Clubkultur in Manila existiert oft nur im Kopf – oder im Netz. Reale Räume sind rar, zu teuer, zu gefährlich. Stattdessen entstehen Plattformen wie Club Matryoshka: ein queerer, dezentraler Rave im Internet. Sound statt Türsteher. Avatar statt Dresscode. Es ist Clubkultur, aber ohne Club.Und trotzdem – oder gerade deshalb – hochpolitisch.
Kollektivität im Digitalen
Die Raves laufen über virtuelle Plattformen. Die Musik kommt live von Artists auf den Philippinen, aber auch aus Vietnam, Korea, Deutschland. Wer reinkommt, bringt nicht sein Gesicht mit – sondern seine Audio-Identität. Die Visuals sind 3D, die Vibes surreal, die Message klar: Der reale Raum ist feindlich. Der Server ist sicher.
Die Szene ist eng verwoben mit feministischen Gruppen, queeren Artists und Postcolonial-Nerds. Hier treffen antikapitalistischer Glitch auf hardcore Gabber und dekoloniale Theorie auf zerhackte Jungle-Loops.
Drei Codes aus Manila:
Decolonial Everything
Die Auseinandersetzung mit Kolonialgeschichte, Sprache, Ästhetik und Gewalt ist kein Theoriekram – sie ist Ausgangspunkt. Wer in Manila auflegt, weiß, dass Beats in kolonialen Städten anders wirken.
Queerness als Code
Virtuelle Räume ermöglichen Identitätswechsel. Die meisten Artists verwenden Aliase, Masken, Voice-Filtern. Queerness ist nicht gecodet, sondern explizit.
AsiaNet-Rave
Manila ist nicht allein. Die Szene ist digital verbunden mit Crews aus Jakarta, Bangkok, Seoul, Saigon. Eine neue Plattform-Internationale. Ohne Markt, ohne Sponsoren.
Club Matryoshka
Ein vollständig virtueller Club aus Manila. Gehostet auf Game-Plattformen wie Minecraft oder selbstgebauten Servern. Bekannt für genreübergreifende Raves und radikal dezentralisierte Kuration.