Als Auftakt des Moabiter Kunstfestivals Ortstermin 20 vom 28. bis 30. August 2020 eröffnet die gleichnamige Gruppenausstellung bis hierher und nicht weiter . this far and no further – als kritische Auseinandersetzung mit zeitgenössischen gesellschaftlichen, politischen, kulturellen und ökologischen Entwicklungen – in der Galerie Nord am 17. Juli.

Die Ausstellung zeigt Künstler_innen und Performer_innen, die sich in ihrer künstlerischen Praxis mit physischen und geopolitischen Grenzen, sozialen Phänomenen und Überschreitungen von ästhetischen Grenzziehungen auseinandersetzen.

Der Covid-19-Lockdown und das dadurch erzwungene temporäre Heraustreten aus Konsum und Leistungszusammenhängen haben als extremer Verstärker für das Bewusstsein von Abhängigkeiten, kapitalistischen Produktionsketten und sozialer Ungerechtigkeit gewirkt. Mit welchen Strategien begegnen Künstler_innen individuellen und gesellschaftlichen Einschränkungen? Wie gehen sie mit Panikmache und Bagatellisierung, wie mit rassistischer und nationalistischer Ausgrenzung um, die nicht erst seit Corona und der daraus folgenden Stimmung „allgemeiner Verunsicherung“ Hochkonjunktur haben?

Der Klang zerbrechenden Glases wird zum Soundtrack für Hanau. Ein im Raum verspannter Maschendrahtzaun präsentiert sich mit minimalistischer Eleganz. Absurd anmutende Inszenierungen von kultureller Assimilation begegnen textilen Bildcollagen mit provozierenden ikonografischen Bezügen zu jüngerer deutscher Geschichte. Barockes Ornament und die durchdringende physische Präsenz einer Heavy-Metal-Performance feiern Sinnlichkeit und Aufbegehren, und die Geschlossenheit einer Installation öffnet sich für den aktiven Gebrauch durch die Besucher_innen, die so einen sozialen und kommunikativen Raum eröffnen und miteinander teilen. Die künstlerischen Beiträge loten auf vielschichtige Weise Fragen zu Aus- und Abgrenzungen im physischen, sozialen und politischen Raum aus, um die Komplexität und Verzahnung gesellschaftspolitisch relevanter Prozesse mit all ihren Ambivalenzen offenzulegen und zu dekonstruieren.

bis hierher und nicht weiter . this far and no further versteht sich aber auch als Ermutigung, die unmittelbare physische Begegnung mit zeitgenössischer Kunst auch mit Covid-19 wieder zu ermöglichen und mit den aktuellen Einschränkungen und Distanzregeln kritisch zu spielen: Aktionen, Performances und zahlreiche Veranstaltungen in der Galerie und im öffentlichen Raum laden dazu ein, physische Präsenz und soziales Miteinander, die Partizipation und die Kommunikation als bewussten Vorgang der Reflektion, des Austausches und der Freude zu erleben und zu gestalten.

mit Arbeiten von Fadi Al-Hamwi, Jan Bejšovec, Rafał Dziemidok + Kacper Lipiński, Hannelore (Tom Früchtl + Catherine Lorent), Claudius Hausl, Catherine Lorent, Sharon Paz, Silke Schwarz, Mark Swysen, Chryssa Tsampazi, Raul Walch, Steffi Weismann + Çiğdem Üçüncü und Michael Wolke

Eröffnung: Freitag, 17. Juli, 19 Uhr
Ausstellung: 18. Juli – 31. August 2020, Di-Sa 12-19 Uhr

Begleitende Veranstaltungen:

Mittwoch, 29. Juli, 17 h
Ausstellungsrundgang und Künstler_innengespräch

Samstag, 15. August, 19 h
Konzert von Hannelore (Tom Früchtl und Catherine Lorent)

Freitag, 21. August, 17 h
Öffnung der Festivalzentrale des Moabiter Kunstfestivals Ortstermin 20
Loop Table
Performance von Raul Walch

Dienstag, 25. August, 19 h
Wir sind so verschieden. Hat das eine Zukunft?
Performance von Chryssa Tsampazi

Mittwoch, 26. August, 18 h
Scherben
Performance von Steffi Weismann und Çiğdem Üçüncü

Mittwoch, 26. August, 19 h
Artists against racism
Diskussionsabend mit Steffi Weismann, Apartment Project und weiteren

Freitag, 28. August, 18 h
Offizielle Eröffnung des Moabiter Kunstfestivals Ortstermin 20 – bis hierher und nicht weiter . this far and no further
Im Hof des Berlin Kolleg hinter der Galerie Nord

Freitag, 28. August – Mittwoch 2. September, jeweils ab der Dämmerung
In between
Videoscreening in einem Fenster der Galerie Nord

Samastag und Sonntag, 29. und 30. August, 15 h
Umherschweifen durch Raum und Klang
Performative Stadtteilerkundung von und mit Claudius Hausl
Treffpunkt für Teilnehmer_innen: vor der Arminiusmarkthalle

Sonntag, 30. August, 17 h
The Crossing I
Performance von Rafał Dziemidok und Kacper Lipiński
Gerickesteg (Fußgängerbrücke zwischen Moabit und and S-Bahn Bellevue)

Sonntag, 30. August, 19 h
The Crossing II
Performance von Rafał Dziemidok und Kacper Lipiński
Vor der Galerie Nord

Sonntag, 30. August, 20 h
itinerant interlude #2020
Performance von Axel Dörner (Trompete), Liz Allbee (Trompete) und Hilary Jeffery (Posaune, Trompete, Tuba)
Kuratiert von Laurie Schwartz

Eintritt jeweils frei