Was hinter dem Streaming-Boykott steckt, wie er technisch funktioniert, und wo die Debatte heute steht

Seit Mitte September 2025 formiert sich unter dem Banner No Music for Genocide ein koordinierter Kultur-Boykott gegen Israel, der nicht nur Live-Auftritte, sondern vor allem das Streaming adressiert: Hunderte Artists und Labels blocken ihre Kataloge gezielt für Israel, also per Geofencing. Binnen zwei Wochen meldeten Medien über 400 Mitzeichner, darunter prominente Namen aus dem elektronischen und alternativen Spektrum; zuletzt kamen popkulturelle Schwergewichte dazu. Parallel gab es Gegenreaktionen in Form von Show-Absagen für israelische Artists im Ausland sowie medienwirksame Einzelentscheidungen großer Acts.

Was genau ist „No Music for Genocide“?

Die Kampagne ruft Musikerinnen, Musiker und Labels dazu auf, ihre Musik in Israel nicht mehr verfügbar zu machen. Praktisch heißt das: Geoblocking auf Streamingdiensten. Geoblocking ist kein Hexenwerk, sondern eine Standardfunktion im Digitalvertrieb: Labels/Artists definieren „Territories“, in denen Releases ausgeliefert werden. Man selbst kennt das von Netflix im Urlaub und der Meldung, dass deine verdammet Serie hier nicht verfügbar ist.

Distributoren wie DistroKid dokumentieren das offen, und Branchenleitfäden beschreiben, dass regionaler Ausschluss über die Liefermetadaten an Spotify/Apple Music etc. gesteuert wird. Heißt: Wer Israel aus der Territorienliste streicht, baut eine digitale Streiklinie.

Der Hebel ist hier nicht die Bühne, sondern der Katalog. Die Kampagne verortet sich als Kultur-Boykott analog zu früheren Anti-Apartheid-Bewegungen. Das Thema hatten wir bereits und auch hier wieder die Erkenntnis, dass Künstler sein nicht gleichbedeutend ist mit Grips haben.

Spotify und andere Dienste sind in Israel natürlich regulär verfügbar; die Sperre passiert also nicht über die Plattform, sondern über Rechteinhaber. Der sichtbare Effekt variiert: In Einzelfällen war Musik bei Dienst A schon weg, bei Dienst B noch da, weil Aussteuerung und Katalogpflege asynchron laufen. Beispiel Lorde: Apple Music Israel meldete Auslistungen, während auf Spotify noch Titel sichtbar waren. Die Kampagne bezieht sich implizit auf PACBI/BDS-Leitlinien zum kulturellen Boykott, die seit Jahren Institutionen und Auftritte adressieren. Neu ist die systematische Fokussierung auf Streams.

Ab hier kann man dann auch wirklich Brainrot reden, denn Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen (BDS) sagt Israel sei keine Demokratie sondern ein Siedlerkolonialstaat und letztlich würde ein in jüdischer Staat den Rechten der Palästinenser zuwiderlaufen:. Nun ja… Im Jahr 2019 stimmte der Deutsche Bundestag übrigens dafür, BDS als antisemitisch zu erklären und allen Organisationen, die es aktiv unterstützen, die Finanzierung zu streichen. Bei der Verabschiedung des Gesetzes sagten einige Abgeordnete, einige BDS-Slogans erinnerten an Nazi-Propaganda.

Gegenreaktionen & Kollateraleffekte

Shows israelischer Artists im Ausland stehen unter Druck: Jüngst wurde in London ein Set von Roi Perez abgesagt; der DJ veröffentlichte daraufhin ein Statement. Das zeigt, dass die Auseinandersetzung nicht nur „Kataloge in Israel“ betrifft, sondern transnational ins Clubökosystem greift. Auf israelischer Seite pendelt Kultur zwischen Öffnung und Schließung, abhängig von Sicherheitslage und Budget. Das macht lokale Szenestrukturen fragil, unabhängig vom Boykott. Wie immer trifft es den Mazda statt des Maybach.

Pro- und Contra

Pro Boykott

  • Nicht-kooperatives, niedrigschwelliges Druckmittel ohne physische Eskalation.
  • Künstlerische Selbstbestimmung: Rechteinhaber entscheiden, wo ihre Werke erscheinen. Das ist branchenüblich.

Contra Boykott

  • Kollektivstrafe-Vorwurf: Der Kulturzugang unbeteiligter Hörerinnen und Hörer wird eingeschränkt.
  • Chilling Effect: Druck trifft auch israelische Artists, die sich für Dialog einsetzen, wie die London-Absage zeigt.
  • Rechtsrisiko für Aktivierende: Zivilklagen nach Israels Anti-Boykott-Gesetz sind möglich, auch wenn die praktische Vollstreckung im Ausland umstritten bleibt.


Fazit: Sinnlose Aktion und als kultureller Boykott eher Symbolpolitik. Sein Effekt auf tatsächliche politische Veränderungen ist schwer nachweisbar und der krieg ist vorbei, sofern die Hamas denn mitzieht und endlich verschwindet. Solche Maßnahmen generieren in erster Linie Herzchen und Likes für die Künstler, aber üben wenig direkten Druck aus. Musikfans in Israel werden einfach persönliche Umgehungen nutzen z. B. via VPN, was sogar im verdammten China trotz Firewall alles zugänglich macht.