Ich werde das Gefühl nicht los, dass Musik beliebiger geworden ist. Das Streaming und die günstigere MP3 die Musik mehr und mehr zu einem Konsumprodukt gemacht haben, dass viel weniger Würdigung erfährt, und in seiner Wertigkeit irgendwie flüchtiger geworden ist. Neulich auf der Sleaze Party hab ich mit einem DJ Kollegen darüber gesprochen. Ich legte mit Traktor auf und so kamen wir auch auf das Thema: „Wie viel GB Mucke hast du denn so?“ Nun er gewann mit 700 GB mehr , aber ich dachte mir, dass es eigentlich wie beim Fleischer zugeht. Dort sind es dann 300 Gramm von der fetten groben und hier 250 GB Techhouse.

An diesem Abend hab ich auch mal alle Beatport Käufe, die ich wirklich so RICHTIG gut finde, mit Sternchen markiert. Entweder fünf oder keinen. Die ohne Sternchen waren zuletzt massiv in der Überzahl. Und da liegt nämlich genau der Hund begraben. Viele der Käufe hab ich einfach mal mitgenommen, weil sie ja nur 1,30 kosteten. Just a Filler, not a Killer. Aber wozu? Und was soll ich denn bloß damit? Es gibt auch eine ganze Menge Vinyl Schrott in meinem Plattenregal, wobei man auch dazu sagen muss, dass dieser Schrott mal ganz toll & hip war. Es wäre sicher lustig, aber auch zu mühsam, mal nachzuschauen, wie viele dieser Platten in der Groove oder Frontpage damals als zeitlos schöne Platten bezeichnet wurden. Anyway… jedenfalls kann ich diese Platten einfach verscherbeln.

Aber meine bei Beatport gekauften, MP3 kann ich nicht weiter verkaufen. Oder doch? Wenn ich sie einfach lösche, dann ist der letztlich der Gipfel der Missachtung der dahinterstehenden Arbeit. Nun sind wir ja alle damit vertraut, was die Verbreitung geistigen Eigentums anderer z.B. auf Bohrinseln angeht, nur wird nirgendwo erwähnt, was ich mit meinen gekauften MP3s machen kann…

Letztlich kann ich die Dinger auf CD brennen und zumindest einmal weiter verkaufen, da dann der Vervielfältigungsaspekt nicht gegeben ist und ich sie auch von meiner Festplatte gelöscht habe, oder etwa nicht? In den USA liefen Musikkonzerne gegen den neuen Internetdienst „ReDigi“ Sturm. Über das Portal verkaufen Nutzer gebrauchte MP3-Dateien.

Was bei Platten klar ist, führte bei Dateien zum Streit und ein New Yorker Gericht stellte fest: Redigi-Cloud seien unerlaubte Vervielfältigungen – unabhängig davon, ob der ursprüngliche Download beim Nutzer gelöscht werde.

“This understanding is, of course, confirmed by the laws of physics. It is simply impossible that the same “material object” can be transferred over the Internet.”

Eine einstweilige Verfügung gegen den Weiterbetrieb von ReDigi zu erwirken, ist aber vorläufig gescheitert.

Mein Senf dazu: Wären MP3s weiterverkaufbar, würde sie das wertiger machen. Und es würde sicherlich auch dazu führen, dass die Dateien im Handel mehr kosten.

ABER zurück zum Thema. Wären es statt der Beatport MP3s nämlich Platten gewesen, so wären sicher mehr Sternchen dabei raus gekommen. Der Weg in den Plattenladen, das Quatschen, das Stöbern, das Durchhören, das Vorsortieren und das nochmalige Hören…. Das alles stellt neben dem weitaus höheren Preis sicher, dass weniger Füllmaterial in die weiße Schallplattenladenplastiktüte wandert.

Ich kam mal auf die glorreiche Idee, mich ernsthaft von mehr Vinyl zu trennen. Zuerst versuchte ich es über Discogs. Klappte nicht wirklich. Dann wollte ich es sozusagen heimeliger machen, und packte die zum Verkauf stehenden Platten auf meinen Blog, jeweils inklusive eindigitalisierter 3230 Kb MP3 dazu. Die ersten meldeten sich. Prescription erst einf´digitalisiert dann doch behalten wenn ihr das lest… sorry. Für die Prescription Platten sogar gleich mehrere. Und dann nahm ich die Platte in die Hand und…. wollte sie dann doch behalten, OBWOHL ich mir extra einen USB Plattenspieler gekauft hatte für das Eindigitalisieren. OH MAAAN!!!

An die, die die Platte kaufen wollten… wenn ihr das lest… sorry. Bei einer Platte weiß ich immer sofort was drauf ist, ich kann m ich darüber ärgern, sie nicht pfleglicher behandelt zu haben, ich kann sie wieder entdecken zwischen all den anderen Prachtstücken. Ich kann sie zelebrieren, in dem ich sie zum Essen mit Freunden auflege, ich muss mich ihr widmen, denn man muss sie auch umdrehen, oder stoppen, wenn die Seite zuende ist. Man sollte ihr Liebe und Behutsamkeit entgegen bringen und kann sie auch, falls mal gerade keine schaut, auch küssen.

Neulich wurde die tollste Frau der Welt von irgendwem gefragt, ob ich die beiden ersten Daft Punk Alben hätte. Ich bejahte und verkündete stolz, ich hätte sogar die drei ersten Alben auf Platte. Zurück kam die SMS: „Oh voll oldskool.“

Ich dachte kurz darüber nach und lächelte dann buddhamäßig in mich hinein. Es ist das Wissen und die Erinnerung, es ist akustische Emotion, die sich bereits allein mit dem in die Hand nehmen des Vinyls verbindet, die es so viel besser als MP3 macht. Und es verschwindet nicht durch Format c:/