Das Museum of Modern Electronic Music (MOMEM) in Frankfurt öffnet seine Türen für eine spektakuläre Hommage an einen Mythos der Technokultur: Den Omen Club. Unter dem Titel „OMEN Club Frankfurt 1988–1998 – New Electronic Ecstasy“ werden ab dem 22. November 2025 die pulsierenden Ursprünge und die energiegeladene Geschichte des Clubs wieder lebendig.

Legende im Fokus

Der Omen Club war von 1988 bis 1998 das Epizentrum für elektronische Musik in Deutschland und wurde von Szenegrößen wie Sven Väth, Michael Münzing und Matthias Martinsohn gegründet. Im Erdgeschoss eines Parkhauses in der Frankfurter Junghofstraße entstand hier der berüchtigte „Sound of Frankfurt“, der nachts Banker und Raver vereinte. Der Bass, die Strobos, der Schweiß: All das ist Teil einer Ära, die bis heute Kultstatus genießt.

Ausstellungshighlights

Die Ausstellung geht weit über Nostalgie hinaus. Gezeigt werden über 100 seltene Fotos der Fotografen Ernst Stratmann und Sascha Luond, Filmaufnahmen von Pit Weber sowie ikonische Illustrationen der Künstler Stellmacher & Jensen, die einst die Clubräume zierten. Original-Equipment, darunter ein Thorens-Plattenspieler und ein Rodec-Mixer, versetzen Besucher zurück ins audiovisuelle Herzstück der 90er Jahre.

Das Kuratorenteam rund um Sascha Luond, Ingo Boss, Dr. Torben Giese und Alex Azary hat zahlreiche Zeitzeugnisse zusammengetragen – von professionellen Archiven bis hin zu privaten Memorabilia der lebendigen Omen-Community. Besucher tauchen mit VR-Brillen und Videoinstallationen tief in das Clubgeschehen ein, während alte Omen-Residents wie Frank Lorber, Dag Lerner und Toni Rios in Interviews und Paneltalks von jener Euphorie berichten, die den Club so besonders machte.

Kollektiv und Spirit

Nicht zuletzt lebt die Ausstellung auch durch die Energie der Fans: So brachte Crowdfunding die Umsetzung erst ins Rollen, und viele ehemalige Omen-Gänger steuerten persönliche Artefakte bei. Das MoMEM unterstreicht, wie integrativ und vielfältig die Techno-Community damals war – Musik als soziales Bindeglied, das Gräben überwand und Kreativität entfachte.

Eröffnung & Afterparty

Am 22. November steigt die Vernissage mit anschließender Afterparty, bei der Omen-Legenden wie Frank Lorber, Toni Rios, Pauli Steinbach und Dag Lerner auflegen und den Bass noch einmal zur kollektiven Ekstase treiben. Tickets gibt es im Vorverkauf direkt beim MOMEM, die Ausstellung läuft bis zum 29. März 2026.

Öffnungszeiten und Adresse

  • MoMEM, An der Hauptwache 15, 60313 Frankfurt am Main
  • Dienstag bis Sonntag: 13–19 Uhr, Montag geschlossen

Mit der Omen-Ausstellung feiert Frankfurt also nicht nur einen legendären Club, sondern auch die Möglichkeitsräume, die elektronische Musik entfalten kann – von Freiheit und Vielfalt bis zur kreativen Selbstermächtigung.

Hintergrund zum Sound of Frankfurt und wichtigste DJs

Der Sound of Frankfurt ist eine prägende Stilrichtung der elektronischen Tanzmusik, die in den 1980er- und 1990er-Jahren insbesondere durch Clubs wie das Omen sowie die lokale DJ- und Produzentenszene entstanden ist. Der „Frankfurt Beat“ zeichnete sich durch Einflüsse aus Electro, EBM, Italo Disco und später Techno aus. Die Musik galt als kühl, energetisch und wurde insbesondere durch innovative Studiotechnik und Produktion geprägt.

Entstehung und Stil

Der Begriff „Sound of Frankfurt“ etablierte sich in den späten 1980ern zunächst durch Hi-NRG- und Italo-Disco-Projekte wie Axodry, Moskwa TV und Two of China, ehe der Fokus mit dem Techno-Boom ab etwa 1988/89 stärker auf härteren, elektronischeren Sounds lag. Clubs wie das Dorian Gray und später das Omen wurden zu Experimentierfeldern für den wachsenden Techno-Sound, der durch Labels wie Eye Q, Harthouse und ZYX Records deutschland- und später weltweit bekannt wurde.

