Der Einlass ist seit jeher ein Brennpunkt der Clubkultur. Wer hinein will, zeigt seinen Ausweis, scannt sein Ticket und manchmal bekommt das Smartphone einen Aufkleber über die Kamera. Berlin hat dabei bislang einen pragmatischen Weg gewählt: analoge Ausweise, QR-Tickets und eine Szene, die auf Vertrauen setzt. Doch die digitale Realität ändert sich. Auf EU-Ebene laufen Pilotprojekte für datensparsame Alterskontrollen, die  das Erlebnis des den Clubbesuchs künftig schon am Eingangsbereich verändern könnten. 

Analog – mit digitalen Einschlägen

In der Hauptstadt ist die Alterskontrolle nach wie vor Sache des Türstehers. Personalausweis oder Führerschein bleiben das Mittel der Wahl, digitale Nachweise spielen keine Rolle. QR-Codes haben den Einlass zwar erleichtert, Papierausdrucke oder Gästelisten sind aber weiterhin verbreitet. Was die Handys betrifft, setzen Berliner Clubs vor allem auf Selbstregulierung: „No photos on the dancefloor“ ist gängige Praxis. 

Während Berlin also weitgehend analog bleibt, testet die EU seit Sommer 2025 in mehreren Mitgliedsstaaten ein neues System. In Frankreich, Spanien, Italien, Griechenland und Dänemark wird eine sogenannte „Mini-Wallet“ erprobt, die von T-Systems und Scytáles entwickelt wurde. Diese App funktioniert nach dem Prinzip der Datensparsamkeit: Sie gibt lediglich preis, ob eine Person über 18 ist, ohne Adresse oder Geburtsdatum offenzulegen. Die Grundlage bildet die eIDAS-Verordnung, die europaweit einheitliche Standards für digitale Identitäten schafft. Das System ist Open Source, basiert auf „Privacy by Design“ und soll perspektivisch in die EUDI-Wallet übergehen, die ab 2026/2027 EU-weit eingeführt wird. Für Clubs würde das bedeuten: kein Risiko durch geliehene Ausweise mehr und eine fälschungssichere Altersprüfung in Sekunden.

Wenn der Markt eigene Wege geht

Neben den EU-Initiativen haben auch private Anbieter wie Yoti digitale Altersverifikation entwickelt. In Deutschland ist Yoti bereits seit 2020 von der FSM für Online-Angebote zugelassen. Die Funktionsweise ähnelt der Mini-Wallet: Nur das Merkmal „über 18“ wird bestätigt, weitere Daten bleiben verborgen. Technisch klingt das überzeugend, doch 2025 geriet Yoti in die Kritik, weil Recherchen Hinweise auf Tracking ohne eindeutige Einwilligung fanden. Damit steht ein Kernproblem im Raum: Ohne Vertrauen in die Datensicherheit werden Clubs und Gäste kaum auf solche Systeme setzen, egal wie komfortabel sie sind.

Altersverifikation ist nicht nur in der Clubszene ein Thema –  insbesondere im Internet. Auch beispielsweise im iGaming etwa muss man volljährig sein um Zugang zu den Spielen zu erhalten. Doch ist bei bestimmten Nutzergruppen der Trend zu im Ausland lizenzierten Abietern zu beobachten, nicht zuletzt um eine langwierige Datenverifizierung bei der Registrierung zu umgehen. Umfassende Daten werden nicht kontrolliert bei der Anmeldung bei diesen Anbietern – in der Regel oft aber vor Gewinnauschüttung.

Diese Entwicklung verdeutlicht das Dilemma: Wenn der Verifikationsprozess zu komplex oder dateninvasiv erscheint, weichen Nutzer auf alternative Wege aus. Genau an dieser Schnittstelle versucht die EU mit der Mini-Wallet und später der EUDI-Wallet anzusetzen: schnelle Verifikation ohne unnötige Datenspur.

Perspektive für Clubs in Deutschland

Die EUDI-Wallet wird in naher Zukunft poteziell zum zentralen Werkzeug für digitale Identität in Europa. Allerdings idt die Türpolitik nicht nur ein technischer Filter, sondern ein kulturelles Instrument. Für viele Veranstalter gehört der Blick der Türsteher genauso zum Ablauf wie die Musik drinnen.

Die Zukunft liegt vermutlich irgendwo zwischen Technik und persönlichen Konatkt: QR-Tickets und digitale Altersnachweise am Eingang, kombiniert mit analogen Clubregeln wie Fotoverboten oder eben einem Aufkleber über der Linse. Berlin wird diese Balance wohl auf seine eigene Art finden – zwischen Szene-Tradition und europäischer Digitalisierung.