Das Conne Island, ein bekanntes Kulturzentrum in Leipzig, sieht sich derzeit mit einer Reihe von Herausforderungen konfrontiert. Seit dem 7. Oktober 2023 erhält das Conne Island, das durch ein offenes Montagsplenum geleitet wird, zahlreiche Absagen von Künstlerund Veranstalter. Diese Entwicklungen gehen auf Boykottaufrufe und Kampagnen zurück, die das Conne Island beschuldigen, rassistische Ansichten zu vertreten, Palästinenserden Zutritt zu verweigern, AfD-nahen Personen eine Plattform zu bieten und sogar für die israelischen Streitkräfte (IDF) zu rekrutieren.
Das Conne Island selbst hat nach dem 7. Oktober nur eine einzige Stellungnahme veröffentlicht, die auf der Grundlage bestehender Beschlüsse des Hauses verfasst wurde. Seit mehr als 30 Jahren sind Antisemitismuskritik und die Arbeit des Conne Islands eng miteinander verknüpft. Ein grundlegender Konsens des Plenums ist, dass das Existenzrecht Israels als jüdischer Staat nicht verhandelbar ist. Das bedeutet jedoch nicht, dass das Conne Island die aktuelle Politik der israelischen Regierung oder die Kriegshandlungen in Israel, Gaza und der Westbank gutheißt. Im Conne Island gibt es dazu unterschiedliche Meinungen, und das Haus sieht sich als Ort, an dem diese Themen diskutiert werden sollen.
Trotz dieser Differenzierung haben mehr als 13 Acts seit dem 7. Oktober ihre Auftritte im Conne Island abgesagt. Zu den betroffenen Künstlen rzählen unter anderem High Vis, Lust for Youth, Rotten Mind, und TR/ST. Diese Absagen haben nicht nur finanzielle Auswirkungen, sondern bedrohen auch das kulturelle und materielle Fortbestehen des Veranstaltungsortes.
Ein weiterer besorgniserregender Trend ist der sogenannte „Silent Boycott“. Veranstaltungen werden aus vermeintlich anderen Gründen abgesagt, und Künstlersowie Agenturen meiden das Conne Island ohne eine Erklärung. Dies führt zu einem schleichenden Verlust von Besucherund Einnahmen, der das Conne Island erheblich belastet.
Die Vorwürfe gegen das Conne Island stützen sich hauptsächlich auf vier Punkte:
- Rekrutierung für die IDF: Ein 2015 veröffentlichter Meinungsbeitrag im Conne Island-Flyer wird als Beleg herangezogen. In dem Artikel beschrieb eine Privatperson ihre Erfahrungen beim Freiwilligendienst Sar-El in Israel. Obwohl der Text nicht die Meinung des Conne Islands repräsentiert und sogar in einer Folgeausgabe kritisiert wurde, wird er von Boykottunterstützerals Rekrutierungsversuch dargestellt.
- Rassismus gegenüber Palästinenser:innen: Das Conne Island wird fälschlicherweise beschuldigt, Palästinenserrassistisch zu behandeln oder pro-palästinensische Künstlerzu boykottieren. Tatsächlich treten auch Künstlerpalästinensischer Herkunft im Conne Island auf.
- Das Kufiyah-Verbot: Das Verbot des Tragens des Palituchs im Conne Island wird von einigen als Ausdruck antimuslimischen oder antipalästinensischen Rassismus gewertet. Das Conne Island argumentiert jedoch, dass das Tuch im Kontext des israelisch-palästinensischen Konflikts mit Ausgrenzung und Gewalt in Verbindung gebracht wird und daher seit vielen Jahren nicht gestattet ist.
- Nähe zur AfD: Eine Veranstaltung mit dem Referenten Thomas Maul im Jahr 2018 wird als Beweis für eine angebliche AfD-Nähe des Conne Islands angeführt. Das Plenum hat damals kontrovers über die Veranstaltung diskutiert, sie jedoch trotz interner Kritik durchgeführt. Seither betont das Conne Island, dass es sich klar von rechten Parteien und Strömungen abgrenzt und seit seiner Gründung als antifaschistisches Kulturzentrum agiert.
Das Conne Island versteht sich als ein Ort des Dialogs und der Diskussion, der offen für verschiedene Perspektiven ist. Boykottkampagnen jedoch, so das Plenum, zielen darauf ab, dem Veranstaltungsort größtmöglichen Schaden zuzufügen, ohne eine konstruktive Auseinandersetzung zu ermöglichen. Das Conne Island ruft daher zu mehr Dialog, Selbstreflexion und gegenseitigem Respekt auf, um gemeinsam eine Basis für die Zukunft zu finden.