Montreal klingt zweistimmig. Französisch und Englisch. Industrial und Ballroom. Ambient und Footwork. Die Clubkultur der Stadt lebt nicht von Superclubs, sondern von Community-Räumen, bilingualen Flyers, Hauspartys im Schneematsch und einer queeren Szene, die sich nicht für Sichtbarkeit, sondern für Autonomie interessiert.

Der Sound ist hybrid, die Räume flüchtig, der Vibe politisch. Montreal ist nicht laut – sondern konsequent.

Die Szene hat sich rund um Labels wie Never Apart, Veranstaltungen wie LIP und Kollektive wie Moonshine oder Slut Island gebildet. Die Nächte laufen in Studios, Galerien, queerfeministischen Cafés. Und oft im Untergeschoss.

Die Musik reicht von Post-Club-Noise über ballroom-beeinflusste Sets bis zu Afrofuturismus im Midtempo. Hier wird nicht nur aufgelegt, sondern neu zusammengesetzt: Herkunft, Genre, Identität, Haltung.

Drei Dinge, die Montreal ausmachen

Bilingualer Untergrund

Line-ups sind zweisprachig, aber der Sound ist universal. Die Stadt ist ein kultureller Übersetzungsraum, in dem Grenzen verschwimmen – zwischen Sprache, Szene, Stil.

Slut Island statt Sónar

Slut Island ist kein Festival, sondern ein Kollektiv. Keine Sponsoren, kein VIP-Bereich, aber Awareness-Teams und eine klare Linie: Für FLINTA+, für Queers, für POC, für Respekt.

Afrofuturismus auf 120 BPM

Moonshine verbindet Clubmusik mit afrikanischer Diaspora. Bass, Visuals, Outfits und Storylines erzeugen eine Ästhetik jenseits von westlichem Partybegriff.

>>>

Post-Club
Ein Genrebegriff für Musik, die Clubästhetiken dekonstruiert – oft noisig, fragmentarisch, politisch. Entstanden aus queerfeministischen Kontexten, besonders in Nordamerika.