Zentrale DJs und Produzenten

Zu den wichtigsten Figuren des Sound of Frankfurt zählen:

  • Sven Väth: Der international erfolgreichste Vertreter, prägt als DJ und Produzent (u.a. mit OFF – „Electrica Salsa“) maßgeblich den Stil und war Gründer und Gesicht des Omen.
  • Michael Münzing und Luca Anzilotti: Neben Projekten wie Snap! („Rhythm Is a Dancer“) sowie OFF waren sie Mitbegründer des Clubs Omen und bedeutende Produzenten des Eurodance und Frankfurter Technosounds.
  • Talla 2XLC: Pionier und wichtiger Innovator der frühen Szene, Clubmacher, Produzent und Labelgründer (u.a. ZYX).
  • DJ Dag (Dag Lerner): Bekannt aus der HR3-Clubnight, mitprägte den typischen Omen-Sound und das Trance-Genre.
  • Torsten Fenslau: Produzent, DJ (u.a. Culture Beat) und wichtiger Impulsgeber für das Genre.
  • Weitere prägende Namen: Andy Düx, Pascal FEOS, Marc Spoon, Heinz Felber, Ata, Atom Heart, Time Modem und viele mehr, die mit Labels wie PCP, Logic, Harthouse oder Boy Records verbunden waren.

Einfluss und Kultur

Der Sound of Frankfurt war stilprägend für die europäische Technoszene, professionalisierte Strukturen rund um Plattenläden, Labels und Magazine (z.B. Groove, Frontpage) und prägte das Bild der deutschen Technokultur nachhaltig. Der Puls der Nächte im Omen wirkt bis heute nach und steht synomym für Offenheit, Innovation und kollektive Ekstase in der elektronischen Musik.

Wie entstand der Begriff Sound of Frankfurt

​Der Begriff „Sound of Frankfurt“ wurde 1987 durch die Veröffentlichung der Compilation „The New Sound of Frankfurt“ auf dem Label ZYX Records geprägt und erstmals aktiv als Bezeichnung für eine neue stilprägende elektronische Musikrichtung im Raum Frankfurt genutzt. Ursprünglich beschrieb der Begriff einen Musikstil, der stark von Hi-NRG, Italo Disco und synthie-betonten Dance-Produktionen beeinflusst war, wie sie ab etwa 1984 von Formationen wie Two Of China, Axodry und Moskwa TV geprägt wurden.

Die zunehmende Verbreitung und Popularisierung des Begriffs erfolgte durch lokale DJs, Produzenten und Radiosendungen wie „Sounds vom Synthesizer“ von Rainer Sauer, die maßgeblich zur Vernetzung der regionalen Szene beitrugen. Insbesondere Clubs wie das Dorian Gray und später das Omen wurden zu Keimzellen dieser Musikbewegung und brachten zahlreiche nationale wie internationale Hits hervor. Mit dem Aufstieg des Techno und Trance zum Ende der 80er und Anfang der 90er änderte sich die musikalische Ausrichtung, und der „Sound of Frankfurt“ wurde ein Synonym für die innovative, elektronische Clubmusik dieser Stadt und ihrer Kultur.

Welche frühen Tracks definierten den Sound of Frankfurt

Einige der wichtigsten frühen Tracks, die den Sound of Frankfurt maßgeblich prägten, stammen aus der Mitte bis späten 1980er-Jahre und reflektieren den Übergang von Italo Disco und Synth-Pop zu einer unverwechselbaren regionalen Elektronikströmung.

Wegweisende Tracks der ersten Stunde

„Telk Mee“ von Two of China (1984)

Dieser Track war ein frühes Paradebeispiel für den kreativen Einsatz von Synthesizern, die typisch für den „Sound of Frankfurt“ wurden. Die melodische, melancholische Stimmung und die experimentelle Nutzung elektronischer Klänge machten diesen Track zu einem wichtigen Vorläufer für spätere elektronische Musikstile.

