Könnt ihr uns etwas über eure Hintergründe erzählen und wie ihr mit der Musik angefangen habt?


Wir kommen ja aus ganz verschiedenen Ecken Deutschlands, aber haben uns auf einem Open Air in Berlin kennengelernt, da waren wir beide schon jahrelang DJs und gerade beide an dem Punkt angelangt, dass wir unsere Passion zum Beruf machen wollten. Die Afterhour- und Barkultur hatten wir schon aus dem FF bespielt und wir hatten beide den Drang, mehr mit der Musik zu erreichen. Also haben wir im zusammengeschusterten Homestudio die ersten gemeinsamen Tracks produziert, an ein renommiertes Label geschickt und dann ging’s innerhalb von wenigen Monaten doch recht steil bergauf und wir konnten uns von den 9-to-5-Jobs verabschieden. Dafür sind wir bis heute sehr dankbar.

Wer sind eure größten musikalischen Einflüsse, sowohl innerhalb als auch außerhalb der elektronischen Musik? Wie haben diese Einflüsse den Sound und die Herangehensweise an das Musikmachen geprägt?


An Acts wie The Prodigy, The Chemical Brothers, Portishead oder Kruder&Dorfmeister haben uns in den Neunzigern musikalisch geprägt und gerade in unserer eigenen Anfangsphase hat uns dahingehend beeinflusst, dass wir viel samplebasiert gearbeitet haben beim Produzieren. Und die Synthesizerleidenschaft kam natürlich auch schnell auf, da kommt man auch schwer los von, wenn man erstmal hooked ist.

Was habt ihr während der Pandemie gemacht und wie lief 2023 für euch?

Die Coronajahre waren bei uns nach den anfänglichen Unsicherheiten, die sicher die meisten Selbstständigen gespürt haben, von kreativem Umbruch und Familie geprägt. Wir haben unsere Musik-Libraries bestimmt jeder 3x neu sortiert, viele Gems ausgegraben und uns selbst musikalisch immer wieder hinterfragt. Das hat zu viel kreativem Output geführt und wir haben genretechnisch einen Rundumschlag releast, um dann 2023 unseren Stil zu festigen. Das vollgepackte Festivaljahr war dann die beste Bestätigung für unsere musikalische Ausrichtung.

Was hat euch dazu bewegt, euer neues Label WHATS POPPIN zu gründen und wie viele Releases gab es bisher?


Ein eigenes Label zu haben ist dahingehend sinnvoll, dass man, abgesehen von der künstlerischen Freiheit, nicht mehr darauf angewiesen ist, teilweise monatelang auf Feedback von Labels zu warten. Und wir wollten mit dem houselastigen Label, dem Trend zu immer schnellerem Techno, etwas entgegen setzen. Seit wir im Mai 2023 gestartet haben, gab es schon 14 Releases und davon auch eins auf Vinyl, was uns besonders stolz macht, es macht einfach Spaß ein physisches Produkt in den Händen zu halten.

Könnt ihr etwas über den kreativen Prozess beim Schreiben und Aufnehmen eines neuen Songs erläutern? Wie fangt ihr typischerweise einen neuen Track an, und auf welche Schlüsselelemente oder Techniken konzentriert ihr euch bei der Entwicklung?


Wir versuchen da immer offen zu bleiben, denn Schema F schränkt einen schnell ein und man verfällt in alte Muster. Der einfachste Weg ist für uns aber sicher erstmal einen kurzen Beat-Loop zu schreiben und uns auf den Basslauf zu konzentrieren. Von da bekommt man dann schnell die Idee für eine Hook oder es fällt einem ein passendes Sample ein. Was wir über die Jahre auf jeden Fall gelernt haben ist, sich nicht zu lange mit einem Projekt aufzuhalten, sobald man stecken geblieben ist. Dann lieber etwas Neues anfangen und vielleicht Monate oder sogar Jahre später nochmal das alte Projekt öffnen und schauen, ob die kreative Muse einen dann küsst.

Was war der Höhepunkt der bisherigen Karriere? Habt ihr irgendwelche guten Tour-Geschichten auf Lager?


Gefühlt steht uns der Höhepunkt noch bevor, aber nach 15 Jahren gemeinsamen Tourleben gibt es natürlich einiges an Anekdoten zu erzählen. Am meisten gelacht haben wir sicherlich, als wir ins verspätete Shuttle zu einem Festival einstiegen und dann beim Gespräch mit dem Fahrer herausfanden, dass der uns gerade zur Bundesgartenschau fahren wollte, wo wir ein Gitarrenkonzert spielen sollten. Das Namensschild an der Weste des Fahrers machte uns auch echt stutzig, daher fragten wir genauer nach, was das für ein „Festival“ ist, wo wir gerade hinfahren.

Und welches war der schlimmste Job, den ihr jemals hattet?


