Wenn in Berlin die Nacht zum Tag wird…. oder einfach den Tag durchmacht, bis sie wieder Nacht wird, pulsiert nicht nur das Leben (sic), sondern auch eine Bewegung, die weit über das Feiern hinausgeht. Es ist der stille Wandel einer Clubkultur, die sich zur treibenden Kraft einer nachhaltigen, regenerativen Stadtentwicklung mausert. Sie sind längst nicht mehr nur Orte des stupiden GHB Konsums, der Toilettenkabinen mit fünf italienischen Touris, die 20min das Kackhaus blockieren, endlos langer nerviger Türschlangen, und öder narzisstischer Selekteure, ätzendem Melodic Techno oder Schlagerliedchen auf 150 bpm sondern > Pioniere des ökologischen Wandels <. Berliner Clubs zeigen, wie es gelingt, von der Smart City zur regenerativen Community zu werden.
Die ersten Schrittis: Wo alles begann
Vor mehr als zehn Jahren begannen erste Impulse aus der Szene: Initiativen wie Clubmob brachten Energieeffizienz in den Clubbetrieb. Die Grenzen zwischen „talk to the hand“ Hedonismus und Verantwortungsgewissen a la „Aus Nichtstun entsteht ein offener Fragenkatalog bei engagierten Freund:innen“ verschwammen, als BUND Berlin und clubliebe e.V. die nachhaltige Transformation in die eigenen Hände nahmen. 2019 startete Clubtopia als Leuchtturmprojekt unter Förderung der Berliner Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität und Klimaschutz. 
Clubtopia ist mehr als eine Beratungsplattform. Es ist das Herzstück eines Netzwerks, das Expert:innen aus Nachhaltigkeit und Kultur zusammenbringt, Standards definiert (Code of Conduct) und konkrete Handlungshilfen vom Energiesparen bis zur Müllvermeidung gibt. Clubmob war Vorreiter in der Szene durch die Erarbeitung speziell auf Clubs zugeschnittener Energiesparkonzepte. Seither vernetzt es die Szene, bietet Coachings und berät bei der Umsetzung von Green-Club-Ideen. Clubtopia, das von 2019 bis Ende 2024 von der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt gefördert wurde, steht ABER wegen ausbleibender weiterer Finanzierung vor dem Aus. Dies stellt einen erheblichen Rückschlag für den nachhaltigen Wandel in der Berliner Clubszene dar, obwohl das Projekt in der Vergangenheit beachtliche Erfolge erzielt hat, z.B. mit etwa 80 großen Clubs bundesweit unter der Selbstverpflichtung „Zukunft Feiern!“.
Vorbilder, die Maßstäbe setzen
Braucht Berlin Clubs, die zeigen, wie grüne Stadtentwicklung funktionieren kann? Ja, davon gibt es einige: Holzmarkt 25 etwa verbindet urbane Landwirtschaft mit Party und sozialem Engagement. Kater Blau experimentiert mit Energieautarkie. Und viele weitere sind im Green Club Index gelistet, einem Ranking nachhaltiger Clubs, die trotz knapper Ressourcen ambitionierte Einspar- und Umweltschutzkonzepte realisieren. Anmerkung: Sowohl greenmusicinitiative.de als auch greenclubindex.de sind eingeschlafen seit mindestens fünf Jahren. Also auch hier Stagnation. Langsam muss den geneigten Leser das Gefühl beschleichen, da war mal was, aber es fand sein Ende mit Corona. Die Einschätzung, dass sowohl greenmusicinitiative.de als auch greenclubindex.de seit mindestens fünf Jahren eingeschlafen sind. Die coronabedingten Zwangspausen haben diesen Prozess noch verstärkt, indem sie viele Projekte in Schwebe versetzten oder finanziell stark belasteten. Berlin erlebt derzeit, dass das nachhaltige Engagement zwar nicht komplett erloschen ist, aber die Dynamik nachlässt, was den Eindruck von Stagnation und einem Ende der Welle von „grüner Clubkultur“ verstärkt. Das Potenzial und der Bedarf sind da, doch es fehlt an ausreichender institutioneller und finanzieller Unterstützung, um die Bemühungen nachhaltig am Leben zu erhalten und weiter auszubauen.
Energie und Abfall: Konkrete Verbesserungen
Nichtsdestotrotz: Der Wandel ist messbar: LED-Lichtsysteme ersetzen alte Anlagen, Lüftungsanlagen wurden optimiert, Einwegverpackungen minimiert. Einige Clubs forschen sogar an innovativen Konzepten wie Stromerzeugung durch Tanzflächen. Durchschnittliche Einsparungen von 10–30% sind Resultate intensiver Beratung und Eigeninitiative. Recycling und bewusster Einkauf lokaler Lebensmittel gehören zur neuen Clubrealität.
Politik und Förderprogramme: Rückenwind aus Berlin
Ohne politische Unterstützung läuft aber nichts. Das Berliner Energie- und Klimaschutzprogramm 2030 (BEK 2030) fördert gezielt nachhaltige Projekte in der Clubszene. Förderprogramme, Wettbewerbe und Vernetzungsformate geben Clubs finanzielle Hilfe und Sichtbarkeit. Der Senat schafft zudem Rahmenbedingungen, die nachhaltige Investitionen attraktiver machen.
Die Herausforderungen: Zwischen Wunsch und Wirklichkeit
Doch der Weg zur regenerativen Community ist steinig. Kurze Mietverträge erschweren Investitionen, knappe Budgets limitieren Handlungsspielräume. Hohe Reisekosten und komplexe regulatorische Hürden leisten ihren Beitrag zum Spannungsfeld. Die immer größer werdende Kosten- und Druckspirale in der Stadt droht, nachhaltige Nischenprodukte und Projekte zu verdrängen. Die Szene kämpft um ihren Platz, um ihre Zukunft.
Berliner Clubs sind heute mehr als Orte der Nacht. Sie sind bewegte, kreative Akteure im Wandel zur regenerativen Stadt. Mit Initiativen wie Clubtopia, mit klugen Partnerschaften und mutigen Vorreitern schreiben sie eine neue Geschichte urbaner Nachhaltigkeit – eine Geschichte, in der Gemeinschaft, Kultur und Ökologie zusammengehören. Die Berliner Clubszene ist dabei, ihr Image vom verschwenderischen Partytempel zum Kraftzentrum ökologischer und gesellschaftlicher Erneuerung zu wandeln. Und sie zeigt, dass urbane Subkultur und Nachhaltigkeit keine Gegensätze sind, sondern einander ergänzen und befruchten.
		
	