„You“ von Axodry (1985)Axodry war eine der bedeutenden Gruppen, die Synthesizer-Klangfarben mit klaren Rhythmen kombinierten. „You“ setzt die Vorreiterrolle Frankfurts im Synth-Pop und frühen Elektropop fort, und der klare, präzise Rhythmus war auch ein Markenzeichen des Frankfurter Sounds, der später von Techno und Trance weiterentwickelt wurde.

„Tekno Talk“ von Moskwa TV (1985)Moskwa TV waren ein weiteres Beispiel für den frühen Frankfurter Techno-Sound, der tanzbare Beats mit einer neuen, elektronischen Soundästhetik verband. Der Track war ein frühes Beispiel für den Übergang von elektronischer Tanzmusik zu härteren und strukturierten Techno-Rhythmen.

„Communicate“ von MCL (ca. 1986)MCL kombinierte Elemente von EBM (Electronic Body Music) mit Dancefloor-Elementen und legte damit einen Grundstein für die späteren Entwicklungen in der Musikszene. Der markante Sound dieses Tracks war ein Vorläufer für die Verschmelzung von Clubmusik mit elektronischer Musik in Frankfurt.

„Electrica Salsa“ von OFF (1986)Einer der größten kommerziellen Erfolge dieser Zeit, in dem Sven Väth eine entscheidende Rolle spielte. Der Track brachte nicht nur internationalen Erfolg für das Produzententeam, sondern setzte auch einen wichtigen Akzent auf die Entwicklung des tanzbaren und energischen Sounds, der später in den Frankfurter Techno-Stil überging.

„Where Are You“ von 16 Bit (1987)Dieser Track verband Techno-Pop mit frühen Techno-Elementen und war eines der ersten Beispiele für den Übergang von Popmusik zu einem eher experimentellen, rhythmusorientierten Sound. Sven Väth und Michael Münzing, die später als Snap! berühmt wurden, legten mit „Where Are You“ einen Grundstein für viele spätere Dancefloor-Sounds.

„American-Soviets“ von C.C.C.P. (1986)Dieser internationale Erfolg verband politische und elektronische Themen und brachte einen markanten Sound, der sich später als Symboltrack für das elektronische Musikzeitalter etablierte. Der Song war nicht nur musikalisch wegweisend, sondern hatte auch eine politische Dimension, die den Zeitgeist dieser Ära widerspiegelte.

Weitere wichtige Stücke sind Surrender von Axodry sowie Beiträge auf der Compilation The New Sound of Frankfurt (1987) von ZYX Records, die das Label offiziell als Startpunkt für den Begriff markierte.​ Diese Tracks legten den Grundstein für den späteren Frankfurter Techno-Sound und beeinflussten die weitere Entwicklung der elektronischen Musik aus der Mainmetropole maßgeblich. Ist natürlich jetzt alles etwas früh angesetzt.

Das passt etwas besser:

Frank Tavaglione – „Frankfurt Trax“ (1987)
Dieser Track gilt als ein früher Vertreter des Sounds, der in Frankfurt und dem umliegenden Rhein-Main-Gebiet populär wurde. Der Track und seine Komposition aus düsteren, mechanischen Beats und der Kombination aus Chicago House und Detroit Techno-Elementen spiegeln den frühen Frankfurter Techno wider.

Sven Väth – „L’Esperanza“ (1992)
Als eine der zentralen Figuren des Frankfurter Techno war Sven Väth ein bedeutender Pionier, dessen Veröffentlichungen maßgeblich zur Etablierung des „Sound of Frankfurt“ beitrugen. „L’Esperanza“ ist ein perfektes Beispiel für den Frankfurter Stil, der melodische, oft emotionale Elemente mit treibenden, düsteren Techno-Beats kombiniert.

DJ Dag – „Ambush“ (1993)
DJ Dag, ein weiterer Frankfurter Pionier, brachte mit „Ambush“ einen Klassiker heraus, der die pulsierende und gleichzeitig hypnotische Qualität des Frankfurter Technos verkörperte. Der Track ist geprägt von dunklen Basslinien und einer minimalen, fast trancehaften Atmosphäre.

The Movement – „This Is the Sound“ (1992)
Die Frankfurter Formation „The Movement“ war maßgeblich an der frühen Definition des regionalen Techno-Sounds beteiligt. Der Track ist ein Beispiel für die Mischung aus Chicago House- und Detroit Techno-Einflüssen mit der einzigartigen Atmosphäre Frankfurts.