Prize 26 erstmals realisiert. Kuratiert von Katharina Täschner.