Irgendwie sind wir mal in einer „Edel“-Diskothek gelandet, wo wir uns schon rein styletechnisch komplett fehl am Platz fühlten. Allgemein fühlt sich Auflegen immer dann als „Arbeit“ an, wenn man das Gefühl hat, man muss das Publikum musikalisch bedienen, um sie zum Tanzen zu bringen. Meistens klappt das aber ganz dynamisch und es macht viel Spaß!

Könnt ihr uns etwas über die Herausforderungen erzählen, denen ihr in eurer Karriere begegnet seid, und wie ihr sie überwunden habt? Was würdet ihr raten, um sich als Profi durchzusetzen?


Als Künstler fühlen wir oft diese typischen Highs und Lows während und nach dem Wochenende. Das kennen sicher viele, die auf der Bühne stehen und das ist auch immer mit Selbstzweifeln verbunden, wenn man seine Arbeit kritisch hinterfragt und zudem doch auch viel Stress ausgesetzt ist durch die Reisen, Studio- und Officealltag und dem immer weiter wachsenden Druck auf Social Media abzuliefern. Da hilft es sicher im Alltag auch gesunde Routinen, wie z.B. Sport und Kochen einzubauen und sein Sozialleben nicht auf das Nachtleben zu beschränken. Gerade als „Profi“ sollte man sich zwar ständig selbst anfeuern aber auch nicht alles mit zu viel Druck abliefern. In der Ruhe liegt die Kraft ;)

Wie handhabt ihr Musikwünsche? Und was tun, wenn das Equipment streikt?


Musikwünsche? Also wenn die wirklich mal kommen, wünschen sich die Leute meistens Tracks von uns, die wir dann teilweise auch erfüllen, wenn sie ins Set passen, aber bei allem anderen sagen wir: „Ja klar, spielen wir gleich dann.“ (machen es aber nicht) oder sagen „Die Nummer haben wir doch schon gespielt.“. A DJ is not a Jukebox!

Beschreibt euren Sound jemandem, der euch noch nie gehört hat. Und was würdet ihr machen, wenn ihr keine Musiker wärst?


Basslastiger House mit meist fröhlichen Hooks, die sich nicht vor potenziellen Ohrwürmern scheuen. Holger würde irgendwas mit Holz machen und Hannes irgendwas mit Brot.

Was ist die wichtigste Musikequipment-Erfindung aller Zeiten – und warum?


Ganz klar der USB-Stick als Medium. Vinyl ist toll und hat auch weiterhin seine Daseinsberechtigung, aber die Plattenschlepperei und das ewige Vorsortieren vor’m Gig brauchen wir echt nicht mehr.

Wie hat sich eurer Meinung nach die Berliner Musikszene seit 2015 entwickelt? In diesem Jahr fand zum Beispiel eine große Politisierung statt. Clubs machten mehr Solipartys und engagierten sich gesellschaftlich. Gleichzeitig haben die Eintrittspreise massiv angezogen.


Die „Szene“ und die damit verbundene Musik ist im stetigen Wandel und Berlin ist da sicher einer der großen Leuchttürme und das nicht nur für Deutschland sondern weltweit. Seit 2015 ist aber der große Hype um Techno aus Berlin abgeflacht und die Szene hat sich gerade durch die Instagrammisierung nach Außen weiter geöffnet. So finden mittlerweile auch Acts in Berlin statt, die man vorher aufgrund der Lokalheldenmentalität gar nicht kannte. Parallel zu den Eintrittspreisen haben sich die Künstlergagen und Stundenlöhne der Night-Worker leider kaum entwickelt und vermeintlich bleibt das Mehr an Einnahmen bei der Inflation hängen. Also bei Energieversorgern, Getränkeproduzenten usw. Das ist eine Diskrepanz, die die Freiheit beim Ausgehen für viele unattraktiv macht.

Clubs als Kulturstätten, was ist eure Meinung dazu?


Eine längst überfällige Anerkennung.

Wie seht ihr euch nach 15 Jahren als AKA AKA. Immer noch fresh und voller Tatendrang?


Gerade fühlt es sich wieder so an, als würden wir unseren ersten eigenen Rave planen. Diesen teils dilettantischen Spirit versuchen wir uns auch schon immer beizubehalten und einfach dankbar dafür zu sein, von der Musik leben zu können.

Der Free Rave am 30. März im Festsaal Kreuzberg ist euer Dankeschön an die Community. Wie kommt man rein?


Einmal Gästeliste für alle ist natürlich eine Ansage, damit wollen wir schon auch ein Zeichen gegen die explodierenden Eintrittspreise setzen. Das geht natürlich nicht immer und viele Menschen leben von den normal bezahlten Eintrittsgeldern, uns eingeschlossen. Aber einen Abend lang mal das Portemonnaie erst an der Bar zücken, das wollen wir hier möglich machen und so alle inkludieren. Aber um zu gewährleisten, dass wir kein Laufpublikum, sondern nur Eingeweihte reinlassen, versenden wir kurz vor dem Event einen Code über unseren Newsletter auf www.akaaka.org.

Mehr Infos zum FREE RAVE findet ihr hier: