Menschen in meinem Alter (Gen X) finden das zwar schräg und vollkommen albern aber die Generation Z hat eine deutlich ausgeprägte Angst vor dem Telefonieren, was sich durch Stress, Unsicherheit und soziale Ängste erklären lassen soll. Viele bevorzugen textbasierte Kommunikation oder Sprachnachrichten, weil diese als besser steuerbar empfunden werden. Man kann sich damit nicht blamieren. Kids, ganz ehrlich, auch am Telefon ist das fast unmöglich. Eigentlich nur, wenn man total breit nachts um drei seine Ex anruft. Und ganz nebenbei.. ein Telefonat hinterlässt keine Spuren, ganz anders als Chats, die, wenn man Pech hat, auf Insta landen.
Die Frage, die sich mir hier stellte: Kann diese Angst auf soziale Situationen wie Clubbesuche übertragen werden? Clubs werden oft als Orte dargestellt, an denen Menschen an der Tür abgewiesen werden und somit Zurückweisung erfahren. Das steht natürlich im Widerspruch zu den Selbstbeschreibungen vieler Clubs als inklusive, sichere Räume. Für junge Menschen, die Schwierigkeiten mit spontaner und direkter sozialer Interaktion haben, kann die Angst vor Zurückweisung und Nicht-Akzeptanz an solchen Orten besonders groß sein.

Das bedeutet, dass Gen Z nicht nur durch eine generelle Kommunikationsscheu geprägt ist, sondern auch durch eine erhöhte Sensibilität gegenüber Ablehnung in sozialen Umgebungen. Um den Mut zu finden, in Clubs zu gehen, bräuchte es also unterstützende soziale Erfahrungen, positive Vorbilder und ein echtes Erleben von Inklusion und Sicherheit, wie sie sich Clubs idealerweise geben. Das klingt natürlich für ältere Clubgänger komplett drüber, denn wenn man sich drei Tage mit Keta und GHB abschießen kann, sollte man auch ne Warteschlange und eventuell ein NEIN aushalten können.
ABER es wäre trotzdem hilfreich, öffentlichkeitswirksame Narrative und Medienbilder zu fördern, die die positiven, einladenden Seiten von Clubkultur hervorheben, um dem verzerrten Bild der ständigen Zurückweisung entgegenzuwirken, denn das würde witzigerweise auch dem Image der Clubs entgegen kommen und sie interessant für ihre anvisierte Zielgruppe machen. Wie hieß es früher so schön bei SDP: „Ja wer ficken will muss Freundlich sein.“

Strategien gegen Sozialangst bei Clubbesuchen
Gruppengänge reduzieren die Angst, da Gen Z sich sicherer fühlt, wenn Buddies am Start sind. Vorbereitung wie Outfit-Planung oder Recherche zu Events schafft Kontrolle und steigert das Selbstvertrauen. Achtsamkeitstrainings oder psychologische Unterstützung helfen, spontane Interaktionen zu üben.
Rolle von Türstehern und Einlassregeln
Türsteher weisen oft aus legitimen Gründen ab wie Alter, Verhalten, Überfüllung oder Konzepttreue, doch subjektive oder diskriminierende Entscheidungen (z. B. basierend auf Aussehen) verstärken Ausgrenzungsgefühle. Solche Praktiken kollidieren mit Inklusionsversprechen und hemmen ängstliche Besucher. Klare, transparente Regeln mindern Willkür. De facto bleibt ein NEIN ein NEIN, aber man kann es wesentlich freundlicher tun, als es oftmals passiert.
Deeskalation diskriminierender Entscheidungen durch Türsteher
Erst einmal möchten wir uns von Herzen für dein Interesse an unserem Club und die Zeit, die du in der Warteschlange investiert hast, bedanken. Wir haben deinen Clubkultur Score sorgfältig geprüft und mussten eine schwierige Entscheidung treffen, da uns heute seit 22 Uhre viele qualifizierte Bewerbungen erreicht haben. Leider haben wir uns in diesem Fall für andere Kandidat*innen entschieden. Das bedeutet keineswegs, dass deine Fähigkeiten als Tänzer und Erfahrungen in der Berliner Clubkultur nicht wertgeschätzt werden. Es hat einfach in diesem speziellen Fall nicht zu 100% gepasst. Bitte lass dich von dieser Entscheidung nicht entmutigen. Wir sind uns sicher, dass es da draußen viele Clubs gibt, die sich über einen Gast wie dich freuen würden. Und wer weiß, vielleicht kreuzen sich unsere Wege in der Zukunft erneut unter anderen Umständen. Bitte hab Verständnis dafür. Wir wollen nicht, dass du dich nicht wertgeschätzt fühlst. Es hat einfach in diesem speziellen Fall nicht zu 100% gepasst. Wir wünschen dir alles Gute für deine Zukunft als Clubgänger.
Ja, ok is ne Verarsche und letztlich eine Absage für einen Job… aber die Jungs und Mädels anna Tür können durchaus geschult werden. Türsteher sollten Deeskalationstrainings absolvieren, um Konflikte mit ruhiger, wertschätzender Kommunikation statt Gewalt zu lösen. Wichtig sind Wahrnehmung subtiler Stresssignale, personenbezogene Reaktionen und das Angebot, aggressiven Personen einen Ausweg zu ermöglichen, ohne Gesichtsverlust.

