Im Gespräch mit The Clubmap sprechen die DJs und Kuratoren so’su’sa und DerAlinea über ihre Veranstaltungsreihe DEFINITION, die House Music nicht nur als musikalisches Genre, sondern als politisches Statement versteht. Im Zentrum stehen die schwarzen und queeren Wurzeln des House – und ein kuratorischer Anspruch, der Clubkultur wieder mit Haltung verbindet.
Was ist DEFINITION?
DerAlinea: DEFINITION ist eine kuratierte Eventreihe, die in 2024 in Hamburg gegründet wurde. Es geht dabei nicht einfach nur um eine Party – es geht um Haltung. Um die Sichtbarmachung der Wurzeln von House Music als schwarze, queere, widerständige Kultur. Um musikalische Bildung, Empowerment und Räume, in denen nicht nur getanzt, sondern auch reflektiert werden darf.

Wie kam es zu der Idee für DEFINITION?
DerAlinea: Wir haben in den letzten Jahren gemerkt, dass sich viele House-Partys musikalisch zwar auf Chicago oder New York beziehen, aber kaum jemand spricht wirklich über die Kontexte: Über schwarze Communities, Ballroom Culture, Aids-Krise, Polizeigewalt oder Queer Resistance. DEFINITION ist der Versuch, dieser Geschichte Raum zu geben – musikalisch wie kuratorisch. Jede Ausgabe lädt etablierte Artists ein, ihre persönliche Definition von House Music zu zeigen – immer verbunden mit dem Versuch, die politischen Kontexte wieder hörbar und
erlebbar zu machen.
Was unterscheidet DEFINITION von anderen House-Partys?
so’su’sa: Wir nehmen die Musikgeschichte ernst – und das bedeutet auch: Diversität ist keine Deko, sondern ein Grundprinzip. Es geht nicht nur um musikalische Qualität, sondern auch um die Frage: Wer steht auf der Bühne, wessen Perspektiven werden gehört? Wir arbeiten mit FLINTA* Artists, queeren und BIPoC-Artists, aber nicht als „Token Booking“, sondern weil genau diese Stimmen House groß gemacht haben. Außerdem legen wir Wert auf inhaltliche Kommunikation, nicht nur Promo: Jeder Abend hat ein kuratorisches Thema, das wir auch über unsere Kanäle kommunizieren.

Warum ist das politisch?
so’su’sa: Weil House Music nie unpolitisch war. Der Dancefloor war immer ein Ort der Selbstermächtigung – gerade für marginalisierte Communities. Heute stehen Clubs wieder in der Kritik, Räume für wenige geworden zu sein. DEFINITION will dem etwas entgegensetzen: Wir kuratieren nicht nur Musik, wir kuratieren Atmosphäre. Einen Safe Space. Politisch wird’s automatisch, wenn du nicht wegschiebst, wo die Musik herkommt. Und wenn du anfängst, die Strukturen zu hinterfragen, in denen Clubkultur heute stattfindet.
Wo finden die Veranstaltungen statt?
DerAlinea: Unsere Homebase ist die BeatBoutique in Hamburg, ein kleiner, queer-feministischer Club mit einer tollen Crew und Haltung. Dort finden die DEFINITION-Abende in regelmäßigen Abständen statt. Wir sind aber offen für Kooperationen in anderen Städten.
Was wünscht du dir für die Zukunft von DEFINITION – und von Clubkultur generell?
so’su’sa & DerAlinea: Wir wünschen uns mehr Räume, in denen Musik als kulturelles und politisches Erbe verstanden wird. Wo Booking nicht nur Quote ist, sondern Verantwortung. Wo der Dancefloor nicht nur Ablenkung ist, sondern Begegnung. Für DEFINITION wünschen wir uns mehr Austausch – mit Labels, mit Kollektiven, mit anderen Städten. Die Energie ist da. Jetzt braucht es nur noch Räume, die sie zulassen.
Ihr plant auch DEFINITION-Showcases außerhalb von Hamburg. Wie stellt ihr euch das vor?
so’su’sa & DerAlinea: Showcases sind für uns eine Möglichkeit, die Idee von DEFINITION über Hamburg hinaus zu tragen – nicht als Export, sondern als Einladung zum Dialog. Wir kommen nicht mit einem starren Format, sondern mit einer Haltung und einem kuratierten Line-up, das sich an den Ort anpasst. Wichtig ist, dass das Clubumfeld zur Idee passt: Awareness, politische Offenheit, und der Wille, House Music als etwas zu verstehen, das mehr ist als Funktionalität auf dem Dancefloor. Wir haben ein starkes Kernteam mit Artists, die alle einen ganz eigenen Sound mitbringen, aber alle vereint der Anspruch, House nicht nur zu spielen, sondern zu fühlen und zu vermitteln. Ein DEFINITION-Showcase ist kein Labelabend, sondern ein kuratorisches Statement, das auf dem Dancefloor stattfindet.
Mit DEFINITION entsteht eine Veranstaltungsreihe, die musikalische Tiefe mit gesellschaftlicher Relevanz verbindet – und damit ein Beispiel liefert, wie Clubnächte auch im Jahr 2025 Haltung zeigen können. Wer wissen will, wo House wirklich herkommt – und wo es hingehen kann –, sollte DEFINITION auf dem Schirm behalten.
https://www.instagram.com/definition_of_hh
Anbei auch Fotos und Verlinkungen zu so’su’sa und mir. Ist das so okay für Dich?
so’su’sa – multigenre selector weaving Oldschool & UK influences, live vocals, breakbeats, funk, disco and hypnotic basslines.
https://www.instagram.com/so.su.sa
DerAlinea – host & curator, building tension and warmth with deep, dubby grooves.