Bob Ross, das war der Kultmaler und Moderator aus den 1980ern, gefeiert für seine 30-Minuten- Landschaften, seine beruhigende Stimme und seine „glücklichen kleinen Zitate“ – mit denen er die Popkultur prägte. Einer von Ross’ meist wiederkehrenden Sätzen lautet: “We don’t make mistakes; we just have happy accidents,“ und er ermutigte damit tausende Menschen weltweit. Nicht nur MalerInnen: „Für mich ging es darum, dass sich die Songs ziemlich schnell entwickeln konnten, anstelle sie zu sehr zu berechnen oder Fehler zu vermeiden“, sagt der Elektronik- Produzent Kalipo (Jakob Häglsperger), der sein neues Album „Happy Little Accidents“ genannt hat, nach dem berühmten Satz von Bob Ross.
Ähnlich wie die Gemälde von Ross ist seine Musik unkompliziert optimistisch, und genau darin liegt ihr Charme. „Bob Ross hat mich als Kind ziemlich beeindruckt, er war immer so zugänglich für alle und demonstrierte, wie leicht es für jeden ist, kreativ zu arbeiten“, sagt Kalipo. Er hat die schnelle und instinktive Nass-in-nass-Methode des Malers auf „Happy Little Accidents“ in die Sprache des Musikmachens übersetzt. Der Opener „Die Leichtigkeit“ zelebriert die Methode als schwimmende Reise mit spielenden Sounds, die die Stimmung auf eine unvorhersehbare und natürliche Art und Weise heben. Der Text im Track weist zudem auf die Leidenschaft des Produzenten für kleine, euphorische Momente hin, in denen sich die Dinge einfach zusammenfügen. „Deutsch ist meine Muttersprache und darin kann ich mich nun mal am ehrlichsten ausdrücken. Bei dem Album wollte ich mehr in Richtung Songwriting gehen und das mit meiner Clubmusik vermischen“, sagt Kalipo. Tanz und Selbstausdruck sind ebenso ein wichtiger Teil von „Happy Little Accidents“, auf dem viele derTracks unfreiwilliges Lächeln und Fußwippen auslösen dürften.
VÖ: 11.06.2021
Format: Digital
Album Tracklist:
1. Die Leichtigkeit
2. In Between
3. Footsteps feat. Rampue
4. Toni
5. Stroboskopeffekt
6. Three Colours
Kalipo Verspieltheit und ein kleines bisschen Drama in den euphorischen Track. Popdurchzogene Schichten, Nu-Disco Geräuschkulissen und klassische House-Beats – alles zu finden in „Footsteps“ – fordern die ZuhörerInnen auf, den Körper zu bewegen. Auf „Toni“ – benannt nach Kalipos Hund – interagieren skurrile Synthesizer mit Beats während das Wort ‚ „Toni“ fast schon ulkig im Hintergrund hallt. Doch der Humor geht nicht auf Kosten der Fähigkeiten – alle klugen Sounds und Arrangements zeugen von einem bewährten Produzenten, der sein Handwerk über Jahre hinweg ausgefeilt hat. Kalipos reichhaltiger Erfahrungsschatz in der Unterhaltung des Berliner Nachtlebens ist im Album durch intensive Technobeats spürbar, die die Musik teils vorantreiben, aber sogar dann, wie die Single „In Between“ zeigt, erhellen fließende, hauptsächliche klavierbasierte
Melodien und Staccato-Basslinien die Stimmung auf die typische „Kalipo-Art“, die schwer zu beschreiben ist und „die man vielleicht als ‚Independent House‘ bezeichnen könnte“, wie der Produzent vor-schlägt. Trotz des dem Album innewohnenden Enthusiasmus ist nicht jeder Track auf „Happy Little Accidents“ durch unbekümmerte Elektromusik geprägt. Beispielsweise finden sich hinter demUpbeat-Arrangement in „Stroboskopeffekt“
komplexe vielschichtige Strukturen, aufwendige Rhythmen und Polyrhythmen. „Es begann als Experiment mit einem Verschieben des Rhythmus der Synthesizer-Sequenzen, was ein bisschen dem Stroboskop-Effekt eines Rades ähnelte, das sich rückwärts zu drehen scheint,“ sagt Kalipo. Die experimentelle Natur des Tracks verweist auch auf
Kalipos Erfahrung als Teil der Elektro-Punkband „Frittenbude“ – bei der starke politische Statements in einen Avantgarde-Mix aus Rap und Punk eingebettet werden. Genau wie auf „Happy Little Accidents“ werden die krummen and dunkleren Kanten der Musik von Weichheit und Witz durchdrungen und zeigen so, dass jedes Unglück auch sein Gutes hat – oder wie Bob Ross sagen würde: „Uns passieren keine Fehler, nur kleine, glückliche Missgeschicke!“