Schulungsinhalte für Türsteher zu Inklusion und Antidiskriminierung
- Grundlagen der Antidiskriminierungsgesetzgebung und des Hausrechts
- Sensibilisierung für bewusste und unbewusste Vorurteile
- Kommunikationstechniken für respektvollen Umgang mit Gästen
- Deeskalation von Konflikten und Umgang mit Beschwerden
- Praxisübungen zu inklusiven Einlasssituationen
Mechanismen zur Beschwerde und Rechenschaft
- Sichtbare Hinweise auf die Beschwerdestelle und den Awareness-Raum am Einlass
- Klare Kommunikation der Beschwerdeprozesse (z. B. via App, Hotline oder persönlich)
- Regelmäßige Evaluation und Feedbackrunden mit Gästen und Personal
- Dokumentation und Überprüfung von Beschwerden durch eine unabhängige Stelle
Best Practices für alters- und sicherheitskonforme Einlasskontrollen
- Klare Kommunikation von Sicherheitsmaßnahmen (z. B. Taschenkontrolle) und deren Hintergründen
- Altersnachweis nur bei Personen, die jünger erscheinen
- Unaufdringliche, respektvolle Kontrolle durch geschultes Personal
- Nutzung von digitalen Check-in-Systemen zur schnelleren und transparenteren Kontrolle
- Flexible Einlass für Gruppen mit unterschiedlichem Alter, wenn Mindestalter erfüllt ist
Ok, zurück zum Thema. Gen Z bevorzugt mittlerweile Home-Partys oder Feiern bei Freunden für mehr Kontrolle und Sicherheit, oft ohne Alkohol. Tagespartys, Outdoor-Raves, Pop-ups oder Kitchen-Partys bieten Flexibilität ohne starre Strukturen. Sportevents oder bewusste Gatherings ersetzen traditionelle Nächte. Und das verstohlene Treffen im Park während Corona findet sich wieder in VAs, die nur über Telegram erreichbar sind. Clubs werden einladender durch inklusive Events mit Partizipation behinderter Personen an Tür, Bar oder DJ-Pult, Ruheräume und Notfallknöpfe gegen Übergriffe. Achtsamkeits- und Sensibilisierungstrainings für Personal fördern ein sicheres Umfeld. Transparente Einlasskriterien und queere oder thematische Nächte würden ängstliche Gäste anziehen. Und irgendwann braucht es vielleicht nicht mehr den ganzen Mut für eine Clubnacht, so dass die neuen Clubgeschichten, dann nicht mehr von Freiheit und Selbstfíndung schwärmen, sondern von gefundenem Frieden und Selbstbewusstsein.





