Dass das Burningstone Festival 2025 nicht stattfinden wird, ist keine Randnotiz. Es ist ein weiteres Puzzlestück in einem beunruhigenden Gesamtbild: Die Festival- und Veranstaltungslandschaft in Deutschland bricht ein. Nicht mit einem Knall, sondern Stück für Stück. Was früher als fester Termin im Sommerkalender galt, wird 2025 zur Ausnahme. Das Burningstone zeigt dabei exemplarisch, was aktuell schiefläuft – und warum das nicht nur ein wirtschaftliches Problem ist, sondern ein strukturelles.
Kein Geld, keine Gäste, keine Sicherheit
Das Statement des Veranstalterteams ist nüchtern, ehrlich, transparent. Es beschreibt eine einjährige Planung, unzählige Stunden Arbeit, gescheiterte Förderanträge, verschobene Budgets. Und am Ende: zu geringe Ticketverkäufe und zu hohe Grundkosten. Die Folge ist die Absage. Auch wenn es nicht explizit gesagt wird, schwingt zwischen den Zeilen eine tiefe Enttäuschung mit – über eine Kulturökonomie, die kaum mehr Raum für Non-Profit-Formate lässt.
Dabei ist Burningstone kein Einzelfall. In ganz Deutschland hagelt es Absagen. Das Rocken am Brocken wurde im April gestrichen. Das Kamehameha pausiert. Das MIR Festival in Leipzig scheiterte an der Fördermittellücke. Und das Somewhere Festival in NRW stoppte kurz vor Start die Produktion. Die Gründe klingen überall ähnlich: Preiserhöhungen bei Energie, Technik und Personal. Zu wenig Vorverkauf. Zu hohes Risiko.
Post-Covid war nie vorbei
Viele Veranstaltende hatten gehofft, dass 2023 oder 2024 ein „Back to normal“ bringt. Doch die Pandemie hat nicht nur ein paar Saisons zerstört, sondern das Verhalten des Publikums dauerhaft verändert. Weniger Planungssicherheit, mehr Spontankäufe, mehr Konkurrenz durch kleinere, billigere Formate. Der Markt ist voll, aber die Zahlungsbereitschaft sinkt. Fördermittel wurden 2020 bis 2022 im Krisenmodus ausgeschüttet, nun aber zeigt sich die Realität: Wer nicht durchkalkuliert, nicht rechtzeitig verkauft, nicht bereit ist für einen Vollverlust, steht schnell vor dem Aus.
Besonders bitter trifft es kleinere Festivals mit Haltung. Projekte, die auf faire Gagen setzen, keine Kommerzriesen buchen, Nachhaltigkeit ernst nehmen und Community-Strukturen stärken. Genau sie stehen jetzt mit leeren Händen da. Denn sie können weder querfinanzieren noch auf riesige Sponsorings bauen. Und selbst wenn sie die Produktion halbieren – wie Burningstone es versucht hat – reicht es oft nicht mehr für die Grundkosten.
Was das bedeutet: Kultur als Luxus?
Die zentrale Frage ist nicht, warum Burningstone abgesagt wurde. Sondern warum es trotz aller Mühen, Förderanträge und kreativer Budgetlösungen nicht gereicht hat. Was sagt das über die gegenwärtige Kulturförderung, über die Förderlandschaft, über das Publikum? Die Absage ist kein Zeichen von Versagen. Sie ist ein Symptom. Und sie reiht sich ein in eine wachsende Liste von Projekten, die schlicht nicht mehr tragbar sind.
Dass das Burningstone dennoch sagt: „Vakant e.V. lebt weiter“, ist ein Statement der Resilienz. Aber es ist auch ein Warnsignal. Denn wenn selbst so strukturierte, ehrliche und transparente Teams nicht mehr durchkommen, dann braucht es nicht nur neue Förderstrukturen – sondern eine Debatte über das, was Festivals leisten sollen. Was sie kosten dürfen. Und wer sie sich noch leisten kann.
Die Lage ist angespannt. Die Zukunft ist offen. Das Problem ist strukturell.
The Clubmap wird dieses Thema weiter begleiten. Nicht mit Abgesang, sondern mit genauer Beobachtung. Denn wo das Feuer nicht reicht, muss es vielleicht neue Energieformen geben.